Erste Zweifel bei FIFA-Präsident Joseph Blatter an der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Jetzt hat sich der Schweizer erstmals für eine Verlegung der Endrunde in die kühlere Jahreszeit stark gemacht.
"Es ist nicht vernünftig und zumutbar, im Juni und Juli dort zu spielen", sagte der Weltverbandschef in einem Interview mit der französischen Sporttageszeitung "L'Equipe". Die FIFA-Exekutive hatte sich im Dezember 2010 ungeachtet der Bedenken wegen der in den Sommermonaten in dem Emirat herrschenden Hitze für Katar als WM-Austragungsort entschieden.
Äußere Umstände waren vorher klar
Für die WM 2022 sei die Zusage von Stadien mit Air-Conditioning ein zentraler Bestandteil der katarischen Bewerbung gewesen. "Aber der World Cup ist mehr als Sport in den Stadien, er ist eine Ansammlung von sozialen und kulturellen Aktivitäten rund um den Wettbewerb. Was sollen wir also tun?", so Blatter.
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Der technische Report der FIFA habe allen Mitgliedern des Exekutivkomitees vor der Abstimmung zur Verfügung gestanden und diese Schwierigkeiten offenbart, betonte der Schweizer.
Ruf nach Verlegung in die Wintermonate
"Was auch immer die richtige Entscheidung ist, ist Sache des Exekutivkomitees", stellte Blatter in dem Interview weiter klar. Ohne die Entscheidung der Exekutive vor zweieinhalb Jahren direkt zu kritisieren, warf er dem Gremium vor, von dem Druck beeinflusst gewesen zu sein, eine Weltmeisterschaft erstmals in den Mittleren Osten zu vergeben.
Experten weltweit und auch UEFA-Chef Michel Platini hatten immer wieder eine Verlegung des Turniers in die Wintermonate gefordert. Blatter hatte dagegen bisher stets betont, die FIFA könne nicht von sich aus aktiv werden, weil die Initiative für einen solchen Schritt vom Ausrichter ausgehen müsse.
Blatter bringt Platini in Stellung
Erstmals machte der 77-Jährige in dem Interview auch deutlich, dass er sich Platini als seinen Nachfolger vorstellen könne. "Er ist für mich ein natürlicher Kandidat. Er ist ein guter Kandidat", sagte Blatter. Er wolle Platini unterstützen, "wenn er sich weiterhin in Richtung eines universellen Fußballs bewegt".
Er habe noch immer die Absicht, 2015 Schluss als Chef des Weltverbandes zu machen. "Aber man muss die Reform der FIFA zu einem guten Ende bringen und sicher sein, dass derjenige, der meinen Platz einnimmt, auch zusieht, dass der Fußball ein universeller Sport bleibt", betonte der Schweizer.