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Geschichte: 70 Jahre Schlacht um Stalingrad


Geschichte
Als die Erde Feuer atmete: 70 Jahre Schlacht um Stalingrad

Von dpa
Aktualisiert am 02.02.2013Lesedauer: 3 Min.
70 Jahre Schlacht von StalingradVergrößern des Bildes70 Jahre Schlacht von Stalingrad - hier ein Angriff einer russischen Einheit im Jahr 1942 (Quelle: dpa-bilder)
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70 Jahre nach der erbarmungslosen Kesselschlacht von Stalingrad soll aus dem Gedenken an das blutigste Gefecht des Zweiten Weltkriegs ein Versöhnungsfest werden. Am Staatsakt nahm auch Kremlchef Wladimir Putin teil. Nachkommen deutscher Soldaten reisten in die Millionenstadt an der Wolga.

Wo mehr als 700.000 Deutsche und Russen ihr Leben ließen, reichten sich die Feinde von einst die Hände. Delegationen aus mehreren Ländern legten vor etwa 20.000 Zuschauern und zahlreichen Veteranen Kränze und Blumen an der Ewigen Flamme im Zentrum der Millionenstadt nieder, die für einen Tag offiziell wieder Stalingrad hieß. Für Deutschland nahm Botschafter Ulrich Brandenburg teil.

Nationaler Stolz

"Ehre sei Stalingrad, Ehre den Veteranen", rief Vizeregierungschef Dmitri Rogosin. Danach gab es bei frostigen Temperaturen eine Militärparade. Mit dabei war auch ein legendärer Weltkriegs-Panzer des sowjetischen Typs T-34. Ein Konzert des Symphonieorchesters Osnabrück mit den Philharmonikern von Wolgograd, wie Stalingrad seit 1961 heißt, bildete den Abschluss des Gedenkens.

Auf dem Soldatenfriedhof Rossoschka rund 40 Kilometer nordwestlich von Wolgograd legte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Kranz nieder. Dort sind etwa 56.000 deutsche Soldaten begraben, von weiteren mehr als 55.000 Wehrmacht-Toten sind nur die Namen eingraviert. "Niemand weiß, wo sie liegen. Aber ihre Namen sollen zeigen: Keiner ist vergessen", sagte Volksbund-Präsident Reinhard Führer bei der Zeremonie am Vorabend.

Viele Deutsche verbinden mit dem Namen "Stalingrad" Scham für den verbrecherischen Krieg. Russland ist auch sieben Jahrzehnte nach dem Blutbad vor allem stolz auf seinen mit unermesslichem Leid errungenen Sieg. "In die Geschichte unseres Vaterlandes ist die Schlacht um Stalingrad als eines der hellsten Kapitel eingegangen", betonte Präsident Putin.

"Die Schlacht ist unser nationaler Stolz", meint auch Alexej Wassin, der Direktor des Wolgograder Kriegsmuseums. Die damaligen Kämpfe hätten heute einen geradezu "sakralen Charakter". Ein Volk ohne historisches Gedächtnis zerbreche auf Dauer, schrieb Vizeregierungschef Rogosin auf Twitter.

Für Hitler-Deutschland bedeutet die vernichtende Niederlage den Wendepunkt: Der Angriffskrieg wird zum Verteidigungskrieg, der zwei Jahre später 2700 Kilometer weiter westlich in Berlin mit der totalen Niederlage endet.

Leichenberge als Kugelfang

Als die 6. Armee im August 1942 auf Stalingrad vorrückt, liegt der deutsche Angriff auf die Sowjetunion mehr als ein Jahr zurück. Doch die vollständige Eroberung der Stadt gelingt nicht, Mitte November kreist die Rote Armee den Feind ein. Am 2. Februar 1943 kapituliert die Truppe unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus.

Etwa 150.000 Deutsche sterben bei Kämpfen oder bei Temperaturen von minus 43 Grad an Kälte oder Hunger. Rund 91.000 Mann geraten in Gefangenschaft, aus der nur 6000 zurückkehren. Die Zahl der sowjetischen Toten wird auf mindestens 500.000 geschätzt. Auch die Zahl der zivilen Opfer ist hoch. 1941 beträgt die Einwohnerzahl etwa 525.000, zwei Tage nach der Schlacht sind es noch 23.000.

Um welch hohen Preis der Triumph errungen wird, wagen russische Historiker erst seit dem Ende der Sowjetunion 1991 zu hinterfragen. Nicht nur Hitler, auch der Sowjetdiktator Josef Stalin opfert dem "Wahnsinn von Stalingrad" Hunderttausende Leben. Widerstand in der Truppe habe es nicht oft gegeben, da unter Stalin der Heldenkult extrem ausgeprägt gewesen sei, sagt der Militärhistoriker Sergej Leonow. "Zudem wurden Befehlsverweigerer sofort erschossen."

Das "nackte Grauen" habe im Kessel von Stalingrad geherrscht, einem Gebiet von rund 50 Kilometern Durchmesser. "Leichenberge dienten als Kugelfang, und es kam auch zu Kannibalismus", erklärt Leonow.

"Verbissenes Ringen" um den Sieg

Dass Stalingrad für Soldaten beider Seiten die Hölle war, ist längst bekannt. Doch jetzt freigegebene Notizen sowjetischer Soldaten zeichnen ein noch schärferes Bild. Ihm sei es vorgekommen, als habe "die Erde tagelang Feuer geatmet", berichtet Hauptmann Nikolai Axojonow. Jeder Soldat wollte "so viele Deutsche wie möglich umbringen", hält der Offizier vor seinem Tod in Stalingrad fest. "An keinem anderen Ort in Europa hat es im Zweiten Weltkrieg ein solch verbissenes Ringen gegeben", sagt der Militärhistoriker Thomas Vogel.

"Stalingrad war ein Ort von Hass und Todfeindschaft", erzählt der Veteran Wassili Matenkow. "Auch ich habe Deutsche getötet - weil ich es musste", sagt der 90-Jährige dem russischen TV-Sender Westi. Mittlerweile sei Wolgograd aber zu einem Symbol für Versöhnung geworden. "Der deutsch-russische Soldatenfriedhof Rossoschka gilt seit der Einweihung 1999 als leuchtendes Zeichen", meint Matenkow.

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