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Amateurfussball: Sohn ist Trainer, Vater spielt


Kuriose Rollenverteilung in der Kreisliga C
Der Vater spielt, der Sohn ist Trainer

Von t-online
24.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Jürgen Walenciak (li.) geht für den SC DJK Roland Borsigwalde auf Torejagd, sein Sohn Conradin gibt die Kommandos am Seitenrand. (Fotos: privat)Vergrößern des BildesJürgen Walenciak (li.) geht für den SC DJK Roland Borsigwalde auf Torejagd, sein Sohn Conradin gibt die Kommandos am Seitenrand. (Fotos: privat)
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Von Sebastian Schlichting

Eigentlich war Jürgen Walenciak beim SC DJK Roland Borsigwalde für die organisatorischen Dinge vorgesehen. Spieler melden, Bögen ausfüllen, was halt so anfällt. Aber irgendwie hat es dann bei der neugegründeten Mannschaft mit der Besetzung der elf Planstellen für die Punktspiele nicht so richtig hingehauen. Jürgen Walenciak war ohnehin immer da, also lief er in sechs von 14 Spielen in der Hinrunde der Berliner Kreisliga C, Staffel 4, auf. Walenciak ist 61 Jahre alt, er hat stets durchgespielt.

Auf welcher Position Walenciak, Jürgen ran sollte, entschied Walenciak, Conradin – sein Sohn. Conradin Walenciak, 21 Jahre alt, trainiert die Mannschaft, sein Vater spielt. "Während der Partie macht man sich darüber keine Gedanken. Da bin ich Trainer und er Spieler", sagt Conradin, aber: "Wenn man mal drüber nachdenkt, ist es schon kurios, dass ich ihm Anweisungen gebe."

Einige Zuschauer hatten anfangs etwas irritiert bei Walenciak senior nachgefragt, was er denn auf dem Platz mache. "Aber so lange sie lieber mit mir spielen als zu Zehnt, ist es doch gut", sagt er.

Bei der Ü60 geht es ruhiger zu

Dass er gegen Gegner, die größtenteils seine Enkel sein könnten, keine Laufduelle gewinnt, ist wenig überraschend. Und die Abfolge "Ball annehmen, Mitspieler suchen, Ball in Ruhe weiterspielen" wie in der Ü60 hat er sich auch schnell abgewöhnt. Schnelles Abspielen sei ja an sich nicht so seins. Aber wenn zwei bis drei 20-Jährige auf ihn zukommen, ist passen dann doch die bessere Option.

"Fußballerisch kann er mithalten", sagt der Sohn über den Vater, "aber von der Athletik und der Ausdauer ist es natürlich schwer." Jürgen Walenciak ist so eine Art Allzweckwaffe, hat auch schon im Tor gestanden. "Das war allerdings etwas frustrierend." Die zweite Mannschaft des VfB Sperber Neukölln hat ihm 15 Stück eingeschenkt.

Bogenlampe macht ihn zum "Mann des Tages"

Im Normalfall hält er sich auf der anderen Seite des Spielfeldes auf, als Stürmer. Da schaffte es Borsigwaldes Oldie, der gleichzeitig 2. Vorsitzender des Klubs ist, unter der Überschrift "61-Jähriger schießt ein Tor" sogar zum "Mann der Tages" im Fachblatt "Fußball-Woche". Beim 2:1 gegen die Zweite des SC Siemensstadt erzielte er per Bogenlampe das erste Tor.

Es war einer von bislang vier Saisonsiegen. Die Bilanz ist ausbaufähig, aber Wunderdinge waren nicht zu erwarten von einer Truppe, bei denen viele Spieler noch nie in einem Verein aktiv waren und die die ersten Begegnungen mehr oder minder führungslos war.

Danach nahm sich Conradin Walenciak, der zuvor selbst mitspielte, der Sache an: "Ich bin nicht so der große Fußballer. Aber die taktische Komponente fand ich schon immer spannend."

Aus der Kirchenliga gekommen

Den Kern bildet ein ehemaliges Kirchenliga-Team. Auch Dominik Walenciak ist dabei, der zweitjüngste der fünf Walenciak-Söhne. Überhaupt wieder eine Männermannschaft im Spielbetrieb zu haben, war bereits ein Erfolg für den kleinen Klub aus dem Norden der Hauptstadt.

Jetzt ist Winterpause und Vater Walenciak hat, ganz so wie es sich für den Organisator gehört, mal nachgezählt. Er kommt in seiner Liste auf 24 Spieler, mit vieren davon rechnet er nicht mehr. Bleiben 20, das sollte reichen. Aber auch in der Kreisliga C ist eine Saison lang und es kann viel passieren. Verletzungen, Urlaub und außerdem kommt die Heimspiel-Anstoßzeit am Sonntag um 9.15 Uhr nicht jedem Spieler entgegen. Der IT-Techniker in Altersteilzeit hat damit keine Probleme.

Lachendes und weinendes Auge

Beide Walenciaks hoffen trotzdem darauf, dass die Einsätze des Vaters deutlich weniger werden. "Nicht, weil ich ihn nicht aufstellen will", sagt Conradin. "Sondern weil das bedeuten würde, dass wir wieder zu wenig Leute sind." Jürgen Walenciak sieht die Sache „mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich spiele gern, aber mir ist es lieber, wenn sie es ohne mich schaffen.“ Doch klar ist: Wenn sein Trainer ihn brauchen sollte, ist er da!

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