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Polizei zieht sich aus Schalker Arena zurück


Sicherheit nun Vereinssache
Polizei zieht sich aus Schalker Arena zurück

Von t-online, sid, dpa
Aktualisiert am 12.09.2013Lesedauer: 3 Min.
Die Polizei griff beim Spiel zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki hart durch.Vergrößern des BildesDie Polizei griff beim Spiel zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki hart durch. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)
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Der Streit um den Polizeieinsatz beim Spiel zwischen dem FC Schalke 04 und PAOK Saloniki hat eine neue Dimension erreicht. Die Polizei zieht sich bis auf Weiteres aus der Schalker Arena zurück und wird die Ordnungskräfte des Bundesligisten nur noch auf Anforderung unterstützen. Das kündigte NRW-Innenminister Ralf Jäger an.

Es sei künftig allein Sache des Klubs, für die Sicherheit zu sorgen, die Polizei werde aber außerhalb des Stadions in ausreichender Mannzahl bereitstehen, um in Notsituationen eingreifen zu können. Jäger reagierte damit auf die Kritik des Vereins am Polizeieinsatz beim Champions-League-Playoffspiel zwischen Schalke und Saloniki im August. Die Polizei war eingeschritten, um eine Provokation von Schalker Ultras durch das Zeigen einer umstrittenen Flagge mit einem mazedonischen Symbol zu unterbinden und Ausschreitungen griechischer Gäste-Fans zu verhindern.

Komplettes Stadiongelände betroffen

Ein Ministeriumssprecher sagte, dass sich die Bereitschaftspolizei nicht nur aus dem Stadion, sondern sogar vom Gelände der Veltins-Arena zurückziehen werde. Im öffentlichen Raum würden sich die Beamten zur Verfügung halten. Das ist vor den nächsten Heimspielen in der Champions League gegen Steaua Bukarest am kommenden Mittwoch und drei Tage später in der Bundesliga gegen den FC Bayern München brisant.

Schalke-Manager Horst Heldt war überrascht über die neuen Entwicklungen: "Ich habe davon offiziell noch nichts erfahren, ich kann es mir aber auch nicht vorstellen." Laut Geschäftsführer Peter Peters befindet man sich seit dem Spiel gegen Saloniki in "konstruktiven Gesprächen" mit der Gelsenkirchener Polizei. Klubsprecher Thomas Spiegel erläuterte, man wolle in den Gesprächen eine Basis finden, damit "alle Parteien wieder zusammenarbeiten können".

Keine weitere Zusammenarbeit?

Dies scheint angesichts sehr unterschiedlicher Auffassungen derzeit aber unsicherer denn je. Das Vertrauen zur Vereinsführung sei nachhaltig gestört, betonte Jäger. Der Verein sei nicht in der Lage gewesen, für die Sicherheit zu sorgen und das Hausrecht durchzusetzen. Nach dem Spiel hatte es von Schalker Seite schwere Vorwürfe gegen den Polizeieinsatz gegeben. Peters hatte das Vorgehen der Ordnungshüter im Schalker Fanblock harsch kritisiert und als "völlig unverhältnismäßig" bezeichnet. Laut Jäger sei diese öffentlich geäußerte Kritik ein "nicht tolerabler Umgang".

Die Gelsenkirchener Polizei und Polizeigewerkschaften hatten den Einsatz als "notwendig und rechtmäßig" bezeichnet und ihrerseits die Äußerungen von Peters und Heldt angeprangert. "Zum Glück werden Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen nicht von Fußballfunktionären beurteilt", hatte Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, erklärt.

"Das ist die logische und richtige Konsequenz aus dem Verhalten der Schalker Verantwortlichen", ergänzte der Gewerkschafts-Chef in einer ersten Reaktion. "Die Polizei wird natürlich weiter ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen, erwartet aber von Schalke 04 höhere Anstrengungen, um die Sicherheit selbst zu gewährleisten. Die Vereinsführung redet mit gespaltener Zunge: Einerseits wirft sie der Polizei auf der Schalker Internetseite immer noch unverhältnismäßiges Einschreiten vor, intern aber hat sie im Gespräch mit dem Innenministerium längst eingeräumt, dass die Polizei rechtmäßig gehandelt hat", so Wendt weiter.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Laut einem Bericht der Landesregierung waren bei dem Einsatz 80 Menschen, darunter auch Unbeteiligte, verletzt worden - überwiegend durch den Einsatz von Pfefferspray. Die Polizisten seien zuvor von Schalke-Fans massiv angegriffen worden, als sie in den Block eindrangen. Alle Aufforderungen, die Fahne zu entfernen, seien ignoriert worden. Die Polizei erklärte, Fans des griechischen Vize-Meisters hätten sich durch eine mazedonische Fahne im Schalker Block "als Volksgruppe beleidigt und erheblich verunglimpft" gefühlt.

Landtagsabgeordnete der Opposition von CDU, FDP und Piraten kritisierten dennoch den Einsatz der Polizei. Die gezeigte Fahne sei nicht verboten und es sei nicht einsehbar, dass die Polizei gegen die Schalker und nicht gegen die gewaltbereiten Fans aus Saloniki vorgegangen sei. Zudem habe es sich möglicherweise nicht einmal um eine gezielte Provokation gehandelt. Der Polizeieinsatz wird derzeit von der Essener Staatsanwaltschaft überprüft, die Ermittlungen eingeleitet hat.

Politik diskutiert über Notwendigkeit

"Da ist mit zu großen Kanonen auf zu kleine Spatzen geschossen worden", sagte der CDU-Abgeordnete Lothar Hegemann. "Es muss möglich sein, eine nicht verbotene Fahne zu zeigen", ergänzte der FDP-Parlamentarier Robert Orth.

Innenminister Jäger entgegnete, der Polizeiführer habe einen Platzsturm griechischer Fans und einen Spielabbruch befürchtet. Es sei aus seiner Sicht der geringere Eingriff gewesen, die Fahne einzurollen, zumal die Hausordnung vorsehe, dass Provokationen gegnerischer Fans zu unterlassen seien.

Heidel versteht die Welt nicht mehr

Der Mainzer Manager Christian Heidel hat den Rückzug der Polizei aus der Schalker Fußball-Arena kritisiert. "Selbstverständlich muss bei einer Großveranstaltung die Polizei vor Ort sein. Das ist ihr Auftrag", sagte Heidel dem TV-Sender Sky Sport News. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas überhaupt machbar ist", sagte Heidel.

Die Polizei sei "seit Menschengedenken" in Stadien im Einsatz, dafür würden die Profivereine auch reichlich Steuern zahlen, erklärte Heidel. "Da kann man nicht sagen, wir kommen nicht, nur weil es mal einen Zwist gab", fügte er hinzu.

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