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Regionalliga: Wie sich Alemannia Aachen retten will


Wie sich Alemannia Aachen retten will

Von t-online
Aktualisiert am 08.11.2016Lesedauer: 3 Min.
Aachens Spieler feiern auf dem Tivoli momentan nur viertklassig.Vergrößern des BildesAachens Spieler feiern auf dem Tivoli momentan nur viertklassig. (Quelle: Thomas Frey/imago-images-bilder)
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Aus Aachen berichtet Marc L. Merten

Was ist bloß aus dem einstigen Klub von Jupp Derwall, Willi Landgraf und Calle del'Haye geworden? Alemannia Aachen war einmal einer der großen Vereine im Westen. Heute ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Hilft ein Investor nun beim Wiederaufbau?

Rein sportlich kann sich Alemannia Aachen aktuell nicht beklagen. Die Mannschaft von Trainer Fuat Kilic hält sich wacker im Mittelfeld der Regionalliga West. Mit einer guten Rückrunde kann der Klub den Anschluss an das obere Tabellendrittel halten. Eine junge Mannschaft rund um Ex-Karlsruhe-Profi und Routinier Timo Staffeldt schlägt sich besser als gedacht.

Allein, wirklich vom Hocker reißt es aktuell kaum jemanden am Tivoli. Oder dem, was heute der Tivoli ist. Knapp über 6000 Zuschauer verirren sich dieser Tage zu einem Heimspiel in jenes Stadion, das fast den Ruin für den Klub bedeutet hätte. 33.000 Menschen könnten kommen, mehr als in Wolfsburg, Leverkusen oder Freiburg. Doch die Realität heißt Regionalliga statt Bundesliga, Wiedenbrück statt FC Bayern, Sprockhövel statt Borussia Dortmund.

Insolvenzfolgen wirken noch nach

Wirklich erholt hat sich die Alemannia noch immer nicht von der Insolvenz im Spätherbst 2012. Vor fast genau auf den Tag vier Jahren, am 23. November 2012, hatte sich der Traditionsklub für zahlungsunfähig erklärt. Mit dem drei Jahre zuvor für 46 Millionen Euro errichteten "neuen Tivoli" hatte sich der Klub sein eigenes Grab geschaufelt. Es folgten eine nicht zurückgezahlte Fan-Anleihe, Insolvenzverschleppung, Vorwürfe der Veruntreuung, Strafverfahren gegen die Geschäftsführer, das ganze Programm. Der bereits in die Dritte Liga durchgereichte Klub musste noch einmal absteigen. Seitdem hängt die Alemannia in der viertklassigen Regionalliga fest.

Wenn man mit dem heutigen Geschäftsführer Timo Skrzypski spricht, wird klar: Noch ist die Alemannia nicht über dem Berg. Im Gegenteil. "Wie andere Traditionsvereine auch, kämpfen wir mit den wirtschaftlichen Bedingungen einerseits und dem Anspruchsdenken andererseits", sagt Skrzypski. "Die Erwartungen gleichen noch denen eines Zweitligisten, aber wir spielen nun Mal in der vierten Liga." Die finanzielle Lage ist weiter angespannt, obwohl 2014 ein Großteil der Gläubiger auf ihre Ansprüche verzichtete und die Aachener einen Neustart wagen konnten. Der Reset-Button als Hoffnungsschimmer – mehr aber auch nicht.

"Müssen schwierige Balance finden"

"Wir müssen die schwierige Balance finden zwischen dem wirtschaftlichen Überleben in der Regionalliga und dem kalkulierbaren Risiko, den Aufstieg realistisch machen zu wollen", beschreibt der Unternehmenschef den Spagat. Im Gegensatz zu Klubs wie Kickers Offenbach "soll es hier in Aachen keine zweite Insolvenz geben“. Doch für die Alemannia stellt sich ein Problem: Der Klub ist zu groß für die Regionalliga, das Gesamtpaket Alemannia ist zu teuer, als dass der Spielbetrieb in der vierten Liga langfristig aufrecht erhalten werden könnte. Teams wie die Sportfreunde Lotte, letzte Saison in Liga drei aufgestiegen, konnten aufgrund relativ kleiner Strukturen alle Finanzen bündeln und in die Mannschaft investieren. Aachen kämpft mit einer aufgeblähten Struktur, die Gelder frisst, noch ehe ein Euro in das Team geht.

"Externe Lösung" gesucht

Auch andere Teams wie Rot-Weiß Essen kämpfen damit. Jedes Jahr geben Teams wie RWE vor, oben mitspielen zu wollen. Die Realität sieht oft anders aus. Auch deswegen sagt Skrzypski: "Der sportliche Erfolg kann am Ende wohl nur über eine externe Lösung funktionieren." Was das heißt, ist heute kein Geheimnis mehr: Aachen sucht nach einem Investor. Entweder in Form mehrerer mittelständiger Unternehmen aus der Region oder in Form eines Großinvestors. Mit einem solchen wurden bereits Gespräche geführt.

Regionalliga ein Sterben auf Zeit

Eine Gruppe aus dem Umfeld der Spielerberatung "Arena11" ist an einem Einstieg bei der Alemannia interessiert. Die Bedenken der Anhänger, dass ein solcher Einstieg den Traditionsklub im Kern verändern würde, wischt Skrzypski beseite. "Wenn man als Viertligist das Glück hat, dass ein Investor Interesse zeigt, sollte man sich glücklich schätzen." Und weiter: "Würde die Alemannia ohne Investor langfristig in der Regionalliga bleiben, wäre das ein Sterben auf Zeit. Es wäre eine Abwärtsspirale, die kaum aufzuhalten wäre."

Alemannia Aachen, der deutsche Vize-Meister von 1969, der Europapokal-Teilnehmer von 2005, öffnet sich also wohl bald einem Investor. Ein Schritt, der Schule machen könnte in der Regionalliga. Andere Klubs wie Viktoria Köln sind diesen bereits gegangen. Die Hoffnung: die Rückkehr in den bezahlten Fußball. Denn die Realität heißt: Ohne externe Hilfe ist dies für viele Klubs kaum mehr zu schaffen.

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