Marcel Koller sah aus wie ein Trainer, dessen Zukunft ungewiss ist. Und der weiß, was die Stunde geschlagen hat. Es sei "5 nach 12", tönte die allmächtige "Kronenzeitung" nach der erneuten Niederlage der österreichischen Nationalmannschaft und warf die Frage auf: "Muss Koller jetzt fliegen?"
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Muss er das? "Wenn Du nicht gewinnst, dann ist das so, dass du infrage gestellt wirst", erwiderte der für gewöhnlich besonnene Schweizer.
"WM ist ein frommer Wunsch"
2:1 gegen Georgien. 2:2 gegen Wales. 2:3 gegen Serbien. Und nun, am Samstag, ein 0:1 gegen Irland durch das Tor von James McClean (48.).
Die WM 2018 "wird selbstverständlich in Russland stattfinden", ließ die Tageszeitung "Der Standard" wissen: "Die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich dieser Veranstaltung fernbleibt, ist aber deutlich gestiegen".
"Die Presse" urteilte: "Nach der Schlappe gegen Irland ist die WM ein frommer Wunsch." Felix Austria? Von wegen!
EURO-Desaster im Hinterkopf
"Die Jungs", wie die Österreicher ihre Nationalspieler nennen, sind tief gefallen. Vor fünf Monaten, nach einer beeindruckenden Qualifikation für die EM-Endrunde in Frankreich, waren sie eine Art Mannschaft der Stunde, die Erwartungen entsprechend hoch.
Die EURO geriet dann zu einem Desaster, Aus in der Vorrunde. Und nun? Am Samstag gabs Pfiffe im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion, die Goldene Generation des österreichischen Fußballs enttäuschte erneut.
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"Wenig Licht und viel Schatten"
"Insgesamt gesehen, und das ist traurig, fehlte die Klasse", stellte der "Standard" lapidar fest. David Alaba, Sinnbild der Krise, wurde von der "Kronenzeitung" eine "Melange zwischen wenig Licht und viel Schatten" attestiert.
"Das Momentum ist nicht auf unserer Seite", sagte Koller, "wir machen vorne nicht die Tore. Es sind Kleinigkeiten. Wichtig ist, dass wir noch sechs Spiele haben, es sind 18 Punkte noch zu vergeben."
Österreich (4 Punkte) liegt in der Gruppe D allerdings schon sechs Punkte hinter Tabellenführer Irland (10) zurück, vier Punkte ist Serbien (8) auf dem zweiten Platz entfernt - und dann sind da noch die Waliser (6). "Wir werden versuchen, die Ursachen zu erforschen, ich werde mich auch hinterfragen", versicherte der angeschlagen wirkende Koller. Er werde versuchen, "die Spieler entsprechend auszusuchen und einzustellen, dass wir die Spiele wieder gewinnen."
Irland reißt Österreich aus WM-Träumen
So wie gegen die Iren geht es allerdings nicht. "Sie standen defensiv super", sagte Alessandro Schöpf vom FC Schalke 04 und ergänzte: "Es war schwierig für uns, Torchancen herauszuspielen. Sie haben sehr kampfbetont gespielt und haben unser Spiel damit kaputtgemacht."
Schaden nahm aber nicht nur das Spiel der Österreicher. "Irland trampelt auf unseren WM-Träumen herum", jammerte die "Kronenzeitung".