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Nesselsucht: Symptome, Ursachen & Behandlung einer Urtikaria


Wie Sie eine Nesselsucht erkennen und behandeln


Aktualisiert am 28.08.2023Lesedauer: 10 Min.
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Eine Frau kratzt sich am Arm: Eine Nesselsucht geht meist mit starkem Juckreiz einher.Vergrößern des Bildes
Eine Frau kratzt sich am Arm: Eine Nesselsucht geht meist mit starkem Juckreiz einher. (Quelle: PORNCHAI SODA/getty-images-bilder)

Eine Nesselsucht kann viele Ursachen haben. Erfahren Sie, wie die Urtikaria behandelt wird, ob sie ansteckend ist und welche Formen es gibt.

Etwa jeder Fünfte leidet irgendwann an einer Nesselsucht (Urtikaria): Plötzlich entsteht ein Ausschlag mit Quaddeln, der stark juckt. Meist verschwinden die Symptome innerhalb weniger Tage, sodass keine spezielle Behandlung nötig ist.

Seltener hält die Nesselsucht länger an. Dann kommt es über Wochen, Monate oder Jahre immer wieder zu Urtikaria-Schüben, was für die Betroffenen sehr belastend ist. Bei dieser chronischen Form der Urtikaria ist es besonders wichtig, die Ursachen zu finden und zu beseitigen. Die Schübe treten entweder täglich (chronisch-kontinuierliche Urtikaria) oder im Wechsel mit längeren beschwerdefreien Phasen auf (chronisch-rezidivierende Urtikaria).

Unabhängig von den Ursachen gibt es verschiedene Faktoren, die die Symptome auslösen können. Bei manchen Betroffenen ist es Wasser, bei anderen Hitze oder Kälte. Auch Druck, etwa durch enge Kleidung, kann eine Nesselsucht auslösen.

Die Nesselsucht kann bei Menschen jedes Alters auftreten. Frauen erkranken etwas häufiger als Männer.

Schon gewusst?
Die Bezeichnung Urtikaria ist auf das lateinische Wort für Brennnessel (urtica) zurückzuführen – denn der Ausschlag bei einer Nesselsucht erinnert an den, der auch nach Kontakt mit der Pflanze auftritt.

Ist Nesselsucht ansteckend?

Viele Menschen verbinden mit einem Ausschlag eine ansteckende Krankheit wie zum Beispiel Masern oder Röteln. Da liegt die Idee nahe, dass auch die Nesselsucht ansteckend sein könnte – was dazu führen kann, dass Erkrankte Personen gemieden und ausgegrenzt werden.

Eine Nesselsucht entsteht jedoch nicht durch Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren, die auf andere Menschen übertragen werden könnten. Daher ist die Sorge, sich anzustecken, unbegründet.

Gut zu wissen
Eine Nesselsucht ist nicht ansteckend.

Diese Symptome weisen auf eine Nesselsucht hin

Eine Nesselsucht geht mit charakteristischen Symptomen einher:

  • Der betroffene Hautbereich juckt stark und/oder brennt.
  • In der betroffenen Region bildet sich ein Hautausschlag mit Quaddeln.
  • Manchmal entsteht zusätzlich ein Angioödem: Dann sind einzelne Körperbereiche stark angeschwollen.

Die Symptome einer Nesselsucht können innerhalb von Minuten auftreten. Sie können sich an allen möglichen Körperstellen bemerkbar machen, zum Beispiel am Hals, an der Hand, an den Fingern, an den Ellenbogen, am Oberschenkel, im Gesicht oder am Rücken.

Welche Beschwerden genau auftreten, ist auch von der jeweiligen Form der Nesselsucht abhängig. Die Quaddeln können zum Beispiel nur stecknadelkopfgroß, aber auch deutlich größer sein. Auch die Form der Quaddeln kann variieren.

Erst Juckreiz, dann Quaddeln

Meist beginnt die Urtikaria an einer einzelnen Körperstelle mit Juckreiz, der stark bis sehr stark ausgeprägt ist. Anders als bei vielen anderen Hauterkrankungen versuchen die Betroffenen meist nicht, den Juckreiz durch Kratzen zu stillen. Charakteristisch für eine Urtikaria ist vielmehr, dass die Erkrankten an der jeweiligen Hautpartie reiben oder drücken.

Kurz nachdem der Juckreiz eingesetzt hat, entsteht ein deutlich abgegrenzter Hautausschlag mit hautfarbenen oder blassroten Quaddeln. Größere Quaddeln sind manchmal in der Mitte etwas blasser und haben einen dunkleren Rand. Meist bilden sie sich innerhalb weniger Stunden zurück. Allerdings können sich anschließend neue Quaddeln bilden.

Die Quaddeln könnten unterschiedlich lange sichtbar bleiben. Normalerweise verschwinden sie spätestens nach 24 Stunden. Sie können sich allerdings nach kurzer Zeit erneut bilden.

Die Symptome einer Urtikaria bedeuten nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen Stress. Vor allem an unbekleideten und somit für andere sichtbaren Hautpartien wie Gesicht, Händen oder Hals können die Quaddeln eine große psychische Belastung für die erkrankte Person darstellen.

Angioödem: Bei Nesselsucht kann Gewebe anschwellen

Eine akute Nesselsucht kann zusätzlich mit einer Schwellung verbunden sein, dem sogenannten Angioödem. Es entsteht, wenn sich im Gewebe unter der Haut oder den Schleimhäuten eine wässrige Flüssigkeit ansammelt.

Typisches Symptom eines Angioödems ist eine polsterartig aussehende Schwellung des betroffenen Hautbereichs. Auch Juckreiz, Brennen oder Schmerzen können auftreten. Bis sich die Schwellung zurückbildet, können bis zu 72 Stunden vergehen.

Regionen, in denen das Angioödem bei einer Urtikaria häufiger auftritt, sind vor allem

  • Gesicht
  • Hände oder Füße
  • Genitalien
  • Kehlkopf
  • Zunge

Nesselsucht als Symptom eines allergischen Schocks

Eine Nesselsucht kann als Symptom eines allergischen Schocks (anaphylaktischer Schock) auftreten, zum Beispiel bei einer Insektengiftallergie. Die betroffene Person bemerkt dann neben den Symptomen einer Nesselsucht weitere Beschwerden wie Kreislaufprobleme, Erbrechen, Durchfall, Angst, Atemnot oder Herzrasen.

Nesselsucht: Wann zum Arzt?

Klingen die Symptome nicht ab, kehren immer wieder oder werden stärker, ist ein Arztbesuch angebracht.

Wichtige Information
Wenn Sie Anzeichen eines allergischen Schocks bemerken, handelt es sich um einen Notfall: Ein allergischer Schock ist lebensbedrohlich und muss umgehend behandelt werden. Auch ein Angioödem kann gefährlich werden, wenn die Schwellung die Atemwege behindert – etwa, weil der Kehlkopf geschwollen ist. In diesem Fall sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe suchen.

Welche Ursachen hat eine Nesselsucht?

Bei einer Urtikaria zeigt das Immunsystem eine Überreaktion auf bestimmte Reize, was sich durch Symptome wie Ausschlag und Juckreiz äußert. Ursache für die Beschwerden sind in den meisten Fällen bestimmte Abwehrzellen des Immunsystems: die Mastzellen.

Mastzellen haben die Aufgabe, Krankheitserreger oder andere potenziell gefährliche Stoffe im Körper zu bekämpfen. Bei einer Nesselsucht reagieren sie fälschlicherweise, obwohl keine Gefahr besteht. Dann schütten sie verschiedene Botenstoffe aus, um sich gegen den vermeintlichen Eindringling zur Wehr zu setzen. Die genauen Ursachen für diese Fehlreaktion sind unbekannt.

Die ausgeschütteten Botenstoffe – darunter vor allem Histamin – sind die Ursache für die typischen Urtikaria-Symptome: Sie lösen eine örtlich begrenzte, entzündliche Reaktion aus. Die Gefäße in der Haut weiten sich und werden durchlässiger. Es bilden sich die typischen Hautrötungen, Schwellungen, Juckreiz und Quaddeln.

Warum das Immunsystem überreagiert und eine Nesselsucht entsteht, ist bislang nicht vollständig geklärt. Es kommen verschiedene Ursachen infrage, so zum Beispiel

  • Unverträglichkeiten gegen bestimmte Medikamente wie Antibiotika oder nicht-steroidale Antirheumatika
  • Unverträglichkeiten gegen Farb- oder Konservierungsstoffe in Nahrungsmitteln
  • Allergien, etwa gegen Insektengift
  • akute Infekte, Entzündungen

Daneben gibt es noch viele weitere mögliche Ursachen. Welche genau, hängt auch davon ab, um welche Form der Urtikaria es sich handelt. Psychischer Stress kann die Beschwerden zudem verschlimmern.

In vielen Fällen kann die Ursache allerdings nicht gefunden werden. Auch kann es sein, dass verschiedene Ursachen im Zusammenspiel die Nesselsucht begünstigen.

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Formen von Nesselsucht

Neben den eigentlichen Ursachen gibt es eine Reihe von Auslösern, die bewirken, dass die Nesselsucht akut ausbricht und der Hautausschlag entsteht.

Die möglichen Auslöser einer Nesselsucht sind sehr unterschiedlich. Bei manchen führt zum Beispiel Kälte zu einem akuten Ausschlag. Bei anderen entstehen die Quaddeln durch Druck – etwa, wenn sie einen Rucksack auf den Schultern getragen haben. Manchmal ist auch kein Auslöser zu finden.

Fachleute unterscheiden entsprechend verschiedene Formen von Nesselsucht, die sich nach ihrem jeweiligen Auslöser zuordnen lassen.

  • Spontane Urtikaria: Bei dieser Form von Nesselsucht ist kein Auslöser zu finden.
  • Physikalische Urtikaria: Sie wird durch verschiedene äußere Reize ausgelöst. Dazu zählen etwa Druck, Kälte oder Hitze.
  • Sonstige Urtikaria-Formen: In diese Kategorie fallen weitere mögliche Auslöser wie etwa Kontakt mit Wasser, körperliche Anstrengung oder eine Allergie.

Neben diesen drei Hauptformen gibt es weitere Unterformen, die jeweils verschiedene Auslöser haben. Mehr dazu finden Sie in nachfolgenden Kapiteln.

Schon gewusst?
Bei einer Person können mehrere Formen von Nesselsucht gleichzeitig vorliegen.

Spontane Urtikaria: Symptome aus heiterem Himmel

Eine spontane Urtikaria zeichnet sich dadurch aus, dass die Symptome plötzlich und vermeintlich ohne äußeren Anlass auftreten.

Häufig lässt sich tatsächlich keine Ursache finden, in manchen Fällen jedoch schon. Eine akute, nicht länger als sechs Wochen anhaltende spontanen Urtikaria (auch: akute spontane Urtikaria), kann zum Beispiel nach einem akuten Infekt auftreten. Insbesondere bei Kindern ist dies häufiger der Fall.

Hält eine spontane Urtikaria länger als sechs Wochen an, sprechen Fachleute von einer spontanen chronischen Urtikaria. Es kommen verschiedene Ursachen infrage, so zum Beispiel bestimmte Medikamente, Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, eine Unverträglichkeit gegenüber Farb-, Konservierungs- oder Zusatzstoffen in Nahrungsmitteln oder eine Nahrungsmittelallergie.

Physikalische Urtikaria: Wenn äußere Reize eine Nesselsucht auslösen

Personen, die unter einer physikalischen Urtikaria leiden, entwickeln die Beschwerden durch äußere Auslöser wie Licht, Kälte, Wärme, Druck oder Reibung – und zwar in dem Hautbereich, der dem Reiz ausgesetzt war.

Fachleute teilen die physikalische Urtikaria in verschiedene Unterformen ein:

  • Urticaria factitia: Nesselsucht durch Krafteinwirkung wie z. B. Kratzen
  • Druckurtikaria: Nesselsucht nach Druck auf der Haut
  • Vibrationsurtikaria: Nesselsucht nach Vibration
  • Kälteurtikaria: Nesselsucht durch Kältereize
  • Wärmeurtikaria: Nesselsucht durch Wärme
  • Lichturtikaria: Nesselsucht durch UV-Licht

Urticaria factitia: Schreiben auf der Haut möglich

Besonders häufig kommt die Urticaria factitia vor. Auslöser dieser Form von Nesselsucht sind Scherkräfte – etwa durch Reiben, Scheuern oder Kratzen.

Nicht umsonst wird die Urticaria factitia auch Hautschriftnesselsucht genannt: Fährt die Person mit dem Finger über die Haut, bilden sich genau an diesen Stellen Quaddeln.

Meist treten die Beschwerden innerhalb von wenigen Minuten auf. Seltener reagiert die Haut mit einer Verzögerung von einer halben bis vier Stunden. Dann sprechen Fachleute von einer verzögerten Urtikaria, der Urticaria factitia tarda.

Häufig lässt sich für eine Urticaria factitia keine Ursache finden. In manchen Fällen lässt sie sich jedoch auf bestimmte Einflüsse zurückführen. Dazu zählt etwa eine Medikamentenunverträglichkeit, zum Beispiel gegen Acetylsalicylsäure (ASS) oder Penicillin. Auch ein Befall mit Parasiten oder eine Mastozytose werden als Ursachen diskutiert. Bei einer Mastozytose verfügt die Haut über übermäßig viele Mastzellen, die den Hautausschlag auslösen können.

Druck- und Vibrationsurtikaria: Ein Gürtel kann Nesselsucht auslösen

Neben Reiben oder Kratzen kann auch längerer Druck auf eine Hautpartie zum Ausbruch einer Nesselsucht führen. Dann sprechen Fachleute von einer Druckurtikaria. Meist dauert es vier bis acht Stunden, bis die Symptome auftreten. Ausgelöst wird sie zum Beispiel durch

  • enge Kleidung
  • Gürtel
  • das Tragen einer Tasche auf der Schulter

Bei einer Vibrationsurtikaria ist nicht Druck das Problem, sondern Vibration – zum Beispiel, wenn eine Person mit dem Presslufthammer gearbeitet hat.

Licht, Wärme- und Kälteurtikaria

Bei manchen Personen löst Lichteinstrahlung eine Nesselsucht aus. Dabei kann schon herkömmliches Tageslicht ausreichen. Aber auch UVA-Strahlung durch Solarien, Halogenlampen oder Ähnlichem können die Lichturtikaria (solare Urtikaria) verursachen.

Zudem können Wärme oder Kälte Auslöser einer Nesselsucht sein. Eine Wärmeurtikaria ist im Vergleich zur Kälteurtikaria eher selten. Sie entwickelt sich zum Beispiel

  • nach dem Anfassen von warmen Gegenständen
  • durch warme Luft, etwa beim Föhnen
  • durch warmes Wasser, etwa beim Duschen

Im Gegensatz dazu entsteht eine Kälteurtikaria, wenn niedrige Temperaturen auf die Haut einwirken, zum Beispiel durch

  • kaltes Metall
  • niedrige Außentemperaturen
  • kaltes Wasser, kalter Wind
  • Trinken kalter Getränke, Verzehr von Eis (selten)

Die Kälteurtikaria kann auch großflächig auf der Haut in Erscheinung treten. Als mögliche Ursachen werden zum Beispiel Nahrungs- und Tiergiftallergien, einige Infektionskrankheiten wie das pfeiffersche Drüsenfieber, bestimmte Medikamente (z. B. der schmerzstillende Wirkstoff Diclofenac) und Entzündungsreaktionen diskutiert.

Wichtiger Hinweis
In sehr seltenen Fällen kann eine Kälteurtikaria eine gefährliche Überreaktion des Immunsystems auslösen – zum Beispiel, wenn der ganze Körper abrupt mit Kälte in Kontakt kommt.

Weitere Formen von Nesselsucht

Neben der spontanen und der physikalischen Urtikaria gibt es weitere Auslöser beziehungsweise Formen einer Nesselsucht. Der Ausschlag entsteht dann

  • bei einer erhöhten Körperkerntemperatur (cholinergische Urtikaria),
  • nach körperlicher Anstrengung (anstrengungsinduzierte Urtikaria) oder
  • nach dem Kontakt mit Stoffen, auf welche die Person allergisch reagiert (Kontakturtikaria).

Eine nach längerem Kontakt mit Wasser auftretende Nesselsucht wird als Wasserurtikaria oder aquagene Urtikaria bekannt. Meist zeigen sich die Symptome spätestens nach 30 Minuten am Unterkörper. Sie können aber auch an den Beinen oder im Gesicht auftreten. Charakteristisch für die Wasserurtikaria sind kleine, rote Quaddeln, die etwa so groß sind wie ein Stecknadelkopf.

Entsteht Urtikaria, wenn die Körpertemperatur erhöht ist, handelt es sich um eine cholinergische Urtikaria oder Schwitzurtikaria. Dann entstehen viele kleine Quaddeln, die meist großflächig auftreten. Die Temperatur im Inneren des Körpers kann aus verschiedenen Gründen erhöht sein, zum Beispiel bei längerem Baden in einer heißen Wanne, nach dem Verzehr scharfer Speisen oder auch durch Stress.

Auch körperliche Anstrengung kann eine Nesselsucht auslösen, die sogenannte anstrengungsinduzierte Urtikaria. Nicht zuletzt gibt es die Kontakturtikaria, welche bei Personen auftreten kann, die an einer Kontaktallergie leiden. Bei Berührung mit dem allergieauslösenden Stoff bildet sich dann der typische Ausschlag.

Diagnose Urtikaria: Auf der Suche nach den Ursachen

Eine Nesselsucht erkennen Ärztinnen oder Ärzte meist schon an dem charakteristischen Ausschlag. Wichtig für die Diagnose sind zudem – neben der körperlichen Untersuchung – die Angaben der Patientin oder des Patienten.

Hilfreich sind unter anderem Angaben darüber, seit wann die Beschwerden schon bestehen, wie lange sie jeweils anhalten und ob neben dem Ausschlag noch weitere Symptome auftreten (z. B. Schwellungen).

Provokationstest: Was löst die Urtikaria aus?

Zudem wird die Ärztin oder der Arzt wissen wollen, ob es einen bestimmten Auslöser für die Nesselsucht gibt, zum Beispiel Kälte, Licht oder Druck. In vielen Fällen hat die Patientin/der Patient bereits einen bestimmten Auslöser in Verdacht. Dann können gezielte Tests (Provokationstests) helfen, die Vermutung zu bestätigen. Die Person wird dann dem jeweils möglichen Auslöser ausgesetzt.

Nicht immer wird die Ursache einer Nesselsucht gefunden

Schwerer als die eigentliche Diagnose und die Ermittlung des Auslösers ist, die Ursachen für die Nesselsucht zu finden. Das ist insbesondere wichtig, wenn die Nesselsucht schon länger anhält. Wenn die Ursache beseitigt werden kann, kann dies auch die Nesselsucht zum Abklingen bringen.

Im Gespräch wird die Ärztin oder der Arzt nach möglichen Ursachen fragen. Zum Beispiel wird sie oder er wissen wollen, ob die Person bestimmte Unverträglichkeiten aufweist (etwa gegen Lebensmittelzusätze), welche Medikamente sie einnimmt oder ob Allergien bekannt sind.

Je nachdem, welche Ursache vermutet wird, können verschiedene körperliche Untersuchungen sinnvoll sein. Anhand einer Blutprobe lässt sich zum Beispiel feststellen, ob möglicherweise ein Infekt hinter den Beschwerden steckt.

Wird ein bestimmtes Nahrungsmittel oder ein Zusatzstoff als Ursache vermutet, bietet sich eine Urtikaria-Diät an. Die betroffene Person wird dann über vier Wochen hinweg auf eine Palette bestimmter Nahrungsmittel verzichten. Anschließend kommen wieder nach und nach einzelne Nahrungsmittel hinzu, um zu testen, ob die Person eine Reaktion zeigt.

Schon gewusst?
Bei einer chronischen Urtikaria kann es hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen, um der möglichen Ursache auf die Spur zu kommen.

Behandlung einer Nesselsucht

Was tun, wenn sich Symptome einer Nesselsucht zeigen? Bei einer nur kurz anhaltenden, akuten Urtikaria reicht es meist aus, die Symptome mit Medikamenten in den Griff zu bekommen. Die Ermittlung und Behandlung der Ursachen ist dann normalerweise nicht nötig.

Hält die Nesselsucht jedoch länger an, ist es wichtig, die Ursachen zu finden und möglichst auszuschalten. Hat zum Beispiel eine Infektion im Nasenrachenraum die Urtikaria begünstigt, sollte diese rasch behandelt werden. Bei Kindern steckt häufiger eine Streptokokkeninfektion hinter der Urtikaria. Wenn eine Allergie die Urtikaria hervorruft, sollte möglichst eine Hyposensibilisierung erfolgen.

Unabhängig von den Ursachen lassen sich die Symptome einer Nesselsucht mit Medikamenten behandeln.

Nesselsucht mit Antiallergika behandeln

Gegen die Beschwerden einer Nesselsucht kommen insbesondere Antihistaminika (eine Form von Antiallergika) zum Einsatz. Sie schwächen die Wirkung des Botenstoffs Histamin ab, welcher während eines Urtikaria-Schubs vermehrt freigesetzt wird.

Meist sind hohe Dosen erforderlich, um die Symptome zu lindern. Insbesondere sogenannte H1-Histaminika (wie Cetirizin, Loratadin) haben sich zur Behandlung der Nesselsucht bewährt. Die Wirkstoffe blockieren die Bindungsstellung des Histamins und verhindern so, dass es seine Wirkung entfalten kann.

In schweren Fällen helfen kortisonhaltige Präparate

Bei einer schweren Nesselsucht können zusätzlich kortisonhaltige Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide zum Einsatz kommen. Diese sorgen dafür, dass weniger Histamin freigesetzt wird, indem sie auf die ausschüttenden Mastzellen wirken.

Wichtige Information
Kortisonhaltige Medikamente können sehr wirkungsvoll sein, dürfen allerdings nur für kurze Zeit angewendet werden.

Weitere Medikamente gegen Nesselsucht

Der Wirkstoff Omalizumab fängt den Antikörper Immunglobulin E (IgE) im Blut ab. So wird verhindert, dass die Antikörper an den Mastzellen binden und diese daraufhin Histamin ausschütten. Auch der Wirkstoff Ciclosporin A verhindert die Freisetzung von Histamin.

Der Wirkstoff Montekulast beeinflusst hingegen die sogenannten Leukotriene im Körper. Wie auch das Histamin werden Leukotriene unter anderem von den Mastzellen freigesetzt und können Entzündungsreaktionen hervorrufen.

Medikamente wie Omalizumab, Ciclosporin A und Montekulast kommen infrage, wenn

  • die Nesselsucht chronisch ist,
  • schwer ausgeprägt ist und
  • Antihistaminika und Glukokortikoide nicht ausreichend geholfen haben.

Welche Hausmittel helfen bei Nesselsucht?

Das wohl wichtigste Hausmittel bei Nesselsucht: Wenn Sie den Auslöser der Nesselsucht kennen, sollen Sie diesen möglichst meiden. Führt zum Beispiel eng anliegende Kleidung bei Ihnen schnell zu einer Urtikaria, kann bequeme, lockere Kleidung Abhilfe bringen.

Eine akute Nesselsucht klingt von allein wieder ab. Bei starkem Juckreiz können sich Betroffene möglicherweise mit Hausmitteln behelfen.

Im Internet finden sich viele (vermeintliche) Hausmittel gegen Nesselsucht. Gegen den Juckreiz werden zum Beispiel Essigwickel, Salben mit Hamamelis oder Backpulver empfohlen. Letzteres soll mit Wasser vermischt direkt auf die juckenden Stellen aufgetragen werden. Wie gut solche Hausmittel wirklich bei Nesselsucht helfen, ist allerdings nicht untersucht.

Betroffene können auch kühlende Salben oder Kompressen als Hausmitteln versuchen. Aber Achtung: Personen mit Kälteurtikaria sollen auf Kälte als Hausmittel verzichten, da sie die Symptome verschlimmern kann.

Nicht zuletzt können Sie sich zunächst selbst behelfen, indem Sie auf rezeptfreie Antihistaminika und andere juckreizstillende Präparate aus der Apotheke zurückgreifen – etwa auf Salben mit dem Wirkstoff Polidocanol. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten.

Wichtige Information
Halten die Beschwerden länger an oder werden stärker, sollten Sie in jedem Fall ärztlichen Rat suchen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des urticaria network e.V.: www.urtikaria.net (Abrufdatum: 29.7.2021)
  • Urtikaria und Angioödem. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 22.6.2021)
  • Urtikaria. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: September 2020)
  • Hahn, J.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2018
  • Sterry, W.: Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2016
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