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WM 1966: Doping-Gerüchte um deutsche Mannschaft


Doping-Studie nimmt WM 1966 ins Visier

Von sid
07.10.2011Lesedauer: 3 Min.
Kapitän Uwe Seeler und die deutsche Nationalelf vor dem Finale der WM 1996.Vergrößern des BildesKapitän Uwe Seeler und die deutsche Nationalelf vor dem Finale der WM 1996. (Quelle: imago-images-bilder)
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Bisher sind es nur Gerüchte. Doch sie lassen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) erschaudern. Mehrere deutsche Nationalspieler sollen im legendären WM-Finale 1966 in und gegen England gedopt gewesen sein. Während die Vize-Weltmeister von damals aus allen Wolken fielen, steht dem DFB eine möglicherweise unangenehme Aufarbeitung der Vergangenheit bevor. Spätestens Mitte November wollen Wissenschaftler der Universitäten Berlin und Münster detaillierte Ergebnisse der Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" präsentieren. Und diese umfassen eben auch die Rolle des Fußballs in den 50er und 60er Jahren.

"Wir haben einen Gesamtauftrag, da spielt der Fußball auch eine Rolle. Wir hoffen auf eine zeitnahe Veröffentlichung", sagt Professor Giselher Spitzer von der Berliner Humboldt-Universität. Auftraggeber der Studie ist das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp). Die Studie soll belegen, dass drei namentlich nicht genannte deutsche Spieler während der WM 1966 positiv auf das Aufputschmittel Ephedrin getestet worden sein sollen.

Ein Brief gibt Rätsel auf

Die Quellenlage ist jedoch dubios. Der Jugoslawe Mihailo Andrejevic, damals Mediziner des Weltverbandes FIFA, soll dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" zufolge kurz nach der WM dem deutschen Mediziner und Leichtathletik-Funktionär Max Danz geschrieben haben. Die Kontrollen bei der WM seien "grundsätzlich gut verlaufen, wir hatten nur zum Schluss bei der deutschen Mannschaft bei drei Spielern sehr feine Zeichen von der Einnahme eines gewissen Ephedrinmittels gegen Schnupfen entdeckt".

WM-Helden von damals sind entsetzt

Schon damals erfüllte dies den Tatbestand eines Dopingvergehens. Konsequenzen gab es nicht. "Ich hab ja schon viel erlebt, aber das ist wirklich das Letzte und völliger Quatsch", echauffiert sich Willi Schulz, damals Abwehrspieler in der deutschen Mannschaft. "Ich habe selten so gelacht und wäre mit dem Auto fast gegen einen Baum gefahren, als ich im Radio davon gehört habe. Die Vorwürfe sind lächerlich." Auch sein Teamkollege Jürgen Grabowski weiß von nichts. "Ich falle aus allen Wolken. Davon höre ich jetzt das erste Mal. Von Doping habe ich bei der Nationalmannschaft nichts mitbekommen, das war auch nie ein Thema."

Doping im Fußball: eine lange Geschichte

Gerüchte über mögliche Verabreichung leistungssteigernder Mittel im Kreis der Nationalmannschaft gibt es aber schon lange. Berichte über ominöse Spritzen, die im Lager der deutschen WM-Helden von 1954 in der Schweiz verabreicht worden sein sollen, sind schon legendär. Angeblich wurde Vitamin C verabreicht, es existieren aber Hinweise, dass es sich um das Aufputschmittel Pervitin gehandelt haben soll. 1954, 1966 - und vielleicht auch 1986? Der ehemalige Nationaltorwart Toni Schumacher schrieb in seinem skandalumwitterten Buch "Anpfiff" (1987) über die ärztliche Betreuung während der WM 1986 in Mexiko: "Jeden Mittag schluckten wir zu unserem Elektrolytgesöff haufenweise Tabletten: Eisen, Magnesium, Vitamin B in Höchstdosis, Vitamin E, ein paar Hormönchen für die Höhenanpassung ... Außer den Pillen hagelte es Spritzen." Den berühmtesten Ephedrin-Fall lieferte bei der WM 1994 in den USA Superstar Diego Maradona. Der Argentinier war nach der Einnahme eines hochdosierten Cocktails positiv getestet worden. Schumacher hatte bereits sieben Jahre zuvor in seinem Buch geschrieben, dass es "auch in der Fußballwelt" Doping gebe, "natürlich totgeschwiegen, klammheimlich, ein Tabu".

Forscher nicht einig - DFB zeigt sich kooperativ

Der Berliner Professor Spitzer sagt dazu nur, dass im Zuge der Forschung zur Rolle des Dopings im deutschen Fußball "eine Öffnung der DFB-Archive hilfreich" wäre. Er offenbart damit allerdings nur, dass in der Zusammenarbeit zwischen den beiden mit der Studie beauftragten Universitäten anscheinend Kommunikationsdefizite herrschen. Die Münsteraner Forscher um Professor Michael Krüger haben längst die Erlaubnis zum Zugriff auf die DFB-Akten erhalten. "Transparenz ist uns sehr wichtig. Deshalb haben wir bereits im Juli 2011 Herrn Professor Krüger in einem Anschreiben ganz herzlich eingeladen, sich das uns zur Verfügung stehende Archivmaterial beim DFB anzuschauen. Es wird also etwas gefordert, was wir von unserer Seite aus längst angeboten haben", hat DFB-Mediendirektor Ralf Köttker bestätigt.

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