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Stammzellen-Forschung: Forschern gelingt Klon-Sensation


Wissen
Forscher klonen erstmals menschliche Stammzellen

spiegel-online, Von Nina Weber und Christina Elmer

Aktualisiert am 16.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Ein Schritt im Klon-Prozess: Erbgut wird in entkernte Eizelle gespritztVergrößern des BildesEin Schritt im Klon-Prozess: Erbgut wird in entkernte Eizelle gespritzt (Quelle: OHSU)
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Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, mit Hilfe von Klon-Technik menschliche embryonale Stammzellen herzustellen. Ganze Menschen klonen wollen die Forscher nicht. Das Ergebnis ihrer Studie wirft dennoch brisante Fragen auf.

An Stammzellen forschen Wissenschaftler schon seit Jahren. Erstmals haben sie jetzt embryonale Stammzellen von Menschen durch Klonen erzeugt. Der Bericht des internationalen Forscherteams um Masahito Tachibana im Fachmagazin "Cell" wird deshalb für Diskussionen sorgen.

Auf der positiven Seite könnte die Forschung die regenerative Medizin voranbringen, die Krankheiten wie Parkinson mit Hilfe von Stammzellen heilen will. Doch gleichzeitig stellt sich eine brisante Frage: Haben die Forscher von der Oregon Health & Science University und ihre Kollegen den Weg geebnet, um Menschen zu klonen?

Die Beteiligten beschwichtigen umgehend: Obwohl die Technik eingesetzt werden könne, um Stammzellen zu klonen (therapeutisches Klonen), wäre sie höchstwahrscheinlich beim Klonen von Menschen gar nicht erfolgreich (reproduktives Klonen). "Auch wenn Durchbrüche beim Zellkerntransfer oft zu öffentlichen Diskussionen über die Ethik des Klonens von Menschen führen, ist das überhaupt nicht unser Fokus - und wir glauben auch nicht, dass andere unsere Erkenntnisse nutzen können, um das reproduktive Klonen von Menschen voranzutreiben", sagt Shoukrat Mitalipov, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Das liegt an der Eigenheit - man könnte auch Zerbrechlichkeit sagen - von menschlichen Eizellen, die sich lange Zeit allen Bemühungen des therapeutischen Klonens entzogen. Doch mit Hilfe von Experimenten mit Eizellen von Rhesusaffen näherten sich die Forscher dieser Problematik nun an und entwickelten schließlich eine Anleitung für eine Methode, die auch mit menschlichen Eizellen funktioniert. Diese beinhaltet etwa, was kurios klingen mag, dass die Zellen sich eher teilen, wenn in ihrem Nährmedium etwas Koffein enthalten ist.

Klon-Schaf Dolly

Die grundlegende Technik ist relativ alt, es handelt sich um den sogenannten somatischen Zellkerntransfer, den der britische Forscher John Gurdon im Jahr 1962 vorstelle. In Grundzügen lautet das Rezept: Man nehme eine Eizelle, entferne ihren Zellkern und damit den Großteil ihres Erbguts. Dann nehme man den Kern irgendeiner anderen Zelle, beispielsweise einer Hautzelle, und spritze diesen in die Eizelle. Diese kann nun beginnen, sich zu teilen und zu entwickeln, als sei sie befruchtet worden: Aus der Zelle ist ein Embryo geworden - und zwar ein Klon des Wesens, von dem die Hautzelle stammte. Aus diesem Embryo kann man nun eine embryonale Stammzelllinie erzeugen, deren Zellen in der Lage sind, sich in die vielen verschiedenen Zelltypen zu entwickeln, die im Körper existieren.

Mitte der neunziger Jahre pflanzten Forscher einen solchen Embryo einem Schaf-Weibchen ein - das Resultat war das Klon-Schaf Dolly. Schon damals sahen viele die Gefahr, dass nun bald menschliche Klone oder Designer-Babys entstehen würden. Bisher ist das ausgeblieben.

Die in "Cell" präsentierte Studie markiert da keinen großen Umbruch. Sie zeigt aber einen technischen Fortschritt, den Forscher in dieser Form auch erwartet hatten. "Man weiß, dass die Methode bei vielen Tieren funktioniert. Dass man sie nun auch bei Menschen demonstrieren konnte, hat mich ehrlich gesagt nicht überrascht", sagt etwa Jürgen Hescheler, der das Institut für Neurophysiologie am Universitätsklinikum Köln leitet.

Umprogrammierte Zellen als Alternative

Erstaunt sind Forscherkollegen von der Effizienz des Prozesses: Den Wissenschaftlern war es gelungen, ungewöhnlich viele Eizellen in Zelllinien zu verwandeln - man hatte hier mit deutlich mehr Ausschuss gerechnet. Auch Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster bezeichnet das als "verblüffend."

"Jetzt ist klar, dass der Mensch in dieser Hinsicht doch nichts Besonderes ist", sagt Schöler. Er warnt: "Die Studie hat eine Grundlage geschaffen, dass theoretisch das reproduktive Klonen von Menschen denkbar ist - auch wenn dabei natürlich eine Vielzahl von Problemen zu erwarten wären." Aus seiner Sicht hätte man sich längst darauf einigen sollen, das reproduktive Klonen weltweit zu ächten.

Auch wenn die durch reproduktives Klonen erzeugten Zelllinien für die Medizin sehr nützlich sein könnten; sie stellen inzwischen nicht mehr die einzige Möglichkeit dar, maßgeschneiderte Zellen für Patienten zu erzeugen, die zerstörtes Gewebe ersetzen könnten. Dies ließe sich auch mit sogenannten iPS-Zellen lösen: Körperzellen des Patienten, die im Labor dazu gebracht werden, sich wieder wie Stammzellen zu verhalten - und die daraufhin auch in verschiedene Gewebe weiterentwickelt werden können.

iPS-Zellen kommen ohne den Einsatz von Embryonen aus und ohne menschliche Eizellen - deren Spende für die Frau ein Risiko darstellt. Allerdings bergen sie durch die Umprogrammierung möglicherweise Gefahren, die einer medizinischen Anwendung im Wege stehen - das wird noch erforscht. Der große Vorreiter dieser Methode ist übrigens der Japaner Shinya Yamanaka - der 2012 dafür den Medizin-Nobelpreis erhielt, gemeinsam mit Klon-Pionier John Gurdon.

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