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Hansa Rostock: Vom Profi auf den Bauernhof und zurück


3. Liga
Vom Profi auf den Bauernhof und zurück

Von t-online
Aktualisiert am 12.07.2013Lesedauer: 4 Min.
Andreas Reinke fühlt sich wohl als Co-Trainer bei Hansa Rostock.Vergrößern des BildesAndreas Reinke fühlt sich wohl als Co-Trainer bei Hansa Rostock. (Quelle: Fellechner/imago-images-bilder)
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von Kieran Brown

David Blacha, Julian Jakobs, Sascha Schünemann: Unter den Neuzugängen bei Drittligist FC Hansa Rostock sucht man vor dieser Saison auf den ersten Blick vergeblich nach den ganz großen Namen. Fast vergeblich, denn mit dem neuen Co- und Torwarttrainer in Personalunion Andreas Reinke hat sich ein zweifacher Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger der Kogge angeschlossen. 228 Bundesliga-Spiele hat Reinke einst absolviert und trifft nun am Sonntag mit Hansa nochmal auf den FC Bayern München. Doch nicht nur seine neue Doppelfunktion bei den Hanseaten hält den 44-Jährigen auf Trab. Auf seinem Bauernhof in Bölkow vor den Toren Rostocks geht er seit Jahren einer für Ex-Profis ungewöhnlichen Tätigkeit nach.

"Deswegen habe ich jetzt auch nicht so viel Zeit für das Gespräch, die Tiere schreien schon", sagt der ehemalige Torwart im Gespräch mit t-online.de und lacht.

2007 beendete Reinke seine erfolgreiche Karriere, die von zwei Deutschen Meisterschaften und DFB-Pokalsiegen mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Werder Bremen gekrönt war. Seitdem stand, abgesehen von einem kurzen Intermezzo bei der U21-Nationalmannschaft des DFB, das Familienleben auf dem 2008 erworbenen Bauernhof rund 20 Kilometer südlich von Rostock im Mittelpunkt. Dort sind inzwischen Enten, Gänse, Hühner, Kaninchen, Schweine und Rinder heimisch geworden. Zum Hof gehören neben den Tieren auch ein Ferienhaus sowie ein Veranstaltungsservice, den er mit seiner Familie unterhält. Ausgelastet war Reinke bislang auch ohne Fußball.

Unverhofftes Fußball-Comeback

Die Tiere spielen seit diesem Sommer aber erstmals seit langem nur noch die zweite Geige. Nun will er seine "Erfahrungen an die junge Mannschaft bei Hansa weitergeben". Der Rhythmus nach der langen Auszeit sei zurück, die zusätzliche Verpflichtung als Co-Trainer "bringt mich noch näher an die Mannschaft heran". Nachdem es bei den Hanseaten mit der Verpflichtung eines Co-Trainers nicht geklappt hatte, wurde Reinke kurzerhand zusätzlich die Rolle als rechte Hand des neuen Trainers Andreas Bergmann zugeteilt.

Geplant war das Comeback im Profifußball nicht. Zufällig kam er bei der Auslosung zum Halbfinale im Landespokalwettbewerb von Mecklenburg-Vorpommern mit Hansa-Manager Uwe Vester ins Gespräch. Wenige Wochen später wurde das Interesse des Klubs von der Ostsee konkret und die Verpflichtung perfekt gemacht.

Hansa muss sparen

In zwei Wochen wird es sportlich wieder ernst für Hansa wenn Aufsteiger Holstein Kiel zu Gast in Rostock ist: "Die ersten Wochen hier sind für uns alle sehr positiv verlaufen. Die Mannschaft macht von Woche zu Woche Fortschritte", so Reinkes Resümee der ersten Wochen. Nach der schlechtesten Saison der Vereinsgeschichte geht es darum, die Fans mit der Spielweise wieder zu begeistern. "Inwieweit wir die Früchte unserer Arbeit dann ernten können, wird man im Saisonverlauf sehen."

Beim langjährigen Bundesligisten werden inzwischen kleinere Brötchen gebacken. Die finanzielle Situation macht sich sowohl im personellen Bereich als auch in der Infrastruktur bemerkbar. Mitarbeiter mussten entlassen, der Wellness-Bereich in den Katakomben des Stadions geschlossen und der vereinseigene Bus privatisiert werden.

Zwei Trümpfe für den FCH

Zwei Trümpfe hält Hansa aber dennoch in der Hinterhand. Am Sonntag gastiert der Rekordmeister FC Bayern München mit Pep Guardiola in der Hansestadt. Das Stadion ist ausverkauft, das Spiel wird in 40 Ländern übertragen und spült wohl rund eine Million Euro in die Vereinskassen. Reinke freut sich auf dieses Highlight eine Woche vor Saisonbeginn: "Das ist natürlich auch eine tolle Auszeichnung für Verein und Fans. Unser Hauptaugenmerk liegt aber klar auf dem Punktspielstart gegen Kiel. Wir müssen die positive Stimmung aus dem Bayern-Spiel mit in den Liga-Alltag nehmen. Dann bin ich optimistisch."

"Mannschaft weiterentwickeln und stabilisieren"

Die Bayern sind übrigens zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit zu Gast an der Ostsee. Im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren stellten die Rostocker dem großen Favoriten ein Bein und verloren das darauffolgende Finale gegen den VfL Wolfsburg nur denkbar knapp in der Verlängerung. Der zweite Trumpf, den Hansa Jahr für Jahr ausspielen kann, ist Folge der kontinuierlichen Arbeit im Jugendbereich auf Bundesliga-Niveau. Aus dem so erfolgreichen A-Jugend-Jahrgang stoßen nun gleich fünf Spieler zum Kader des Drittliga-Teams und lassen auf bessere Zeiten hoffen.

Gerade diesen jungen Spielern möchte Reinke nun helfen, Stabilität in ihre Leistungen zu bringen. "Die Jungs sollen sich fußballerisch weiterentwickeln. Die Integration in den ersten Wochen ist jedenfalls bestens gelungen." Oberste Priorität habe es, die Mannschaft zu festigen und stabile Leistungen zu zeigen. Vom Aufstieg möchte Reinke, dem dieser Erfolg zu seiner aktiven Zeit sowohl mit dem 1. FC Kaiserslautern als auch als Spanien-Legionär mit Real Murcia gelang, nicht sprechen.

Wohin die Reise bei Hansa geht, werden die ersten Spiele zeigen. Viel wird davon abhängen inwieweit die Führungsspieler um Sebastian Pelzer, Neuzugang Milorad Pekovic und Leonhard Haas der Mannschaft Stabilität verleihen können. Ein Aufstieg von Hansa Rostock käme nach Stand der Dinge einer Sensation gleich, einen weiteren Höhepunkt in Reinkes Karriere würde er aber mit Sicherheit bedeuten.

Unfall mit Spätfolgen

Höhepunkte erlebt hat er viele, positiver wie auch negativer Art. In Erinnerung bleiben wird vielen Fußball-Fans der Zusammenprall mit Martin Stranzl während der Bundesliga-Partie zwischen Werder Bremen und dem VfB Stuttgart im Februar 2006. Dabei erlitt der Torwart zahlreiche Frakturen im Gesicht, Nerven wurden regelrecht zerfetzt. Bis heute spürt er Folgen des Unfalls, bei dem er knapp einer Behinderung oder schlimmeren Folgen entging.

"Wichtig ist für mich, dass ich in der Lage bin alles zu machen. Es hätte schlimmer kommen können." An Probleme wie die mit dem Geruchs-und dem Geschmackssinn, oder an immer wieder auftretende Kopfschmerzen hat er sich gewöhnt. Seine Arbeit bei Hansa und der "Nebenjob" zuhause auf dem Bauernhof leidet jedenfalls nicht darunter.

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