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Matthias Ginter: "Andere Sportarten bekommen zu wenig Aufmerksamkeit"


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Matthias Ginter im Interview
"Andere Sportarten bekommen zu wenig Aufmerksamkeit"

t-online, Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 31.08.2017Lesedauer: 5 Min.
Matthias Ginter wechselte im Sommer für 17 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach.Vergrößern des BildesMatthias Ginter wechselte im Sommer für 17 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)
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Auch wenn Matthias Ginter erst 23 Jahre alt ist, hat der Innenverteidiger schon 139 Bundesliga-Spiele auf dem Konto. Ein Jahr vor der WM entschied sich der Weltmeister zu einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach. Ein gewagter Schritt, schließlich spielen die Fohlen diese Saison nicht international.

Warum der Transfer dennoch seine WM-Chancen erhöht und warum andere Sportarten in Deutschland zu wenig Aufmerksamkeit erhalten, erklärte Matthias Ginter im inter

t-online.de: Herr Ginter, können Sie sich noch an den 21. Januar 2012 erinnern?

Matthias Ginter (23): Natürlich! Diesen Tag werde ich auch niemals vergessen. Damals habe ich mein Bundesliga Debüt für den SC Freiburg gegeben. Aufgrund mehrerer Verletzungen in der Mannschaft stand ich überraschend im Kader. Dann wurde ich auch noch eingewechselt und konnte das Siegtor erzielen. Das war ein ganz besonderes Spiel, ein ganz besonderer Tag. Es hat sich angefühlt wie ein Traum.

Seitdem ist viel passiert: Sie sind Weltmeister, Confed-Cup-Sieger und haben im Sommer den DFB-Pokal gewonnen. Kein aktueller Spieler in der Liga, der 23 Jahre oder jünger ist, hat mehr Bundesliga-Spiele auf dem Konto als Sie. Fühlen Sie sich noch wie 23?

Als ich nach Gladbach kam, haben mich einige auf 25 oder 26 geschätzt, weil ich schon so lange im Profifußball bin (schmunzelt). Ich fühle mich zwar wie 23, aber aufgrund meiner Erfahrung bin ich kein junger Spieler mehr. Mein Anspruch ist, Führungsspieler zu sein, Verantwortung zu übernehmen.

Sie waren beim BVB Stammspieler, wurden aber oft nicht als solcher wahrgenommen. Haben Sie sich unterschätzt gefühlt?

Ich habe in Dortmund sehr viele Einsatzzeiten gehabt, habe aber eben immer auf unterschiedlichen Positionen gespielt. Vielleicht wurde ich in der Öffentlichkeit deshalb nicht als Stammspieler wahrgenommen. Statistisch gesehen habe ich mit die meisten Spiele für den BVB gemacht. Ich fühlte mich nie unterschätzt, aber manchmal hätte ich mir schon gewünscht, dass meine Flexibilität etwas mehr wertgeschätzt wird. Insgesamt blicke ich aber auf drei tolle Jahre in Dortmund zurück und in Gladbach kann und will ich den nächsten Schritt machen.

In Dortmund war die Stimmung am Ende der vergangenen Saison nicht sehr gut. Der Konflikt um Thomas Tuchel, die Wechselgerüchte um Aubameyang. Es gab viel Unruhe im Verein. Wie war die Stimmung im Team?

Es waren unruhige Wochen, das stimmt. Durch den Pokalsieg trat das alles aber in den Hintergrund. An diesem Wochenende war die Stimmung sehr gut, die Feier groß. Aber davor und danach gab es auch immer wieder Unstimmigkeiten, von denen wir Spieler natürlich nicht alles mitbekommen haben. Man darf nicht vergessen, dass wir eine sehr junge Mannschaft waren, die zudem einen Umbruch durchlebt hat. Dafür haben wir meiner Meinung nach eine sehr gute Saison gespielt und es wäre schade, wenn nur die negativen Schlagzeilen letztlich in Erinnerung bleiben.

War das unruhige Umfeld für Sie auch ein Wechselgrund?

Nein. Ich habe mir Gedanken über meine Rolle in der Mannschaft gemacht und auch über die WM 2018 in Russland. In Dortmund wäre ich wahrscheinlich weiterhin der Allrounder gewesen, in Gladbach bin ich Führungsspieler mit einer festen Position. Das waren für mich die ausschlaggebenden Gründe. Zudem habe ich bei den Verantwortlichen sofort vollstes Vertrauen gespürt. Es hat alles zusammengepasst.

Haben Sie sich denn auch Tipps geholt von anderen Spielern wie Marco Reus, die Gladbach schon kannten?

Vor dem Saisonende war die Situation in Dortmund ja noch nicht klar, deswegen war das mit Marco kein Thema. Beim Confed Cup habe ich mit Lars Stindl und Marc-André ter Stegen gesprochen. Auch mit Amin Younes, der in Gladbach aus sportlicher Sicht keine leichte Zeit hatte, aber trotzdem sehr positiv über den Verein gesprochen hat. Das hat mich dann nochmal bestätigt.

Sie haben gesagt, dass Sie in Gladbach Ihre Position für die WM verbessern wollen. Sind Sie ein Spieler, der im Kader von Bundestrainer Löw nicht fehlen darf?

Die WM ist mein Ziel. Und ich werde alles dafür tun, den Bundestrainer zu überzeugen. Bis dahin ist es aber noch ein ganzes Jahr hin und es kann viel passieren. Jetzt freue ich mich erstmal auf die Länderspielwoche.

Sie haben die WM in Brasilien und auch den Confed Cup in Russland miterlebt, konnten einen ersten Eindruck von der Stimmung gewinnen. Kann die WM in Russland an die Zeit in Brasilien herankommen?

Natürlich ist es ein anderes Feeling. Ich habe es ja auch 2016 nochmal bei den Olympischen Spielen gemerkt. Brasilien ist einfach ein fußballverrücktes Land, das spürst du an jeder Ecke. Das kann man mit Russland nicht vergleichen, was nicht heißen soll, dass dort nicht auch eine gute Stimmung durchs Land gehen kann. Jede WM ist etwas ganz Besonderes, auf der ganzen Welt fiebern Milliarden Menschen mit. Ich glaube, dass dieser Glanz immer da ist, unabhängig vom Gastgeberland.

Sie interessieren sich abseits vom Fußball auch für andere Sportarten, waren 2016 bei den NBA Finals in den USA oder in diesem Jahr bei der Eishockey-WM in Köln. Bekommen andere Sportarten in Deutschland zu wenig Aufmerksamkeit?

Das finde ich schon. Der Fußball genießt eine so hohe Aufmerksamkeit, dass für die anderen Sportarten oftmals nichts übrig bleibt. Was ich total schade finde, weil es viele tolle Sportarten gibt und viele außergewöhnliche Sportler in Deutschland. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einige Jugendliche gibt, die beispielsweise mehr Basketball spielen würden, wenn es so viel Angebote geben würde wie im Fußball. Ich kenne zwar keine genauen Zahlen, aber ich denke schon, dass man anderen Sportarten mehr Aufmerksamkeit schenken könnte.

Würden Sie sich als Sportfan freuen, wenn im Fernsehen häufiger andere Sportarten laufen würden?

Heutzutage gibt es ja so viele Sportartensender, dazu Internet-TV. Es gibt eigentlich keinen Grund, die Sportart nicht zu verfolgen, die man mag. Durch den Spielplan ist der Fußball fast über die ganze Woche präsent, auch das trägt zu seiner Dominanz bei. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich mehr über die deutschen Basketball- oder Eishockey-Ligen erfahren könnte, oder sie ein Ansehen genießen würden wie eben in den USA.

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Gibt es denn Spieler in der NBA, von denen Sie sich etwas abschauen?

LeBron James, Kyrie Irving, das sind meine Lieblingsspieler. Die Arbeitseinstellung der Spieler in den USA ist schon beeindruckend. Das sind absolute “Willens-Monster”. Wenn man sich bei YouTube deren Workouts anschaut, ist das schon krass. Bei uns wird im Fußball ja oft gesagt, dass es zu viele Spiele gibt und da spielen die mindestens 80 Spiele, zum Teil zwei Spiele in zwei Tagen, zudem Reisestrapazen zwischen West- und Ostküste. Das ist schon Wahnsinn. Und beschweren tut sich keiner.

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Beschweren sich Fußballspieler dann Ihrer Meinung nach zu sehr über die Belastung?

Wirklich vergleichen kann man es nicht. Es ist eine andere Form der Belastung. Ein Basketballspiel geht ja nicht über 90 Minuten und das Feld ist kleiner, von daher ist da ein Spiel nicht ganz so anstrengend. Aber wenn ich mich müde fühle, dann versuche ich mich daran zu erinnern, dass es andere Sportarten gibt, die viel mehr tun. Leichtathleten und Turner trainieren ja auch Tag und Nacht und bekommen nicht so viel Aufmerksamkeit. Bei einer müden Minute gibt der Gedanke daran Kraft.

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