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Scheidungsanwalt: Ist ein Anwalt bei einer Scheidung nötig?


Ehe gescheitert
Kann ich mich auch ohne Anwalt scheiden lassen?

  • Christine Holthoff
Von Christine Holthoff

Aktualisiert am 04.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Scheidungsanwalt bei der Arbeit (Symbolbild): Mit einem guten Anwalt gehen Scheidungen erträglicher über die Bühne.Vergrößern des Bildes
Scheidungsanwalt bei der Arbeit (Symbolbild): Mit einem guten Anwalt gehen Scheidungen erträglicher über die Bühne. (Quelle: Antonio_Diaz/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Zerbricht eine Ehe, ist das nervenaufreibend genug. Wenigstens die Scheidung sollte professionell laufen. Ein Anwalt kann helfen – aber ist er auch nötig?

Wenn die Liebe endet, kann man eine Sache ganz sicher nicht gebrauchen: zusätzlichen Stress, weil die Scheidung stockt. Mit einem Profi an der Seite können Sie Fallstricke vermeiden, zumindest ums Rechtliche brauchen Sie sich dann keinen Kopf mehr zu machen.

Doch woran erkenne ich einen guten Scheidungsanwalt? Wir geben Ihnen Tipps für die Suche, erklären, welche Kosten auf Sie zukommen und ob Sie sich auch ohne Anwalt scheiden lassen können.

Ist ein Scheidungsanwalt notwendig?

Ja. Ohne Anwalt können Sie sich in Deutschland nicht scheiden lassen, weil nur ein Anwalt den Scheidungsantrag bei Gericht einreichen darf. Bei einer einvernehmlichen Scheidung lässt sich aber immerhin der Anwaltszwang für beide Parteien umgehen.

Sind Sie sich als Paar also wirklich einig, benötigt nur der Antragsteller einen Rechtsbeistand. Der andere Partner nimmt lediglich dazu Stellung und stimmt der Scheidung zu. Damit lassen sich auch Kosten sparen.

Wichtig: Stellen Sie einen Antrag auf Zugewinnausgleich oder weitere Unterhaltszahlungen nach der Ehe, brauchen beide Seiten einen Anwalt. Mehr zum Zugewinnausgleich lesen Sie hier.

Was kostet der Anwalt bei einer Scheidung?

Wie viel eine Anwältin oder ein Anwalt bei einer Scheidung kostet, hängt vom sogenannten Verfahrenswert ab. Dieser muss für jedes Paar individuell beziffert werden. Er richtet sich maßgeblich nach:

  • dem Nettoeinkommen der Eheleute im Quartal, also dem Einkommen aus drei Monaten,
  • der Höhe des Versorgungsausgleichs (mehr dazu lesen Sie hier)
  • und Ihrem Vermögen.

Darüber hinaus können weitere sogenannte Folgesachen den Verfahrenswert erhöhen, wenn Sie sich nicht außergerichtlich darüber einigen können:

  • Unterhalt,
  • Sorgerecht,
  • Umgangsrecht,
  • Ehewohnung,
  • Hausratsteilung,
  • Zugewinnausgleich.

Wie genau die einzelnen Kriterien in die Berechnung einfließen, können Sie in unserem Ratgeber zu Scheidungskosten nachlesen. Ausgehend vom errechneten Verfahrenswert, auch Streitwert genannt, lassen sich die Anwaltskosten bestimmen. Sie sind in speziellen Gebührentabellen nachzulesen.

Die Kosten für einen Rechtsanwalt bestehen dabei aus:

  • Verfahrensgebühr,
  • Termingebühr,
  • Ausgabenpauschale
  • und Mehrwertsteuer.

Die folgende Tabelle zeigt mögliche Anwaltskosten je nach Verfahrenswert bei einer einvernehmlichen Scheidung:

Verfahrenswert bis Anwaltskosten
5.000 Euro 925,23 Euro
10.000 Euro 1.683,85 Euro
13.000 Euro 1.820,70 Euro
16.000 Euro 1.957,55 Euro
25.000 Euro 2.368,10 Euro
30.000 Euro 2.591,23 Euro
50.000 Euro 3.483,73 Euro
95.000 Euro 4.242,35 Euro
110.000 Euro 4.495,23 Euro

Gut zu wissen: Wer sich scheiden lässt, kann die Kosten für einen Rechtsstreit nur im Ausnahmefall als außergewöhnliche Belastungen von der Steuer absetzen. Der liegt vor, wenn Sie ohne den Prozess Gefahr liefen, Ihre Existenzgrundlage zu verlieren und lebensnotwendige Bedürfnisse nicht mehr im üblichen Rahmen befriedigen zu können.

Wer zahlt den Anwalt bei einer Scheidung?

Die Anwaltskosten bei einer Scheidung trägt jeder Partner selbst. Gibt es nur einen Anwalt, können Sie vereinbaren, sich die Kosten zu teilen. Andernfalls muss der Antragsteller zahlen.

Verdient einer der Partner überdurchschnittlich und der oder die andere wenig, muss der Bessergestellte die Prozesskosten der anderen Seite tragen. Besserverdiener sollten sich also gut überlegen, ob sie den Streit beispielsweise um Unterhaltszahlungen unnötig in die Länge ziehen.

Wann sollte ich zum Scheidungsanwalt?

Es empfiehlt sich grundsätzlich, Ihre Situation früh mit einem Anwalt zu besprechen. So vermeiden Sie Fallen, die das Scheidungsverfahren gefährden können.

So ist beispielsweise denkbar, dass Sie sich scheiden lassen wollen, Ihr Partner aber nicht. Der Scheidungsunwillige könnte dann Ihren Trennungswillen anzweifeln, indem er das mit WhatsApp-Nachrichten oder E-Mails belegt. Die Scheidung könnte dann bereits daran scheitern, dass Sie weiter freundlich miteinander sprechen.

Auch ein gemeinsames Weihnachtsfest, ein gemeinsames Konto oder Darlehen können Ihrer Scheidung entgegenstehen. Ein Scheidungsanwalt weist Sie frühzeitig auf diese Fallstricke hin.

Grundsätzlich müssen Sie aber erst einmal ein Jahr getrennt gelebt haben, bevor Sie sich scheiden lassen können. Spätestens in der zweiten Hälfte dieses Zeitraums sollten Sie einen Anwalt kontaktieren, damit dieser den Scheidungsantrag vorbereiten kann.

Oft reichen Scheidungsanwälte den Antrag schon kurz vor Ablauf des Trennungsjahres beim Familiengericht ein, weil auch das Gericht einige Zeit an Vorlauf benötigt.

Wie finde ich einen guten Scheidungsanwalt?

Scheidungsanwalt ist nicht gleich Scheidungsanwalt. Wie in anderen Branchen auch gibt es gute und schlechte Fachanwälte. Planen Sie eine Scheidung, sollten Sie daher nicht den erstbesten Anwalt nehmen, sondern sich vorab gut informieren. Starten können Sie zum Beispiel bei Freunden und Bekannten. Vielleicht hat jemand eine Empfehlung für Sie.

Vergleichen Sie zudem die Auftritte von Scheidungsanwälten im Netz, um sich einen ersten Eindruck von der Kanzlei zu machen. Ist die Webseite nachlässig gestaltet und enthält kaum Informationen, könnte das ein Hinweis auf die Arbeitsweise des Anwalts sein. Gleichen Sie Ihren Eindruck mit Bewertungen anderer Mandanten auf Vergleichsportalen ab, um mehr über die Qualität und Zuverlässigkeit des Anwalts zu erfahren.

Wichtig ist aber auch der persönliche Eindruck: Ein guter Scheidungsanwalt berät Sie schon vorab umfassend zum Ablauf des Verfahrens. Wie ausführlich er Ihnen die Details erklärt, ist ein erstes Entscheidungskriterium. Auch das Auftreten ist wichtig. Ein Anwalt, der sehr schüchtern, unerfahren und zurückhaltend auf Sie wirkt, wird vor Gericht möglicherweise ähnlich agieren.

Wichtig ist zudem seine Berufserfahrung. Überzeugen Sie sich von seiner Fachkompetenz, indem Sie sich die rechtlichen Sachverhalte zur Scheidung genauer erläutern lassen. Der Vergleich mit anderen Anwälten wird Ihnen so leichter fallen. Nicht zuletzt muss auch die Chemie zwischen Ihnen stimmen.

Wie lange dauert eine Scheidung?

Sobald Ihr Anwalt den Scheidungsantrag eingereicht hat, zieht sich eine Scheidung in der Regel noch über sechs Monate bis zu einem Jahr. Verzichten Sie auf den Versorgungsausgleich, dauert die Scheidung nur drei bis vier Monate. Das ist aber nur in Ausnahmefällen möglich – etwa wenn die Ehe nicht länger als drei Jahre hielt oder beide Ehepartner annähernd gleich viele Rentenpunkte während der Ehe erworben haben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Rechtsanwaltskammer Koblenz
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