Es war eine kuriose Szene, welche die Fans in der BayArena miterleben durften: Bayer Leverkusen führte im Playoff-Spiel zur Europa League gegen Tawrija Simferopol (hier geht es zum Spielbericht) komfortabel mit 2:0, als der Schiedsrichter in der Nachspielzeit zu Gunsten der Gastgeber auf den Elfmeterpunkt zeigte. Gleich drei Spieler wollten sich den Ball schnappen und zum krönenden Abschluss einnetzen. Einer von ihnen war Heimkehrer Michael Ballack.
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Der Kapitän der Nationalmannschaft diskutierte heftig mit Arturo Vidal und Michal Kadlec, beide wollten sich diese Chance auf einen Treffer ebenfalls nicht entgehen lassen. Doch Ballack, ganz im Stile eines großen Anführers, setzte sich durch. Er legte sich den Ball zurecht, lief an, schoss - und traf. Ein toller Schlussstrich unter einer Partie, in der Ballack zeigte, wie wichtig er für seinen neuen alten Klub sein kann.
Der "Capitano" muss einen ausgeben
Ballack freute sich über seinen Treffer im ersten Pflichtspiel für Leverkusen. "Keine Frage, so was ist wichtig, Tore geben Selbstvertrauen", sagte er nach der Partie. "Klar ist auch, dass alle den Elfmeter schießen wollten." Kein Wunder: Kadlec hatte zu dem Zeitpunkt bereits zweimal getroffen und schielte auf den möglichen Dreierpack, Vidal gilt in der Mannschaft als der erste Schütze in einer solchen Situation. "Arturo hat Ballack den Ball großzügig gegeben", erklärte Trainer Jupp Heynckes.
Das sah für die Fans allerdings ganz anders aus. Denn nach der lautstarken Diskussion stapfte Vidal mit ernster Miene von dannen. Und auch Kadlec überließ dem "Capitano" nicht ohne weiteres das Leder. "Er hat versprochen, uns einen auszugeben. Mal sehen, was er springen lässt."
Ballack stellt keine Ansprüche auf Kapitänsrolle
Ballack, der erst nach der Halbzeitpause ins Spiel kam, will diese Szene aber nicht zu hoch bewerten. Ansprüche auf die Rolle des Kapitäns will er (noch) keine stellen. Es sei nicht nötig, "hier eine neue Hierarchie aufzubauen. Diese Mannschaft ist absolut intakt. Wir müssen nur die Neuen integrieren."
Und zu denen gehört er selbst eben auch. "Es ist klar, dass ich noch nicht so weit sein kann wie die anderen. Ich brauche jetzt Spiele, um das Top-Niveau zu erreichen. Ich will mich behaupten. In der Liga und in dieser Mannschaft, die richtig viel Potenzial besitzt."
Ballack fühlt sich in Leverkusen willkommen
Ballacks erster Einsatz in der BayArena wurde von den 13.000 Fans frenetisch bejubelt. Alles machte den Eindruck, als hätte Ballack Bayer nie verlassen. Mehr als acht Jahre nach dem Champions-League-Finale (1:2 gegen Real Madrid), bis Donnerstag letzter offizieller Auftritt des Nationalspielers im Werkself-Trikot, war seine Präsenz sofort wieder dominant. Die neuen Mitspieler suchten ihn, er drängte sich auf, war trotz 96 Tagen Verletzungspause unmittelbar in der Lage, seine Führungsqualitäten auf dem Rasen zu präsentieren.
Dieser Auftritt war auch ein Statement in Sachen Nationalteam: So leicht gibt ein Michael Ballack seine Rolle als Leithammel nicht auf. Er genoss es - die Huldigungen der Anhänger, selbst das mühsame 3:0, mit dem das Erreichen der Gruppenphase nur noch Formsache ist. "Es ist natürlich toll für mich, zurück zu sein. Ein tolles Comeback mit dem ersten Tor und dem ersten Sieg. Es pusht einen unheimlich, wenn man willkommen ist. Und das Gefühl habe ich."