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DFB-Pokalfinale: Erinnerungen an die Endspiele in Berlin


Erinnerungen an die Endspiele in Berlin
Karten für fünf D-Mark, Werders hastige Abreise und Lauterer Bermuda-Shorts

Von t-online
15.05.2014Lesedauer: 4 Min.
Hier noch im Stadion, kurz danach schon im Bus: Die Spieler von Werder Bremen nach dem Finale 1991 (Mirko Votava, Manfred Bockenfeld, Thomas Wolter, Dieter Eilts, Oliver Reck, v. li.).Vergrößern des BildesHier noch im Stadion, kurz danach schon im Bus: Die Spieler von Werder Bremen nach dem Finale 1991 (Mirko Votava, Manfred Bockenfeld, Thomas Wolter, Dieter Eilts, Oliver Reck, v. li.). (Quelle: Camera 4/imago-images-bilder)
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Seit 1985 findet das Pokalendspiel im Berliner Olympiastadion statt, nun schon zum 30. Mal. Rainer Fritzsche war bei allen Endspielen im Stadion dabei. Er ist seit 1979 Redakteur bei der Berliner Fachzeitschrift "Fußball-Woche", die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiert. Der 66-Jährige erinnert sich an Tickets für fünf D-Mark, Dortmunder Ringelsocken, Bremer Autobahn-Feiern und einen kaum zu hörenden Udo Jürgens.


Von Rainer Fritzsche

Angefangen hat alles mit fünf D-Mark. Der Berliner Fußball-Verband hatte vor dem ersten Finale in Berlin 1985 die Vereine angeschrieben, dass sie Karten bestellen können. Ich erinnere mich, dass im Vorverkauf um die 40.000 weggegangen sind. Den Rest gab es an der Tageskasse. Wer also spontan Lust hatte, hat einfach am Eingang eine Karte gekauft. Gut 70.000 Zuschauer waren da. Nicht ausverkauft, das gab es nie wieder. Zum Vergleich: Heute kosten die Karten ab 40 Euro aufwärts.

Der Berliner Senat hatte 1985 sogar eine Bürgschaft übernommen. Wenn weniger als 60.000 Zuschauer gekommen wären, hätte er den Differenzbetrag ausgeglichen. Heute unvorstellbar, aber es war völlig unklar, wie die Berliner das Endspiel annehmen. Denn der Ärger war noch groß, weil die Stadt aus Rücksicht auf die Ostblock-Länder als Austragungsort für die EM 1988 übergangen worden war. Es hat sich dann schnell gezeigt, dass das Ganze ein großer Erfolg wird. Die Atmosphäre war immer und ist bis heute großartig.

BVB: Fans und Team in Gala-Form

Der damalige DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach hat vor dem Finale 1992 gesagt, dass sie 250.000 Karten hätten verkaufen können. Inzwischen sind es ja 500.000 Anfragen. Mein Vorschlag war schon damals, fünf Spiele an fünf Tagen nacheinander auszutragen. Wer mehr gewinnt, ist Pokalsieger und alle Zuschauer könnten mal ins Stadion.

Aber im Ernst. In meinen Augen ist die Begeisterung mit dem Endspiel 1989, dem letzten vor dem Mauerfall, zwischen Borussia Dortmund, übrigens in traditionell geringelten Stutzen angetreten, und Werder Bremen richtig losgegangen. Die Stimmung der über 30.000 Dortmunder Fans war unglaublich. Auch in der Stadt war richtig was los. Da fiel dann auch schon mal Mal der Begriff vom "Deutschen Wembley".

Drama um Cacau

Auf dem Aufstellungsbogen stand noch "Norbert Dickel/Bernd Storck", weil erst ganz kurz vor dem Anpfiff entschieden wurde, dass Dickel trotz einer Knie-OP sechs Wochen vorher spielt. Er hat zwei Tore gemacht. Als er rausging, war auf den Rängen die Hölle los. Kurz davor war Michael Lusch reingekommen, den ich jetzt nicht als Riesenfußballer in Erinnerung habe. Er bekam einen langen Ball, legte ihn sich vor und knallte ihn zum 4:1 ins linke Eck. Ein Spiel, das man nicht vergisst.

Auch in diese Kategorie gehört das 99er-Finale, als Frank Rost im Elfmeterschießen erst selbst traf und dann den Ball von Lothar Matthäus hielt. 2002 hat sich Schalke 04 beim 4:2 gegen Bayer Leverkusen in einen richtigen Rausch gespielt. Und hervorheben möchte ich neben dem 5:2 des BVB gegen die Bayern vor zwei Jahren auch 2007, als der 1. FC Nürnberg den Meister VfB Stuttgart in der Verlängerung geschlagen hat. Da gab es das Drama um Cacau, der erst für Stuttgart getroffen hatte und dann mit Rot vom Platz musste.

"Schreiben Sie schon mal auf"

Aber keine Höhen ohne Tiefen. Endspiele, die zu einseitig oder vom Niveau her schwach waren, gab es genug. Schalkes 5:0 gegen den MSV Duisburg 2011 ist das Paradebeispiel. Vom Endspiel 1988 zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum habe ich nur noch den Freistoß von Lajos Detari im Kopf. Unser damaliger Chefredakteur Rudi Rosenzweig hatte vor dem Schuss zu mir gesagt: "Schreiben Sie schon mal auf, das wird das Siegtor."

Generell ist auffällig, dass es kaum noch große Überraschungen gibt. Von 1992 bis 1997 standen fünf Mal unterklassige Teams im Endspiel, heute undenkbar. Das ist zum einen schade, weil die kleinen Vereine im Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit immer sehr locker waren, aber andererseits war das besagte Spiel Schalke gegen Duisburg für den neutralen Zuschauer ein echter Langweiler. Ansonsten haben die Außenseiter richtig gut mitgehalten, gewonnen hat allerdings nur Hannover 96 im Jahr 1992.

Früher in der Sportschule, heute im Hotel

Für mich als Berliner Journalist waren die Endspiele mit Herthas Amateuren 1993 und dem 1. FC Union gegen Schalke 2001 etwas ganz Besonderes. Von Hertha weiß ich noch, dass sie abends mehr gefeiert haben als Pokalsieger Leverkusen. Die waren nur froh, sich nicht blamiert zu haben.

Heutzutage wohnen die Mannschaften in den besten Hotels der Stadt. Auch das war früher anders. In den ersten Jahren kamen die Teams häufiger am Kleinen Wannsee unter, in der Sportschule des Berliner Verbandes.

Ärger über hohe Hotelpreise

Und die Feierlichkeiten fanden nicht immer auf großen Banketts statt. Werder Bremen ist nach dem Sieg 1991 sogar gleich abgereist. Deren Manager Willi Lemke war so sauer über die hohen Hotelpreise von bis zu 280 DM in Berlin, dass sie nach dem Duschen sofort in den Bus gestiegen sind. Werder feierte quasi auf der Autobahn, mit Zwischenstopp auf einer Raststätte in Neuruppin, auf Wunsch des ZDF. Danach ging es in eine rustikale Gastwirtschaft in der Nähe von Gudow bei Hamburg.

Einen interessanten Auftritt hatten die Lauterer Spieler 1990 nach dem 3:2 gegen Bremen in Hemd, Krawatte und Bermuda-Shorts im ZDF-Sportstudio. Trainer war Kalli Feldkamp, der es geschafft hat, zwischen 1985 und 1990 mit drei verschiedenen Mannschaften den Pokal zu holen – Uerdingen, Frankfurt, Kaiserslautern.

Udo Jürgens im Pech

Insgesamt hat sich das Finale seit der zweiten Hälfte der 90er rasant Richtung Event verändert. Das merkt man zum einen daran, dass Sponsoren und VIP-Gäste bei der Verteilung der Karten immer wichtiger werden und man inzwischen sehr viele Menschen sieht, die nur selten ein Stadion betreten. Aber auch an kleinen Dingen wie dem Rahmenprogramm.

Zu Anfang trat die in West-Berlin äußerst beliebte Motorradstaffel der Polizei auf. Später gab es Feuerwerke, riesige Shows vor dem Spiel und zum Beispiel Stars wie Udo Jürgens. Er hatte allerdings 1997 etwas Pech, weil er just in dem Moment sang, als die Spieler des VfB Stuttgart zum Warmlaufen aufs Feld kamen. Durch die Beifallsstürme der Fans ging Jürgens ziemlich unter.

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