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Effenberg: "Bilanz in der Europa League ist katastrophal"


Stefan Effenberg exklusiv
"Bilanz in der Europa League ist katastrophal"

t-online, Florian Wichert

Aktualisiert am 09.08.2017Lesedauer: 5 Min.
Das Abschneiden der deutschen Klubs in der Europa League ist verheehrend, meint Stefan Effenberg.Vergrößern des BildesDas Abschneiden der deutschen Klubs in der Europa League ist verheehrend, meint Stefan Effenberg. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)
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Stefan Effenberg

t-online.de: Herr Effenberg, was halten Sie vom U40-Trend auf den Bundesliga-Trainerbänken? Nagelsmann, Tedesco, Nouri, Wolf – sie sind alle um die 30.

Stefan Effenberg (49): Jeder Trainer wäre bescheuert, so eine Chance nicht anzunehmen. Aber am Ende zählt die Leistung. Das kann positiv laufen wie mit Nagelsmann im letzten Jahr, das kann aber auch ganz schnell kippen. Eine Garantie hast du bei einem 30-Jährigen genauso wenig wie bei einem 60-Jährigen, der schon alles gewonnen hat.

Ottmar Hitzfeld sagte bei t-online.de, dass es entscheidend ist, ob diese Trainer eine Krise bewältigen, die sie selbst auslösen.

Ich weiß nicht, ob man die Krise selbst auslösen muss. Aber klar ist es spannend zu sehen, wie sie reagieren, wenn es nicht läuft. Haben sie diese Phase schon mal erlebt? Wissen sie, wie sich die Spieler dann fühlen? Das wird dann spannend zu beobachten.

Ist Nagelsmann einer für Bayern?

Carlo Ancelotti ist da und ich wünsche ihm, dass er auch im nächsten Jahr noch da ist, dass er den Vertrag erfüllt – und auch erfolgreich erfüllt. Nagelsmann hatte jetzt eine sehr erfolgreiche Saison mit Hoffenheim. Der steht jetzt international unter Beobachtung. Das zweite Jahr ist immer das schwierigste.

Was trauen Sie denn Hoffenheim und RB auf europäischer Bühne zu?

Nicht viel. Hoffenheim spielt in der Quali gegen Liverpool. Die sind schlagbar, aber man hat ja die Tendenz gesehen in den vergangenen Jahren im internationalen Geschäft. Die einzigen deutschen Mannschaften, die uns da begeistert haben, waren Bayern und Dortmund. Alle anderen, die mal dabei waren, haben enttäuscht: Ob Gladbach oder Schalke. Auch in der Europa League aktuell.

Sie meinen Freiburg?

Nehmen wir das Beispiel Freiburg: Die spielen eine überragende Saison. Wir feiern sie, auch aufgrund der Art und Weise, wie sie Fußball spielen. Bei vielen war Streich der Trainer des Jahres – und dann gehen sie in die Quali gegen einen Gegner, den man gar nicht kennt, und scheiden aus. Damit ist das alles vorbei.

Und sie waren nicht die Ersten, denen es so ergangen ist.

Alle, die uns in den vergangenen Jahren in der Europa League vertreten haben, sind früh gescheitert. Das war unterm Strich katastrophal – das muss man ganz klar und deutlich so sehen. Schalke, Hertha, Freiburg, Mainz. Nicht eine Mannschaft war auch nur ansatzweise in der Nähe eines Halbfinals oder Finals. Das ist enttäuschend. Und man weiß dadurch, wo der deutsche Fußball steht. Du hast Bayern und Dortmund – und vielleicht wächst mal bei Leipzig etwas heran. Das war‘s.

Trauen Sie Leipzig zu, da ranzukommen?

Ich wünsche ihnen das, aber vom Gefühl her wird es verdammt schwierig. Bayern und Dortmund werden uns auch international in den nächsten Jahren würdig vertreten.

Wo steht denn dann der deutsche Fußball?

Ganz klar: Es gibt andere Ligen, die zum Beispiel spannender sind. Die englische Liga, die lange, sehr lange offen ist. Und Spanien ist die stärkste Liga – wenn man sieht, was der FC Barcelona, Real Madrid, auch Atlético und Sevilla in der Euro League gemacht haben. Die Spanier haben den internationalen Fußball ohne Wenn und Aber beherrscht in den letzten Jahren. Da gibt es keine zwei Meinungen, denke ich.

Mit Jürgen Klopp oder Pep Guardiola haben zudem große Namen die Liga verlassen – wen vermissen Sie mehr?

Beide. Beide haben der Liga ihren Stempel aufgedrückt. Klopp aufgrund seiner Erfolge, aber natürlich auch als Typ, der wirklich den Fußball lebt wie kaum ein anderer Trainer. Guardiola hat den Fußball verändert, auch wenn er nicht die Champions League gewonnen hat. Klar, die fehlen der Bundesliga.

Hitzfeld sagte, er gehe davon aus, dass Klopp mit Liverpool Meister in England und später mal bei Bayern Trainer wird. Glauben Sie das auch?

Teil zwei würde ich bestätigen. Meister werden in England wird schwierig. Trainer bei Bayern München wird er bestimmt mal. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass er lange in Dortmund war. Manuel Neuer kam von den Blauen. Wir kennen die Anfangssituation. Zu Beginn wurde er ausgepfiffen, nach vier Wochen und zahlreichen Topleistungen war Ruhe – und heute ist er Kapitän.

Neben Klopp oder Guardiola fehlen der Bundesliga auch Typen wie Sie – das bemängelte gerade Leverkusens Stefan Kießling. Gibt es Jemanden, der Ihnen zumindest nahe kommt?

Ich glaube schon, dass es noch Typen gibt, die das aber anders kommunizieren als Oliver Kahn, Mario Basler oder ich. Aber klar sind es auch aufgrund der sozialen Netzwerke heute weniger. Das ist eine Entwicklung im Fußball. Gibt es beispielsweise einen zweiten Jürgen Klopp? Ich sehe keinen.

Hoffen Sie denn weiterhin auf eine neue Chance auf der Trainerbank?

Ich bin da tiefenentspannt, konzentriere mich auf unsere Agentur – mehr sage ich dazu jetzt nicht.

Sie arbeiten mit Ihren Partnern Michael Hoffmann und Ihrem Sohn Etienne für die Agentur „Acorado Sports“ als Spielerberater…

….Moment. Ich bin kein Spielerberater, das ist absoluter Quatsch.

Sondern?

Ich bin vielleicht ein Stück weit Berater der Agentur, die aber keine klassische Spielerberatungs-Agentur ist. Zum einen geht es nicht in erster Linie um Fußball. Wir sind schon jetzt im Basketball, Handball, Motorsport und Reiten vertreten. Das ist das Schöne: nicht nur Fußball, Fußball, Fußball. Und dann geht es nicht darum, einen Sportler von A nach B zu transferieren.

Um was geht es dann?

Zum einen um die Vernetzung zwischen den Sportarten. Das Querdenken, womit wir die Persönlichkeiten voranbringen, mit denen wir zusammen arbeiten. Ich bin kein Motorsport-Experte, aber ich kann trotzdem tausend Geschichten aus meiner Karriere erzählen, die einem Motorsportler vielleicht weiterhelfen.

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Deshalb führen wir das Interview hier am Nürburgring?

Ja. Ich hatte richtig Bock, heute Morgen um 5 Uhr aufzustehen und zu sagen: Wir fahren zum Nürburgring und ich lerne Luca Stolz kennen. Der Tag war geil, ich freue mich schon auf Handball in Flensburg mit Holger Glandorf. Ich mag es nicht, am Telefon mal zu sagen: ‚Viel Glück beim Rennen‘ – und das wars. Du brauchst mal ein Gesicht dazu. Wir wollen natürlich ein persönliches Verhältnis, Family-Feeling.

Und zum anderen?

Es geht um die Karriere nach der Karriere. Mit 21 Jahren und 300.000 Euro im Jahr denkt kein Mensch an die Karriere nach der Karriere. Aber egal in welcher Sportart: Mit Mitte 30 beendest Du Deine Karriere und auch den Beratervertrag. Das Gegenteil ist bei uns der Fall. Wie viele Fußballer wissen gar nicht: Was mache ich jetzt mit meinem Leben? Viele Berater interessiert das nicht. Die wollen ihre drei bis fünf Deals machen, aus denen sie ihr Honorar ziehen – und Schluss. 80 Prozent aller NBA-Profis sind in den ersten sechs Jahren nach ihrer Karriere Pleite gegangen. Du hast dann 40, 50 Jahre vor dir. Das ist vielleicht nicht die schönste Zeit – denn meine schönste Zeit war ganz klar die Spielerkarriere – aber die Phase danach ist entscheidend für dein Leben.

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