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Warum Menschen sich fremdschämen


Wie peinlich!
Warum Menschen sich fremdschämen

sa (IP)

28.01.2014Lesedauer: 2 Min.
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Haben Sie schon einmal einen scheinbar unbedarften Menschen bei etwas Peinlichem beobachtet und sich dabei für sie oder ihn geschämt, obwohl Sie gar nicht betroffen waren? Dieses Phänomen ist nicht neu – der Begriff „Fremdschämen“, der es beschreibt, ist allerdings erst einige Jahre alt. Verantwortlich für das Empfinden der Fremdscham sind sogenannte Spiegelneuronen.

So entsteht das Gefühl des Fremdschämens

Dass Sie sich für einen anderen Menschen schämen, hat zwei Ursachen: Zum einen müssen bestimmte gesellschaftliche Normen (zum Beispiel zum Verhalten und Aussehen) bestehen, die Ihnen als Beobachter bewusst sind. Das bedeutet, es muss Ihnen auffallen, dass der Beobachtete gegen eine solche Norm verstößt. Wissen Sie beispielsweise nicht, dass ein Vokuhila als Modesünde oft negativ auffällt, werden Sie sich nicht für den Träger dieser Frisur schämen.

Zum anderen ist Empathie notwendig, die durch sogenannte Spiegelneuronen in Ihrem Gehirn ermöglicht wird. Diese wurden 1995 von Giacomo Rizzolatti in Tierversuchen entdeckt. Beobachten Sie eine Situation, werden durch die Spiegelneuronen bei Ihnen die gleichen Hirnareale aktiv wie beim Selbsterleben einer ähnlichen Situation. Aus diesem Grund schämen Sie sich für andere, wenn Sie diese in einer für Sie peinlichen Situation sehen.

Eine Studie der Uni Marburg hat ergeben, dass es dabei egal ist, ob der Betroffene selbst bemerkt, dass die Situation, in der er sich befindet, gerade peinlich ist. Je mehr Einfühlungsvermögen Sie besitzen, desto ausgeprägter ist also Ihre Fremdscham.

Kann Fremdschämen verhindert werden?

Säuglinge schämen sich bekanntermaßen nicht. Erst im Kleinkindalter beginnen Menschen sich zu schämen. Grund dafür ist, dass Kinder sich dann bewusst werden, wenn sie gegen gesellschaftliche Normen verstoßen. Ihnen fällt auf, dass Erwachsene zum Beispiel nicht nackt umherlaufen oder dass sie die Tür beim Toilettengang verschließen und wenden dies auf ihr eigenes Verhalten an.

Psychologen wie Dr. Herbert Mück vertreten die These, dass ausgeprägtes Fremdschämen ein Hinweis darauf ist, dass das eigene Schamgefühl zu stark ausgeprägt ist. Selbstwertprobleme wären dann die eigentliche Ursache für Ihr starkes Peinlichkeitsgefühl, wenn Sie andere in unangenehmen Situationen beobachten. Sind Sie von starker Fremdscham betroffen, könnte es Ihnen daher helfen, am eigenen Selbstbewusstsein zu arbeiten und sich selbst weniger zu schämen. Innerhalb eines gesunden Maßes können Sie das Gefühl der Fremdscham jedoch weder regulieren noch verhindern – schließlich zeugt es vor allem von Ihrer Fähigkeit für Mitgefühl.

Ist Fremdschämen ein aktuelles Phänomen?

Grundsätzlich schämen sich Menschen schon immer für andere. Es gibt jedoch auch einen Grund dafür, dass plötzlich ein Wort für dieses Empfinden erfunden wurde. Durch soziale Netzwerke und TV-Formate wie Casting-Shows oder Scripted-Reality-Dokus bieten sich Ihnen heutzutage wesentlich mehr Möglichkeiten, Privates anderer öffentlich zu beobachten. Peinliche Einträge auf der Facebook-Pinnwand oder ein schlechter Gesangsvortrag im Fernsehen geben Ihnen vermehrt die Möglichkeit zum Fremdschämen.

Die einzige Möglichkeit, die sich Ihnen bietet, dieses Gefühl zu umgehen, ist die konsequente Vermeidung solcher Fremdschäm-Auslöser – aufgrund ihrer Omnipräsenz ist dies aber ein schwieriges Unterfangen. Fremdschämen ist also „in“, obwohl es seit Generationen besteht.

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