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Borussia Dortmund: Co-Trainer Zeljko Buvac ist das Gehirn des BVB


Champions League
So tickt Klopps Schattenmann

Von t-online
Aktualisiert am 25.05.2013Lesedauer: 4 Min.
Jürgen Klopp (li.) im Gespräch mit Co-Trainer Zeljko Buvac.Vergrößern des BildesJürgen Klopp (li.) im Gespräch mit Co-Trainer Zeljko Buvac. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)
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Von Patrick Brandenburg

Auch ein passionierter Schattenmann hält das Leben im Verborgenen nicht immer aus. Als es für Borussia Dortmund im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Real Madrid Spitz auf Knopf stand, fuchtelte Co-Trainer Zeljko Buvac in der Coaching-Zone wild umher, wie man es sonst nur von seinem Chef Jürgen Klopp kennt. Ungewohnt oft verließ der Bosnier seinen Platz auf der Bank, bekreuzigte sich und trat immer wieder ins grelle Scheinwerferlicht an der Seitenlinie.

Spätestens in den dramatischen Schlussminuten im Estadio Santiago Bernabeu wurde erstmals einer breiteren Fußball-Öffentlichkeit bewusst: Der schwarz-gelbe Vollgasfußball hat gleich zwei Väter, die um ihr Baby besorgt sind.

Mehr Titel gewonnen als Interviews gegeben

Ansonsten sorgt sich Buvac eher still in zweiter Reihe. Auf Kameras und Reporter, auf die gesamte kurzatmige Glitzerwelt der Bundesliga kann der 51-Jährige gut verzichten. In mittlerweile zwölf Jahren als Assistent von Medienliebling Klopp gelingt ihm das ziemlich konsequent: "Es gibt nicht viele Menschen im deutschen Fußball, die mehr Titel gewonnen als Interviews gegeben haben", schrieb kürzlich die "Mainzer Allgemeine Zeitung". Die Rolle als Frontmann überlässt der Schweiger liebend gerne dem extrovertierten Klopp, der in einem anderen Leben wohl auch die passable Rampensau einer Rockband abgegeben hätte. "Jeder hat andere Talente", sagte Buvac in einem der wenigen Pressetermine seiner Karriere weise. "Meines ist, ein gutes Training zu machen."

Diese Einheiten gelten jetzt schon beinahe als legendär. Ob der Sohn einer Sportlehrerin in Sachen Didaktik erblich begünstigt wurde, ist nicht verbrieft. Aber die Spieler sind immer wieder erstaunt und begeistert, wie ihr Übungsleiter Buvac hochkomplexe Übungen - fast immer mit dem Ball - für einzelne Akteure, ganze Mannschaftsteile oder gleich das gesamte Team arrangiert oder neu aufbereitet. Dieses Training ist die Grundlage für den hochgelobten BVB-Fußball, für erfolgreiches Pressing und Gegenpressing, für automatische Abläufe und logische Passwege, für perfekte Abstände und zwingende Abschlüsse.

Buvacs Befehls-Bariton

Bis zu 15 einzelne Trainings-Aspekte fasst Buvac in einer Einheit zusammen, ohne das die Kicker an der Aufgabenstellung verzweifelten oder der Spielfluss verloren ginge. Im Sommer- oder Winter-Trainingslager ist der Hüne aus Banja Luka, der sich mit 1,92-Meter auch körperlich mit seinem Chef auf Augenhöhe befindet, ganz besonders in seinem Element. Dann kann er über einen längeren Zeitraum konzentriert mit den Jungs arbeiten, die auch "seine" Jungs sind. Nicht als Schleifer mit Medizinbällen, obwohl der raue Befehls-Bariton manchmal anderes vermuten ließe. Sondern als Antreiber, als einer der fordert und fördert. "Spaß machen muss es auch", sagt Buvac dazu in gewohnt schlichtem Duktus.

Da stört es auch nicht, wenn am Ende jeder Saisonvorbereitung traditionell der sogenannte "Willensbrecher" steht, eine brutale Konditionsübung, aus der sich die Spieler bestenfalls mit einer geglückten Koordinations-Leistung vorzeitig befreien können. Oder die sich andernfalls sogar verlängert. Die Spieler machen all dies - und mehr - ohne zu Murren mit, weil sie in Buvac einen Partner sehen und keinen unbarmherzigen Drill-Sergeant der Marke Magath. Vermutlich würden sie sogar mit Freude Alufolie kauen, wenn Buvac es von ihnen verlangte.

"Der Meister aller Trainingsformen"

"Zeljko ist Fleisch gewordener Fußballsachverstand und Meister aller Trainingsformen. Ich lerne jeden Tag von ihm", lobt sein Pendant Klopp stets in allerhöchsten Tönen. "Ich könnte noch hundert Jahre mit Kloppo zusammenarbeiten", erwidert Buvac mit ultimativem Respekt. Die beiden kennen sich mittlerweile seit über zwanzig Jahren und haben in dieser Zeit ein blindes Verständnis füreinander entwickelt. Bei Mainz 05 in der 2. Bundesliga standen beide gemeinsam als Spieler auf dem Platz. Schon damals mit unterschiedlichen Aufgaben, wie Klub-Präsident Harald Strutz erklärte: "Klopp war derjenige, der die Mannschaft wachgerüttelt und mitgerissen hat. Buvac war der Stratege, der das Spiel lenkte." Der Legende nach versprachen sich die beiden Fußballromantiker damals, den jeweils anderen an Bord zu holen, sollte einer als Trainer den Sprung in den Profibetrieb schaffen. Klopp hielt dann Wort, als er 2001 in Mainz die Chance bekam.

Beim FSV wieder vereint, entwickelten sich die beiden zum perfekten Tandem. Buvac, schon mit einer Übungsleiter-Lizenz und erster Berufserfahrung beim SC Neukirchen ausgestattet, gab zunächst sogar vier Jahre lang seinen Namen für die Spielberichtsbögen, bis Klopp selbst den Trainerschein vorweisen konnte. Aber die gleichberechtigte Arbeitsteilung, mit Klopp als letzter Instanz, war da schon in etwa die gleiche. Oder in Buvacs Worten: "Jeder macht Vorschläge, dann entscheidet Jürgen. Und weil er so gut reden kann, sagt er der Mannschaft: Jungs, so machen wir‘s." Nur ein Hütchenaufsteller oder Bälleaufpumper war Buvac nie - genauso wenig wie Klopp nur ein Selbstvermarkter, der andere die Arbeit machen ließe.

Co-Trainer Buvac ist "das Gehirn"

Vielmehr ist Buvac Vorreiter der neuen Co-Trainer-Generation: ein strategischer Denker, wie Fußballdeutschland ihn beim Sommermärchen 2006 erstmals entdeckte: in Person von Joachim Löw an der Seite von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Kein Wunder, dass sich Buvac schon in Mainz den Spitznamen "das Gehirn" redlich verdiente. Seit 2008 führt er nun sein Werk in Westfalen fort, und es ist sicher nicht übertrieben zu sagen: Buvac hat gehörigen Anteil an der schon jetzt märchenhaften Champions-League-Saison der Dortmunder Borussia.

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