Beate Zschäpe im Gefängnis: "Eine Mischung aus Chefin und Filmstar"

Im NSU-Prozess gibt die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe das schüchterne Mauerblümchen. "Ein perfides Spiel", behauptet eine Journalistin, die die 41-Jährige einige Tage in der Haft beobachten konnte. Im Gefängnis erwecke Zschäpe einen ganz anderen Eindruck.

Astrid Ebenhoch hat wie die mutmaßliche Terroristin in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim eingesessen. Ihre Beobachtungen hat sie protokolliert. Die "Zeit" hat Teile daraus veröffentlicht und ein Interview mit der Journalistin geführt. Warum sie selbst in Haft saß, wollte die Frau der Wochenzeitung nicht verraten. Viele ihrer Schilderungen wurden der "Zeit" allerdings vom Leiter des Gefängnisses bestätigt.

"Zschäpe spielt Theater. Ihre Auftritte vor Gericht sind eine Inszenierung. Die authentische Zschäpe ist die, die ich im Knast gesehen habe", erklärt Ebenhoch in der "Zeit".

"Wie eine Königin"

Sie habe sich zwar kein Zimmer mit ihr geteilt, habe aber in Zschäpes Zelle und auf den Innenhof blicken können. "Sie thronte regelrecht. Sie kommunizierte lautstark über den Innenhof mit anderen Insassen. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich ist das verboten. Wenn andere das machten, gab es Sanktionen", so Ebenhoch.

Zschäpe sei laut Aussagen anderer Insassinnen im Knast "so etwas wie eine Königin, sie habe Geld und Macht, sie bewege sich wie eine Mischung aus Chefin und Filmstar. "Vergnügt und gut gelaunt geht Zschäpe beim Hofgang auf zwei Frauen zu, die sie offensichtlich gut kennt. Zschäpe gestylt im Military-Look. Begrüßung, Küsschen und Umarmung, anschließend beginnen sie einige Runden zu drehen", schreibt Ebenhoch in ihren Protokollen.

"Als würde sie regelrecht Leute rekrutieren"

Zschäpe doziere förmlich vor den anderen Frauen im Gefängnis. Man höre ihr gebannt zu. "Es ist unglaublich, mit welchem Selbstbewusstsein Zschäpe auftritt. Es war, als würde sie eine Art Sprechstunde geben, viele der anderen Gefangenen suchen ihren Rat. Sie gab den Ton an", behauptet die Journalistin.

Und weiter: "Ich kann das nicht beweisen, aber es macht auf mich den Eindruck, als würde sie regelrecht Leute rekrutieren im Gefängnis. Mir wurde erzählt, dass sie Leuten Adressen und Kontaktdaten gibt, nach dem Motto: Geh dahin, wenn du rauskommst, die helfen dir."

Wasser-Mehl-Schlacht gegen Aufmüpfige

Zudem will Ebenhoch beobachtet haben, wie Zschäpe andere Insassinnen instrumentalisierte, um eine Frau mit Migrationshintergrund mit einer Wasser-Mehl-Schlacht zu peinigen, weil diese sich zuvor mit der mutmaßlichen Terroristin angelegt habe. Den Vorfall bestätigt der Gefängnisleiter, sagt allerdings, er habe keinen ausländerfeindlichen Hintergrund und nichts mit Zschäpe zu tun.

Doch viele Details, die Ebenhoch in den paar Tagen gemeinsame Zeit im Gefängnis zwischen dem 2. und 6. April beobachten konnte, bestätigte er: Zum Beispiel, dass sie über ein Laptop verfüge oder dass sie zusätzliche Hofgänge gestattet bekomme. Allerdings sei der Laptop zur Vorbereitung auf die Verhandlungen und die Hofgänge als Ausgleich für die langen Phasen, in denen sie vor Gericht sitzen müsse.