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Champagne-Powder: Im Skigebiet Steamboat Springs in Colorado liegt der leichteste Schnee der Welt


Der leichteste Schnee der Welt

Andreas Lesti /srt

Aktualisiert am 07.11.2012Lesedauer: 5 Min.
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Der leichteste Schnee der Welt. (Quelle: Andreas Lesti/srt)

Champagne-Powder? In Steamboat verlieren sie nicht viele Worte, um das zu erklären. Sie zeigen es einfach: Manche schlagen die Türe ihres eingeschneiten Autos zu, und wenn dann nicht der ganze Schnee vom Fahrzeug fliegt, nein, dann ist es kein Champagne-Powder. Einige werfen ihn einfach in die Luft und zählen die Sekunden, bis er am Boden ankommt ... drei, vier, fünf ... und je länger es dauert, desto besser ist der Schnee ... sechs, sieben, acht. Aber nur wenn die Kristalle praktisch in der Luft stehen bleiben ... siebenundfünfzig, achtundfünfzig ... dann ist es Champagnerschnee. Und wieder andere haben wissenschaftliche Erklärungen für diesen "light and fluffy stuff", weil sie den Champagne-Powder in einem Labor in den Wolken studieren. Schauen Sie sich das Skigebiet auch in unserer Foto-Show an.

Die Heimat des Champagner-Puders

Das sind also die Gründe, warum sich der Wintersportort Steamboat Springs in Colorado als "Home of Champagne Powder Snow" bezeichnen darf, sich den Begriff hat schützen lassen und damit seit Jahrzehnten Skifahrer und Snowboarder zu sich lockt. Das Skigebiet von Steamboat Springs liegt in den Park-Range-Bergen in Colorado, am südlichen Ausläufer der Rocky Mountains, einer Gegend, die trocken, kalt und sonnig ist. Die "Skiing Area" erstreckt sich über eine hügelige und bewaldete Ebene. Das heißt, man ist hoch oben in der dünnen Luft, aber keineswegs im Hochgebirge. Die Gipfel auf 3200 Metern erinnern eher an den Schwarzwald als an die Zugspitze. Aber das gehört alles dazu zur Champagne-Powder-Optik. Die weite und weitgehend felsen- und steilwandfreie Landschaft setzt den Schnee, weil er überall liegen bleibt, besonders effektvoll in Szene. Die vielen Bäume mit ihren schockgefrorenen Nadeln tun ihr Übriges, wenn die Schneeflocken wie in Zeitlupe herabsinken, nachdem die von einem Skifahrer ausgelöste leichte Erschütterung sie von den Zweigen gelöst hat.

"Das wird ein 400er-Jahr."

Heute Morgen ist es wieder eiskalt, in der Nacht hat es noch ein paar Zoll dazugeschneit, und der Schnee ist, mit einem Wort: fantastisch. Für einen Gast aus Europa zumindest. Die Einheimischen wirken gelangweilt, sagen, das sei auf einer Skala von eins bis zehn gerademal eine vier - und bleiben zu Hause. Verwöhntes Pack! Sie schnallen die Ski nur an, wenn einer der Blizzards tagelang über die Pisten hinweggezogen ist und nichts als Weiß zurückgelassen hat. Die Einheimischen schauen dann mit schiefen Blicken und faltiger Stirn aus dem Fester ins Schneegestöber und sagen: "Das wird ein 400er-Jahr." Also 400 Zoll Schnee. Das sind rund zehn Meter. Der Durchschnitt liegt etwas darunter, bei 8,5 Metern. Steamboat bekommt nicht nur staubtrockenen Schnee, sondern auch eine ganze Menge davon. Gerade sind sie bei 258 Zoll. Das "Storm Peak Laboratory" steht am höchsten Punkt des Skigebiets auf 3200 Metern an der Bergstation des Morningside-Lifts, wo viele der schönsten Tiefschneeabfahrten beginnen. Das Gebäude, in dem sich die Wetterstation befindet, ist von Wind und Kälte gezeichnet, ebenso wie die gekrümmten und einseitig mit Schnee überzogenen Bäume. Sogar die dünne Absperrkette sieht aus wie in Zuckerguss getaucht.

Stürme in Echtzeit beobachten

Die Tür öffnet ein Mann mit einem dicken Fleecepulli und einer großen Hornbrille. Es ist Dr. Doug Lowenthal. Er arbeitet in einem Raum mit vielen Kabeln, Schaltern, Gasflaschen, Monitoren und Diagrammen, über die wiederum viele grüne, rote und blaue Linien verlaufen. Hier oben forscht etwa ein Dutzend Meteorologen, Mikrobiologen, Chemiker und Geografen an Wetterveränderungen, Klimawandel und Schneefallmustern. Seltsame Geräusche erfüllen den Raum, die Laptops sind mit Klebeband an Metallgestellen befestigt, und rechts an der Wand hängt ein Poster, auf dem die Kristallformen des Schnees dargestellt sind. "Das hier ist die perfekte Wetterstation", erklärt Ian McCubbin, Dougs Kollege, und steigt durch eine Luke auf das Dach der Station. "Wir können die Stürme, die über uns hinwegfegen, in Echtzeit beobachten. Wir sitzen mitten in den Wolken und haben Forschungsbedingungen, wie man sie sonst nur in einem Flugzeug hat." Nur mit dem Unterschied, dass eine Forschungsstunde in einem Flugzeug 3000 Dollar kostet. Doug lächelt und sagt: "Daher kommt auch der Name der Wetterstation: ein Flugzeug für Arme."

Schockgefrorener Schnee

Die Rocky Mountains beschreiben in Steamboat Springs, wo sie nach Süden auslaufen, einen Bogen nach Osten. Das heißt, sie sind deutlich weiter vom Pazifik entfernt als in Kanada. Wolken, die es bis hierher geschafft haben, sind über die Wüsten Kaliforniens, Nevadas und Utahs gezogen und haben dort neunzig Prozent ihrer Feuchtigkeit verloren. Dann bleiben sie an den Park-Range-Bergen hängen. Auf über 3000 Metern Höhe kühlen sie extrem schnell ab, und der Schnee schockgefriert in ihnen; so ähnlich wie ein sehr gutes Steak, dessen Poren sich in einer heißen Pfanne verschließen.

Schnee mit wenig Feuchtigkeit

"Der Schnee hier", sagt Ian und hält das Gitter in die kalte Luft, "hat bei uns nur sechs bis acht Prozent Feuchtigkeit. So wenig wie sonst nirgends. Und das ist Champagne-Powder aus wissenschaftlicher Sicht." Sobald er über zehn Prozent habe, wie fast überall sonst auf der Welt, gelte die Definition schon nicht mehr. Dann sagt Ian noch, der auch ein guter Skifahrer ist: "Ich war in der ganzen Welt unterwegs, wirklich, aber ich habe nirgendwo eine Schneequalität wie hier gesehen." Den Begriff Champagne-Powder gibt es allerdings schon seit den frühen 1950er-Jahren. Damals, also bevor es Skigebiet und Wetterstation gab, war ein Ranger namens Joe McElroy an einem sonnigen Tag im Pulverschnee unterwegs und sagte zu seinen Freunden: "Das Zeug prickelt unter meiner Nase wie Champagner." Und schon bald hat sich Steamboat diesen genialen Spontanvergleich schützen lassen.

Der Schnee bremst die Skifahrer nicht aus

"Huevos", "Snooze Bar" und "Rooster" heißen die Abfahrten von der Wetterstation, und ganz gleich, wo man fährt, früher oder später kommt dieser Moment, wenn man mit Schwung von der planierten Piste in den knietiefen Schnee zwischen den Bäumen fährt. Normalerweise bremst einen der Tiefschnee abrupt ab oder bringt einen gar zu Fall. In Steamboat allerdings merkt man keinen Unterschied, fährt einfach ungebremst weiter und zieht eine kleine, weiße, wirbelnde Wolke hinter sich her. Der Weg zurück nach Steamboat führt auf der anderen Seite des Storm Peaks ins Tal.

"Skitown, U.S.A."

Das Stadtzentrum von Steamboat Springs selbst liegt noch ein bisschen weiter unten im Tal. An der Hauptstraße, der Lincoln Avenue, gibt es Cowboyhutläden, Saloons und Fast-Food-Restaurants. Der Geruch gebratenen Fleischs hängt in der Luft, und Männer mit furchigen Gesichtern parken ihre Pickups am Wegesrand. Oder sie reiten gleich mit dem Pferd durch die Straße. Und rein statistisch müssen ein paar von ihnen Olympiateilnehmer sein. Denn neben "Home of Champagne-Powder" vermarktet sich Steamboat auch als "Skitown, U.S.A.". Keine andere amerikanische Stadt hat mehr Olympioniken hervorgebracht. Es gibt hier Skischanzen, Loipen, eine Alpine Academy und Trainingshänge für die Buckelpisten-Nationalmannschaft. Nur eine ganz simple Schneeballschlacht funktioniert in der Stadt der Olympiasieger und des Champagnerschnees leider überhaupt nicht. Man kann kneten, wie man will, der Schnee, dieser "fluffy stuff", rieselt einfach so durch die Finger.

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Weitere Informationen:

Das Skigebiet von Steamboat Springs (www.steamboat.com) verfügt über 165 Pisten in allen Schwierigkeitsgraden. Der Tagesskipass kostet rund 65 Euro. Die Seite der Wetterstation, des "Storm Peak Laboratory", lautet http://stormpeak.dri.edu.

Anreise: Nach Denver fliegen zum Beispiel United Airlines ab Frankfurt (über Chicago oder Philadelphia) und die Lufthansa (direkt). United Airlines bedient auch den von Steamboat Springs nur dreißig Kilometer entfernten Flughafen in Hayden. Mehr unter www.lufthansa.de und www.united.com.

Pauschal-Skireisen nach Colorado bietet zum Beispiel Faszination Ski an: Eine Reise inkl. Flug, Transfer, sieben Nächten im Dreisternehotel, Sechs-Tage-Skipass und Reisebetreuung kostet pro Person ab 1379 Euro. Mehr unter www.faszinationski.de. Argus Reisen (www.argusreisen.de) stellt Skireisen individuell zusammen, sieben Nächte mit Flug, Sechs-Tage-Skipass und Reiseleitung gibt es im März ab 1450 Euro. Weitere Informationen zu den anderen Skigebieten in Colorado unter www.coloradoski.com, zu Colorado unter www.colorado.com.

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