Die Erwartungen sind riesig: DFB-Boss Reinhard Grindel erwartet vom Weltmeister mindestens das Halbfinale, Teammanager Oliver Bierhoff träumt bereits von einer Siegesfeier auf der Champs-Elysées. Und Bundestrainer Joachim Löw? Stapelt vor der EM in Frankreich eher tief.
"Wir wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, die außergewöhnliche Leistungen bringen kann. Das hat Deutschland gerade bei Turnieren immer wieder bewiesen. Dennoch weiß ich auch, dass wir nicht unschlagbar sind", sagt Löw.
Grundsätzlich stimmt er aber seinem neuen Chef Grindel zu: "In den vergangenen zehn Jahren sind wir immer unter die letzten Vier gekommen, das sollte also auch dieses Mal unser Anspruch sein."
Pulverfass
Expertenanalyse zu Löws EM-Kader
Der vorläufige Kader des Bundestrainers verspricht einige Brisanz. Video
Keine guten Erinnerungen an 2004
Löw erinnert jedoch an die EM 2004, als Deutschland als Vize-Weltmeister in Portugal frühzeitig die Koffer packen musste: "Wir haben aber auch schon erlebt, dass wir nach der Vorrunde nach Hause fahren mussten. Ich weiß, dass so etwas in einem Turnier immer mal passieren kann, auf diesem Niveau entscheiden Nuancen."
Daran verschwende er aber aktuell keine Gedanken, versichert der 56-Jährige. Die DFB-Elf trifft in der EM-Vorrunde auf die Ukraine, Polen und Nordirland trifft.
Ob er bei einem frühzeitigen Scheitern Konsequenzen ziehen würde, ließ Löw, der bis 2018 beim DFB unter Vertrag steht, offen: "Das ist für mich im Moment überhaupt kein Thema. Ein Turnier stellt aber in jedem Fall immer eine Zäsur dar."
"Hoffe, dass Bastian bis zur EM fit wird"
Derzeit beschäftigt sich der Bundestrainer mit aktuellen Problemen wie zum Beispiel den Gesundheitszustand seines Kapitäns Bastian Schweinsteiger. "Bastian ist nicht nur unser Kapitän und ein wichtiger Spieler auf dem Platz, sondern auch als Typ und Leader für uns unglaublich wertvoll. Nach dem Ausfall von Ilkay Gündogan wäre es für uns ein weiterer großer Verlust, wenn auch er ausfallen würde", sagte der Bundestrainer: "Ich hoffe, dass Bastian bis zur EM fit wird, er tut alles, um dabei zu sein, die EM bedeutet ihm enorm viel."
Löw von Podolski und Götze überzeugt
Lukas Podolski ist für den Bundestrainer ebenfalls nach wie vor unverzichtbar, auch wenn nicht alle Experten Löws Meinung teilen. "Wenn ich nicht von seiner Klasse überzeugt wäre, hätte ich Lukas sicherlich nicht nominiert. Er ist körperlich in einem hervorragenden Zustand und kann jederzeit ein Spiel entscheiden, weil er immer in der Lage ist, ein Tor zu erzielen."
Ähnliches gelte auch für WM-Held Mario Götze, der in dieser Saison bei Bayern München nicht allzu viel Spielpraxis hatte: "Mario ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er kann auch gegen große Nationen wie Argentinien und Brasilien Tore erzielen, was ihn für uns noch wertvoller macht. Wir gehen davon aus, dass wir ihn im Trainingslager wieder in eine gute Form bringen werden."
Löw nominiert
Vorläufiges EM-Aufgebot steht fest
Diese 27 Spieler sind im vorläufigen Kader für die Fußball-EM in Frankreich nominiert. Video