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BVB startet Denkfabrik: Tuchel-Team soll Dortmund rocken


Dieses Tuchel-Team soll den BVB rocken

Von t-online
Aktualisiert am 03.07.2015Lesedauer: 5 Min.
Dortmunds neuer Coach Thomas Tuchel vertraut auf die Hilfe von Co-Trainer Arno Michels.Vergrößern des BildesDortmunds neuer Coach Thomas Tuchel vertraut auf die Hilfe von Co-Trainer Arno Michels. (Quelle: Team2/imago-images-bilder)
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Von Patrick Brandenburg

Den Kampf um den guten ersten Eindruck hat Thomas Tuchel schon mal gewonnen: Mit moderner Leistungsdiagnostik, GPS-Gürteln, Ernährungsplänen sowie digitaler Trainingskontrolle ist der Neue bei Borussia Dortmund angetreten - und dank Hightech und einem Händchen für Details hat er es prompt geschafft, die Meinungshoheit auf dem Boulevard und der Lokalpresse zu erobern.

Der BVB der Ära Klopp jedenfalls sieht im Rückspiegel beinahe schon etwas bieder und angestaubt aus, angesichts des neuen Methodenmixes und der offen zur Schau getragenen Demut des Neuen, persönlich die Hütchen auf dem Fußballrasen zu verteilen.

Das macht Hoffnung bei den Westfalen, nach der verlorenen Saison 2014/15 nun schnell wieder offensiv nach vorne zu schauen. Fußball-Nerd Tuchel soll es richten. Hilfe bekommt er dabei von seiner Mannschaft hinter der Mannschaft, die er aus gemeinsamen Mainzer Zeiten mit nach Dortmund importiert hat.

Dortmunds taktischer Think-Tank

Im Zentrum steht dabei der Co-Trainer. Ähnlich wie Zeljko Buvac als Schatten von Tuchels Vorgänger Jürgen Klopp ist Arno Michels nahezu gleichberechtigt in die tägliche Arbeit beim BVB eingebunden. Der 47-Jährige ist verantwortlich für die Trainingssteuerung und wird auch in Fragen der Taktik und des Personals ein Wort mitreden, auch wenn Tuchel selbstredend die Richtlinienkompetenz hat. Gerade die Personalfrage wird eine spannende Aufgabe im derzeit noch auf über 30 Spieler aufgeblähten Edelkader der Westfalen sein. Hier drohen schon bald einige harte Entscheidungen, um das Team auf eine praktikable Größe zu reduzieren.

Tuchel und Michels: Dortmunds taktischer Think-Tank kennt sich aus der gemeinsamen Zeit beim Trainerlehrgang in Köln vor nunmehr neun Jahren. Offenbar hinterließ Michels damals einen starken Eindruck. Denn obwohl er 2009 gerade seine erste und bislang einzige Station als Chefcoach beim Sechstligisten SV Morbach aufgegeben hatte, um Stützpunktleiter beim Fußballverband Rheinland zu werden, holte ihn Tuchel zum 1. FSV Mainz 05, als er dort überraschend zum Bundesliga-Trainer aufstieg. "Arno ist die perfekte Ergänzung. Er ist ein fleißiger, teamfähiger und loyaler Trainer, der auch in seinen Charaktereigenschaften sehr gut zu mir passt", ließ Tuchel damals offiziell noch etwas steif verlauten.

Das Didakten-Duo will Flexibilität vermitteln

Vor allem aber passt Michels in der strategischen Denke, auf die sie bei Borussia Dortmund so große Stücke halten. In einem bemerkenswerten Interview mit "spox.com" gab er vor einigen Monaten einen Einblick in die differenzierte Gedankenwelt des Tuchel-Fußballs, zum Beispiel im Hinblick auf die Vorbereitung auf einen Gegner: "Welche Pässe werden bevorzugt attackiert? Wo wollen wir eine Balleroberung und wie läuft im Anschluss unser Umschaltspiel? Wichtig ist auch, festzulegen, welche Spieler an Kontern überhaupt beteiligt sein sollen. Damit ergeben sich für jeden Gegner andere Schwerpunkte, Formationen und Personalentscheidungen." Das Duo will das Wirken auf dem Rasen planbarer machen – in Mainz hatte es damit trotz geringer finanzieller Mittel großen Erfolg.

Gute Voraussetzungen also, um in Dortmund die wichtigste Aufgabe hinzubekommen, an der Klopp nach dem märchenhaften Aufschwung der Borussia letztlich gescheitert war: Den Überfallfußball eines Außenseiters mit dem Ballbesitzfußball eines Favoriten zu kombinieren und zu veredeln. Welche Mammut-Aufgabe es sein wird, dieses nächste, logische Level zu erreichen, konnten die Fans der Schwarz-Gelben in der vergangenen Seuchensaison erleben.

Mit dem hoch gelobten Didaktik-Duo Tuchel/Michels soll es nun im zweiten Anlauf klappen: Der BVB will endlich taktisch flexibler werden und mehr Systeme parat haben als nur die Komfortzone der zuletzt etwas zu eindimensionalen Erfolgsformel 4-2-3-1. Das passende Personal steht unbestritten zur Verfügung. Selbst die zerstückelte Vorbereitung und der ungleiche Leistungsstand einiger Protagonisten spricht nicht gegen einen raschen Lernerfolg. In Mainz wurde Tuchel seinerzeit erst vier Tage vor Saisonstart zum Trainer gekürt. Das hinderte ihn nicht daran, die Rheinhessen zu einem beachtlichen Liga-Start zu coachen: mit 11 Punkten aus den ersten sechs Spielen inklusive Heimsieg über den FC Bayern.

Potenzial bei der besseren Ernährung

In dieser Hinsicht rückt in der ersten Saisonphase ein anderer Tuchel-Helfer in den Mittelpunkt: Athletik-Trainer Rainer Schrey. Seine Aufgabe ist es, die Fitness zu steigern und parallel das Verletzungspech der BVB-Stars zu reduzieren. Beides war in der vergangenen Saison selbst von den Verantwortlichen der Borussia als Krisensymptom adressiert worden. Über das Lazarett der Dortmunder mit teilweise rätselhaften Malaisen und unbestimmten, sich immer wieder verzögernden Heilungsverläufen ist in jüngerer Vergangenheit viel spekuliert worden. Auch Klopps Fitnesscoach Dr. Andreas Schlumberger geriet darüber in die Kritik. Inwiefern diese berechtigt war, lässt sich aber kaum seriös beurteilen. Der FC Bayern jedenfalls hat genügend Vertrauen in Schlumbergers Fähigkeiten, sonst hätte ihn der Branchenführer nicht gerade erst verpflichtet. In jedem Falle hat sein Nachfolger beim BVB die Aufgabe, das Training der in die Jahre gekommenen Rasselbande anzupassen: Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Co. - der Kern der früheren Meisterhelden hat die Mitte Zwanzig überschritten und bedarf eines optimierten Übungs-Ansatzes. Es dürfte sicher nicht schaden, die Aspekte Trainingsdosierung, Verletzungsprävention und Regeneration noch intensiver zu betrachten.

Einen zentralen Aspekt könnte auch die Ernährung der Fußballprofis darstellen. Etwas überraschend ist nun erst herausgekommen, dass es in der Klopp-Ära bis zuletzt Usus war, Stoffwechsel-Sünden vom hiesigen Italiener ans Trainingsgelände zu karren. Damit ist Schluss. Der neue Trainerstab wird einen gesünderen Speiseplan bei den Westfalen etablieren, ohne die extremen Vorlieben des Kohlenhydrat-Verweigerers Tuchel auf seine Leistungssportler zu übertragen. Der umtriebige Schrey, der auch als Buchautor und Vortragsredner agiert, verweist auf einen reichen Erfahrungsschatz, der lange vor der Zeit mit Tuchel in Mainz beginnt. Von 2006 bis 2010 trug der Sportwissenschaftler dazu bei, dass die TSG 1899 Hoffenheim von der Regionalliga in die Bundesliga durchstartete. Davor arbeitete er unter anderem mit dem Eishockey-Klub Kölner Haie und war er 16 Jahre lang in Frankfurt am Olympiastützpunkt Hessen tätig.

Die Videokamera wird immer wichtiger

Vierter Mann im Bunde ist Benjamin Weber – ebenfalls ein Wegbegleiter aus gemeinsamer Zeit in Rheinhessen. Der Vorname passt, denn mit 32 Jahren ist er deutlich jünger als der Rest des Funktionsteams. Ihm kommt schwerpunktmäßig die Video-Analyse zu. Die gab es zwar schon unter Klopps Vertrautem Peter Krawietz, unter dem Sportstudent Weber im Übrigen vor zwölf Jahren als Kameramann in Mainz begann. Aber nun wird diese Planstelle noch einmal deutlich aufgewertet. Schon die ersten Trainingstage geben einen Hinweis darauf.

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Weber arbeitet detaillierte Analysen aus

Sowohl für die Steuerung der Übungseinheiten, als auch für die begleitende Analyse während der Spiele wird noch mehr auf digitale Hilfe gesetzt. Zur Auswertung für den Trainerstab, aber auch, um das Lehrbild noch leichter an die schwarz-gelben Schüler zu vermitteln oder um Entscheidungen transparenter darzustellen.

"Wenn ein Spieler fragt, warum er am Wochenende nicht im Kader steht, können wir ihm sagen: Du bist unser Außenspieler, der die meisten Sprints haben sollte, aber du bist weniger gelaufen als die Innenverteidiger", erklärte Weber jüngst in einem Interview mit "Sport aus Mainz". Ganz wichtig wird Weber aber auch in anderer Hinsicht: Noch im laufenden Liga-Betrieb analysiert er die Stärken und Schwächen kommender Gegner, damit Tüftler Tuchel möglichst schnell und mit genügend Vorlauf über konkrete Handlungsoptionen für die anstehenden Trainingswochen nachdenken kann.

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