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Real Madrid droht gegen Atlético Madrid historische Peinlichkeit


Real Madrid droht eine historische Peinlichkeit

Von t-online
21.04.2015Lesedauer: 4 Min.
Bleibt Cristiano Ronaldo und Real Madrid im Stadtderby zum achten Mal in Serie ohne Sieg.Vergrößern des BildesBleibt Cristiano Ronaldo und Real Madrid im Stadtderby zum achten Mal in Serie ohne Sieg. (Quelle: Laci Perenyi/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Ist das die Rache für Lissabon? Oder womit hat man das verdient? So und so ähnlich klingen die Lamentos in den endlosen Fernseh- und Radiodebatten des Landes. Dort können viele nur schlecht und andere gar nicht verhehlen, dass sie es mit Real Madrid halten. Immer und auch vor dem neuerlichen Champions-League-Derby gegen Atlético, vor dem ja tatsächlich der Eindruck entstehen kann, dass sich alles Pech der Welt gegen den Titelverteidiger verschworen hat.

Luka Modric, Gareth Bale, Karim Benzema - innerhalb einer Woche haben sich drei Hochkaräter verletzt vom Dienst abgemeldet. Mit dem gesperrten Marcelo fehlt Real im Viertelfinal-Rückspiel eine vierte Stammkraft. Ähnlich ersatzgeschwächt trat man ein Derby zuletzt vor zweieinhalb Monaten in der Liga an. Endstand: 0:4.

Die Blamage war gleichzeitig der Höhepunkt in einem schon fast unwirklichen Reigen von Pleiten, Pech und Pannen gegen den Stadtrivalen. Seit in Lissabon gegen Atlético die Champions League gewonnen wurde, scheint sich die Sternenkonstellation entscheidend verschoben zu haben. Sieben Mal trafen beide Teams in dieser Saison aufeinander, und von Atléticos sehr spätem Ausgleichstor im Supercup-Hinspiel (1:1) bis zu den Glanzparaden von Atléticos Keeper Jan Oblak im Hinspiel vorige Woche (0:0) - immer stand irgendetwas im Weg und verhinderte, dass der größere Nachbar den kleineren schlägt.

Die Krönung der Peinlichkeit droht

Die Panik in der Klubführung vor dem achten Duell mag jeder erahnen. Nie in seiner neueren Geschichte, nicht gegen das dominante Barcelona der 2000er-Jahre und auch nicht gegen sonst irgendwen, blieb Real Madrid achtmal nacheinander gegen denselben Rivalen sieglos. Dass sich dieser Rekord gegen den im Jahresumsatz viermal schwächeren Stadtrivalen ereignen würde, wäre die Krönung der Peinlichkeit.

Geben diesmal die Verletzen den Ausschlag? Trainer Carlo Ancelotti muss sich wie Sisyphus vorkommen, dem der Stein gerade wieder vom Berg gerollt ist. Den Winter und das halbe Frühjahr litt Real am Fehlen von Modric und teilweise James Rodríguez, ohne die Toni Kroos im Mittelfeld schrecklich allein ist. Bisweilen fielen auch die Innenverteidiger Sergio Ramos und Pepe aus. Real verlor darüber die Tabellenführung, das Mitwirken im spanischen Pokal, beinahe jenes in der Champions League und allen Kredit, den es sich durch 22 Siege am Stück vor Weihnachten erspielt hatte.

Reals zweiter Reihe fehlt der Wettkampf-Rhythmus

Im Hinspiel konnte Ancelotti dann endlich wieder seine Bestbesetzung aufbieten, und auch wenn die Partie nicht gewonnen wurde - die Annäherung an bessere Zeiten war unübersehbar. So lange die Kondition ein hohes Pressing hergab, dominierte Real wie in keinem Derby zuvor in der Saison. Allerdings gab sie kaum mehr her als die erste Halbzeit. Wie auch die vielen Verletzungen danach nahelegten, scheint es um den körperlichen Zustand der Königlichen nicht zum Besten bestellt.

Ancelotti ist daran nicht unschuldig, weil er in den guten Zeiten im Herbst auf jede Rotation verzichtete. Kroos zum Beispiel durfte erst im 27. Ligaspiel zum ersten Mal pausieren. Dass viele Spieler aus der zweiten Reihe keinen echten Wettkampf-Rhythmus haben, verschlechtert nun weiter die Perspektiven und sorgt im Zusammenhang mit dem Angstgegner Atlético für ein fatalistisches Grundgefühl in der Anhängerschaft. Daran können auch die üblichen Appelle an den Klubmythos nichts ändern, die in den medialen Debatten ebenfalls bis zum Umfallen bemüht werden: dass Real Madrid zum Siegen geboren sei und nie nach Ausreden suchen dürfe.

Khedira plötzlich eine Startelf-Option

"Es ist wichtig, sich auf die Spieler zu konzentrieren, die spielen und nicht auf die, die nicht spielen", formuliert Ancelotti. Für Linksverteidiger und Marcelo-Ersatz Fábio Coentrão ließ er ein spezielles Aufbautraining erarbeiten, um die fehlende Spielpraxis zu ersetzen. Aber das ist auch noch die einfachste Personalie, in der Abwehr hat er die besten Alternativen. Weiter vorn hingegen fällt das Niveau hinter der Stammelf stark ab. Für die freie Modric-Stelle etwa bewerben sich: der schon etliche Male in großen Spielen für zu leicht befundene Asier Illarramendi, der zuletzt komplett in der Versenkung verschwundene Winterneuzugang Lucas Silva oder gar der wegen seines bevorstehenden Abgangs eigentlich schon ausgebootete Sami Khedira.

Auf geradezu absurde Weise ironisch präsentiert sich die Lage im Sturm. Monatelang forderten viele Fans und Experten von Ancelotti, zugunsten eines besseren Gleichgewichts seine eher abwehrfaule "BBC" aus Bale, Benzema und Cristiano Ronaldo aufzulösen. Monatelang weigerte sich Ancelotti standhaft, auch nur auf einen der Drei zu verzichten. Nun fallen gleich zwei aus, weshalb nicht nur Medienliebling Isco wieder in die Elf rückt, sondern womöglich auch der von Manchester United ausgeliehene Chicharito Hernández; der Mexikaner war über weite Strecken der Saison so radikal außen vor, dass er sogar öffentlich zugab, geweint zu haben.

Ancelotti zum Glück gezwungen

Einen Vorteil hat das Schlamassel aber vielleicht doch: Ancelotti könnte sein Gegenüber Diego Simeone mit einer ganz anderen, unerwarteten Aufstellung überraschen und die Konfusion beim Gegner in einer überfallartigen Anfangsphase auszunutzen versuchen. Der Italiener wäre dann also quasi zu dem Glück gezwungen, dass er in den bisherigen Derbys der Saison gar nicht gesucht hat.

Neben Schicksal und Sternen gibt es nämlich schon auch irdische Erklärungen für die Probleme der individuell so überlegenen Real-Kicker gegen den limitierteren Nachbarn – vor allem jene, dass Ancelotti immer auf demselben Spielsystem beharrte und sich von Simeone immer wieder auscoachen ließ. Schafft er bei letzter Gelegenheit nicht den Turnaround, gilt seine Entlassung zum Saisonende als beschlossene Sache.

"Wir haben uns lächerlich gemacht", soll Klubchef Florentino Pérez nämlich schon nach dem fünften Spiel der Serie gegen Atlético gesagt haben, als im Pokal eine vollmundig angekündigte Aufholjagd nach 0:2 im Hinspiel in einem harmlosen 2:2 endete. Von "Demütigung" sprach der Real-Präsident dann nach dem 0:4 in der Liga. Sollte es wirklich erneut schief gehen, ist mit weiteren Schreckensvokabeln zu rechnen.

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