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Guernsey: Diese Inselschönheit ist kein Badeparadies


Europa
Diese Inselschönheit ist kein Badeparadies

srt, Armin Herb, srt

01.08.2012Lesedauer: 4 Min.
Guernsey bietet tolle NatursträndeVergrößern des BildesGuernsey bietet tolle Naturstrände (Quelle: dpa-bilder)
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Der Wind weht kräftig am Klippenweg, aber kalt ist es nicht. Guernsey hat wegen des Einflusses des Golfstromes und seiner geschützten Lage im Golf von St. Malo ein mildes Klima. Das Thermometer fällt selten unter null Grad, allerdings steigt es im Sommer auch nicht in hitzige Höhen, und das Meerwasser erreicht kaum 20 Grad. Deshalb zählt die britische Kanalinsel nicht zu den klassischen Badeinseln. Trotzdem verbringen im Sommer hier viele britische Gäste ihren Strandurlaub. Andere Guernsey-Gäste suchen die Entspannung in der Natur, denn zum Wandern ist das Klima ideal. Und die Insel ist an vielen Stellen eine echte Schönheit. Überzeugen Sie sich in unserer Foto-Show.

Grandiose Blicke auf Buchten und Meer

"Allein 46 Kilometer Klippenpfade, die immer wieder grandiose Blicke auf Buchten und Meer bescheren, umgeben die Insel", erzählt Gill Gerard, eine erfahrene Wanderführerin. Ihr Tipp für den ersten Eindruck von Guernsey: "Investieren Sie ein Guernsey-Pfund - ja, Guernsey hat eine eigene Währung, die aber dem Britischen Pfund gleichgestellt ist - und besteigen Sie im Insel-Hauptstädtchen St. Peter Port den Bus Nr. 7 oder 7a. Diese Linienbusse fahren im Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn in rund eineinhalb Stunden einmal rund um die Insel." Bei dieser Sightseeing-Tour mit dem öffentlichen Nahverkehr fällt auf, dass der Norden eher flach und der Süden recht hügelig ist. Im Westen erstrecken sich lange Sandstrände und kleine von Dünen gesäumte Sandbuchten. Der Osten wird dominiert von St. Peter Port und seinen Vororten. Dort beginnen wir unsere Erkundung zu Fuß.

Viele Banken, trotzdem keine Glaspaläste

Dass die Finanzindustrie eine bedeutende Rolle auf Guernsey spielt, erkennt jeder sofort an den vielen Herren und Damen im dunkelgrauen Business-Outfit. Mehr als 80 Banken und Versicherungen haben hier ihre Vertretung, dazu unzählige Briefkastenfirmen. Aber auf monströse Glaspaläste haben Inselherren und Finanzinvestoren bisher verzichtet. So blieb St. Peter Port ein sympathisches Städtchen mit hübschen Häusern, schmalen Sträßchen und großem Jachthafen. Dass ein Großteil der Boote nicht selten auf dem Trockenen liegt, wundert nicht: Der Tidenhub auf Guernsey erreicht bis zu acht Meter. Wenn das Wasser sich zurückgezogen hat, kommen die Krabbensucher, bewaffnet mit Eimer und Spaten, und durchwühlen den Schlick.

Toller Blick über die Bucht

Für St. Peter Port hat Gill auch einen Tipp: "Den besten Überblick hat man vom Victoria Tower." Der wurde 1846 zur Erinnerung an den Besuch der Königin erbaut. Allerdings müssen sich Besucher den Schlüssel für die mächtige Tür an der Kasse des benachbarten Guernsey Museums im Candie Garden holen. Vom Turmbalkon reicht der Blick bei guter Sicht nicht nur über die Dächer der Stadt, den Hafen und die Festung Castle Cornet, sondern auch hinüber zu den anderen Kanalinseln bis hin zur französischen Küste. Im Candie Garden steht übrigens auch ein Denkmal des französischen Schriftstellers Victor Hugo. Der streitbare Hugo hatte Frankreich verlassen müssen und verbrachte auf Guernsey von 1856 bis 1870 immerhin 15 seiner 20 Exiljahre.

Küstenwanderung auf dem Cliff Path

Zu Fuß geht's hinaus aus der Stadt: Wer will, kann seine Küstenwanderung direkt in St. Peter Port beginnen, und zwar im Süden beim Guernsey Aquarium. Der Cliff Path erfordert gutes Schuhwerk und auch etwas Kondition, denn er windet sich im ständigen Auf und Ab an der Steilküste entlang. Vom Meer weht meist eine erfrischende Brise, weite Strecken sind dicht bewachsen mit Farnen, Blumen und Büschen. Der attraktivste Küstenabschnitt verläuft auf dem Gebiet von St. Martin rund um die Südostspitze der Insel. Dort liegen die Fermain Bay und die Moulin Huet Bay, wo Auguste Renoir fast alle seiner Guernsey-Bilder malte. Viele Namen erinnern an die Nähe Frankreichs, aber die Häuser, die Gärten und überhaupt das Leben sind eindeutig englisch. "Yes, we are very english - not british", betont die patriotische Inselführerin Gill und fährt fort: "Engländer kommen nach Guernsey, um zu erleben, wie England früher war oder um es ihren Kindern zu zeigen." Sie meint damit vor allem die pittoresken Landhäuser mit ihren üppigen, liebevoll gepflegten Gärten oder kitschig-charmante Teehäuser wie den Cobo Tea Room an der Cobo Bay im Westen.

Hotel neben dem kleinsten Gefängnis der Welt

Für ein nicht alltägliches Wanderziel muss der Guernsey-Gast zuerst eine kurze Bootspartie unternehmen. In Sichtweite etwa zwanzig Fährminuten vor St. Peter Port liegt die Nachbarinsel Herm. Wer bei beginnender Ebbe übersetzt, der sieht, wie langsam kleine Inseln und Riffs aus dem Wasser auftauchen. Keine leichte Übung für den Steuermann. Die Kleinste der Kanalinseln ist seit Mitte des 19.Jahrhunderts an Privatpersonen verpachtet - mit der Auflage, dass sie tagsüber der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Besucher müssen sich gebührend verhalten, Ruhe und Natur bewahren. Die Wanderung rundherum, durch Farn, Brombeerbüsche und hohes Gras, dauert etwa zwei bis drei Stunden. Krönender Abschluss für die Wanderer, die es sich leisten möchten, ist eine Nacht im Inselhotel White House - sehr ruhig und sehr englisch. Dort lassen die Gäste bei einem Glas Wein am Kamin die Naturerlebnisse Revue passieren. Neben dem Hotel steht übrigens auch das laut Guinness-Buch kleinste Gefängnis der Welt. In der einzigen Einzelzelle saß jedoch schon lange niemand mehr - und schon gar kein Wanderer.

Weitere Informationen:

Beste Reisezeit: April bis Oktober

Literatur: Ausführlich und gut geschrieben ist der Baedeker Reiseführer "Kanalinseln", 316 Seiten, 17,95 Euro.

Karten und kleine Guidebooks zum Wandern und Radfahren (auch auf deutsch) hält das Tourismusbüro Visit Guernsey bereit: www.visitguernsey.com

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