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Urlaub auf Kuba: Ein Erfahrungsbericht


Erfahrungsbericht
Kuba-Urlaub: mehr Schein als Sein

Anne Jäger/Kerstin Seitz

19.01.2016Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Quelle: Seitz/Jäger

"Interessierte müssen jetzt noch schnell nach Kuba reisen, sonst ist der ursprünglichen Charme für immer verloren" ist einer der Sätze, der seit der Öffnung des Landes für US-Amerikaner überall kursiert.

Vor allem Reisebüros und Veranstalter werben verstärkt damit, dass jetzt die letzte Chance für eine Kuba-Reise sei. Man kann es ihnen nicht verübeln, denn die Strategie scheint zu fruchten. Immer mehr Amerikaner kommen, aber auch immer mehr Europäer. Die Airlines haben ihre Flugverbindungen aufgestockt und der eine oder andere Reisende verfällt regelrecht in Panik, etwas zu verpassen. Doch was finden Urlauber vor Ort tatsächlich vor und für wen lohnt sich eine Reise? Wir teilen Ihnen unsere Erfahrungen mit und klären auf.

Die Sehenswürdigkeiten

Ein Oldtimer hier, echter Kommunismus da - so das Wunschdenken vieler Kulturliebhaber. In der Tat wartet in jeder Hotelauffahrt ein Taxifahrer mit antik anmutendem Auto. Doch meist ist das einzig originale an dem Gefährt die Karosserie: Eingebaute Mp3-Player, Subwoofer und Licht-Entertainment zeugen nicht von den alten Zeiten auf Kuba, sondern vielmehr davon, dass partywütige Touristen die Haupteinnahmequelle für viele Kubaner sind.

Und auch in Havanna ist der Kapitalismus längst angekommen: Kubanerinnen in traditionellen Kostümen inszenieren sich an jeder Ecke für ein Foto mit Touristen, in den kommunistischen Supermärkten stehen mehr fotografierende Urlauber als Einwohner, alle zwei Minuten läuft ein Straßenkünstler neben einem her und fängt ungefragt mit einem Portrait an. Und alle wollen eines: einen CUC - so die Abkürzung der Währung Peso convertible, die die Einheimischen nicht ausgezahlt bekommen, die aber dennoch viel mehr wert ist als ihre eigene und so das Wertesystem komplett durcheinander bringt.

Fazit: Die alten Bauten stehen noch, dennoch benötigen Kulturfans viel Fantasie, um sich die Disney-Inszenierung drumherum wegzudenken.

Die Strände

Ja, gerade bei Varadero gibt es einen kilometerlangen, feinen Sandstrand. Doch Urlauber, die Wert auf einzigartige, menschenleere Strände legen, sind hier falsch. Stattdessen reiht sich hier ein Hotel an das nächste, Liege an Liege, Strandbar an Strandbar. Ganz zu schweigen von den Animateuren und Verkäufern, die von Berufswegen aus Urlauber penetrieren.

Wer mehr Abgeschiedenheit und Idylle am Strand möchte, muss die Weiterreise auf eine der Kuba vorgelagerten, kleineren Inseln legen: Cayo Coco oder Cayo Largo zum Beispiel. Doch Exklusivität hat immer ihren Preis und insbesondere Cayo Largo ist nur mit einem Inlandsflug erreichbar.

Fazit: Urlauber, die gesonderten Wert auf einen ruhigen, feinen Sandstrand legen, sollten andere karibische Inseln, wie beispielsweise die Bahamas, bevorzugen.

Die Hotels

Große Hotelketten haben sich die besten Strandplätze gesichert: die spanische Hotelkette "Mélia" ebenso wie "Iberostar". Doch die Bettenburgen bieten mit ihrem All-Inclusive-Charme keine Authentizität, sondern nur viel Lärm und billigen Alkohol rund um die Uhr. Es mag Urlauber geben, die genau darauf Wert legen. Allen anderen seien die sogenannten Casas Particulares ans Herz gelegt. Hier können Individualreisende Urlaub bei Einheimischen - teils in Zimmern, teils in ganzen Ferienwohnungen - machen. Doch auch hier sei gewarnt: Die Übergänge zwischen authentischem, morbidem Charme und heruntergekommenen Bruchbuden sind fließend.

Fazit: Urlaub auf Kuba ist besonders für Pauschalreisende günstig, dafür gibt es laute Betonklötze mit All-Inclusive.

Die Partys

Rund um Varadero wird abends gefeiert und getanzt bis die Sohlen glühen. Eins muss man den Kubanern nämlich lassen: Sie wissen, wie man richtig zelebriert. Was jedoch weniger schön ist: So wie für viele ältere Männer Thailand der geeignete Ort für Sex-Tourismus ist, ist Varadero dies für betagte Kanadierinnen. Und so ist das Bild "Junger Kubaner tanzt mit reifer, übergewichtiger Dame" keine Seltenheit. Das ist nicht schön - aber es gibt ja ausreichend Cuba Libre und Mojito. Kleiner Tipp: Wer außerhalb des Hotels in Clubs auf die Toilette gehen möchte, bringt sich am besten Klopapier in Form von Taschentüchern mit - und Kleingeld.

Fazit: Kubaner wissen, wie man feiert - und dabei noch Geld verdient.

Und seit der Öffnung kommen die US-Amerikaner?

Ja, aber sie waren trotz des Verbotes auch schon vorher da. Inoffiziell. So erzählte ein Urlauber aus den USA, dass es verschiedene Wege gäbe, über Umwege nach Kuba zu reisen. Spezialisierte Reisebüros realisierten so schon vor der Annäherung mit ein paar (geheimen) Tricks die Anreise über Kanada.

Fazit

Kuba ist ein Land für Menschen mit viel Vorstellungsvermögen und einem Hang zum Morbiden - oder Partyurlauber, die günstig viel Sonne und Alkohol genießen möchten. Für Ruhesuchende und Ästheten eignen sich andere Inseln in der Karibik besser.

Weitere Informationen:

  • Reisezeit: Die beste Reisezeit für Kuba ist in den Monaten Dezember bis März. Dann ist das Wetter zwischen 29 und 31 Grad warm und es gibt nur wenige Regentage. Von Mai bis Oktober herrscht auf Kuba die Regenzeit, im September und im Oktober ist die Hurrikan-Gefahr am größten.
  • Währung: Während Einheimische ihre Gehälter im Kubanischen Peso (CUP) ausbezahlt bekommen, zahlen Touristen mit dem Peso Convertible (CUC). Dieser entspricht (Stand Januar 2016) 0,92 Euro und ist viel mehr wert als die einheimische Währung. Das führt dazu, dass Hotelmitarbeiter dank des Trinkgeldes weit besser verdienen als Ärzte.
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