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Hallstatt: Ein Dorf so schön, dass China es kopiert


Ein Dorf so schön, dass China es kopierte

srt, Simone F. Lucas

28.07.2015Lesedauer: 4 Min.
Hallstatt gibt es auf der Welt zwei Mal: In Österreich und in ChinaVergrößern des BildesHallstatt gibt es auf der Welt zwei Mal: In Österreich und in China (Quelle: L.Solcher/dpa/SRT-bilder)
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Ein Aufschrei ging 2012 durchs beschauliche Dorf Hallstatt im Salzkammergut. - inklusive Kirchturm, Dorfplatz, und Engelsstatuen. Die Aufregung hat sich längst gelegt. Denn in Hallstatt ist man sicher: Dem Original reicht keine Kopie das Wasser. Sehen Sie das Vorzeige-Bergdorf auch in unserer Foto-Show.

Inzwischen sehen die Einwohner Hallstatts die Kopie ihres Dorfes in der chinesischen Provinz Guangdong als Werbegag. Auf der Internetseite der Gemeinde heißt es: "Hallstatt - Das Original. Millionenfach fotografiert - einmal kopiert - nie erreicht." Immer mehr Chinesen wollten außerdem das Original sehen, sagt Gästeführerin Alexandra Weichselbaumer. Sie schaut zufrieden über die am Berg klebenden Häuser und den blaugrünen See. Zudem fehlten der Kopie einige Sehenswürdigkeiten des Originals - etwa das Beinhaus mit den bemalten Schädeln.

Siedlung hat ihren Ursprung in der Steinzeit

Auf rund 7500 Jahre Geschichte blickt die Marktgemeinde zurück, erklärt die gebürtige Hallstätterin Weichselbaumer. Schon die Jäger und Sammler der Steinzeit haben wohl am Salzberg gelebt. Steinbeile und Pickel aus Hirschgeweih sprechen für diese Theorie. In der Bronzezeit gruben die Einwohner der Region Schächte in den Berg. In Leder- oder Fellsäcken schafften sie das Salzgestein aus dem Berg. Das Museum Hallstatt trägt dieser Geschichte Rechnung. Hier gehen Besucher auf Zeitreise.

Hallstatt ist auch Unesco-Welterbe. Diesen Titel brachten dem Dorf Funde aus dem ältesten Salzbergwerk der Welt und vom Hallstätter Gräberfeld ein. Darunter waren etwa Bernstein aus dem Baltikum und Elfenbein vom Mittelmeer. 2004 wurde im Hallstätter Salzbergwerk noch die älteste Holzstiege der Welt entdeckt, nach einem einfachen Stecksystem genial gefertigt.

Bis heute wird in Hallstatt Salz gewonnen

Doch der Salzabbau hatte auch seine Schattenseiten, erzählt Weichselbaumer. Zwischen 1800 und 1890 trugen vor allem Frauen den "Salzkern" zu Tal. Zweimal am Tag überwanden sie 500 bis 800 Höhenmeter, bepackt mit bis zu 60 Kilogramm. Während die Frauen draußen und die Männer im Bergwerk schufteten, verwahrlosten die Kinder. Das ging so weit, dass Erzherzogin Sophie 1853 eine Kindererzieh- und Bewahranstalt gründete, in der bis zu 100 Kinder warmes Essen bekamen - und eine rudimentäre Schulbildung.

Die Salzhändler und die Beamten interessierte dieses Elend wenig, sie verdienten gut. Der Salinenvermesser Christoph Eyssl von Eysselsberg lebte im Schlösschen auf der anderen Seeseite. Er verfügte vor seinem Tod, sein Leichnam solle alle 50 Jahre aus der Gruft geholt und über den See gerudert werden. So wenigstens berichtet es die Gästeführerin. Heute gehört Schloss Grub dem Tiroler Speckfabrikanten Handlbauer. So ändern sich die Zeiten.

Die älteste Pipeline der Welt entstand übrigens 1595 in Hallstatt, eine Soleleitung mit Holzrohren. 13.000 Einzelteile wurden dazu aneinander gesteckt. Heute sind die Rohre aus Plastik, auch Hallstatt geht mit der Zeit. Immer noch werden 1,2 Millionen Tonnen Salz jährlich gewonnen.

Echte Hallstätter kommen nach dem Ableben ins Beinhaus

Wer zwischen den Ortsteilen Lahn und Markt am Hang wohnt, muss gut zu Fuß sein. Weichselbaumers Großmutter musste die steilen Treppen nicht nur mit den Einkäufen erklimmen, sondern oft genug auch ihre kleinen Kinder hochtragen. Heute gibt es auf dem malerischen Marktplatz bequemere Wohnmöglichkeiten.

Am Hang befindet sich auch die katholische Kirche mit dem spätgotischen Flügelaltar aus Lindenholz und ihrem Friedhof mit dem berühmten Beinhaus. Verstorbene Katholiken und Protestanten liegen gemeinsam auf dem kleinen Friedhof: Die Katholiken oben, die Protestanten auf der unteren Ebene. Weil der Platz beschränkt war, wurden früher nach zehn bis 20 Jahren die Skelette ausgegraben. Die Schädel wurden an der Sonne gebleicht und bemalt, ehe sie ins Beinhaus kamen. Mehr als 600 solcher Schädel sind hier auf- und nebeneinander gestapelt, Frauen und Männer, keine Kinder. Der letzte Schädel kam 1995 dazu.

Aber nicht jeder kann nach seinem Ableben im Beinhaus unterkommen. Wer dort seine letzte Ruhestatt finden will, muss in Hallstatt geboren sein und zu Lebzeiten eine entsprechende Verfügung unterschrieben haben. "Soviel ich weiß, sind derzeit zwei angemeldet", berichtet die Gästeführerin. Vor dem Beinhaus ist auf einem Foto zu sehen, wie ein Mann den Schädel seines Vaters bemalt. Auch nicht jedermanns Sache. Aber vielleicht doch eine Idee für chinesische Kopisten, dem Original noch näher zu kommen.

Weitere Informationen:

  • Kontakt: Salzkammergut Tourismus-Marketing, Salinenplatz 1, 4820 Bad Ischl, Österreich, Tel. 0043/6132/26909, www.salzkammergut.at, www.hallstatt.net
  • Anschauen: Der Eintritt ins Beinhaus kostet 1,50 Euro. Für die Zeitreise im Museum, Seestr. 56, 4380 Hallstatt, Österreich, Tel. 0043/6134/828015, www.museum-hallstatt.at, zahlen Erwachsene acht Euro.
  • Wohnen: Drei Häuser mit Geschichte und insgesamt 54 Zimmern gehören zum Heritage Hotel. Das älteste ist das Haus Stocker im oberen Ort, sechs Zimmer in einem 500 Jahre alten Gemäuer. Der Legende nach sollen Sisi und Franzl ihre Hochzeitsnacht dort verbracht haben. Wem es zu mühsam ist, Treppen zu steigen, der sollte in einem der anderen Häuser buchen, am besten im Haus Kainz direkt am Seeufer. Das Haus Seethaler befindet sich in der Nähe vom Haus Stocker. Das Heritage Hotel ist Mitglied der Kooperation "Schlosshotels und Herrenhäuser", Austraße 7, 5411 Oberalm bei Salzburg, Österreich, Tel. 0043/6245/90123, www.schlosshotels.co.at.
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