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Nach Totschlag und Knast: Zoff um Aserbaidschan-Stürmer Jawid Hüseynow


Zoff bei DFB-Gegner
Nach Totschlag und Knast: Streit um Aserbaidschan-Star

Von sid
08.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Jawid Hüseynow hat in 50 Länderspielen zwei Tore erzielt.Vergrößern des BildesJawid Hüseynow hat in 50 Länderspielen zwei Tore erzielt. (Quelle: Action Plus/imago-images-bilder)
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Im Länderspiel gegen Deutschland wird bei Aserbaidschan wohl auch Jawid Hüseynow zum Einsatz kommen. Der Nationalspieler saß wegen Beteiligung an einem Gewaltverbrechen im Gefängnis. Weil er überraschend früh aus dem Knast kam, schlägt nun sogar DFB-Boss Grindel Alarm und fordert Aufklärung. Eine unfassbare Geschichte.

Jula Abassowa steht mit roten Blumen in der Hand vor dem Grab von Rasim Alijew. Sie kann immer noch nicht glauben, was im August 2015 passiert ist. "Wenn ich dahin komme", erzählt sie Reportern des WDR-Magazins Sport Inside, "flüstere ich Rasim zu: Warum hast du mich verlassen? Du hast das Leben doch so genossen. Warum bist du denn so schnell gegangen? Rasim hat nie geglaubt, dass er so schnell sterben könnte."

Jawid Hüseynow provozierte und beleidigte

Der Verlobte von Jula Abassowa musste sterben, weil er einen Fußballer in Aserbaidschan kritisiert hatte. Dessen Name: Jawid Hüseynow. Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler von FK Qäbälä wird wohl auch am Sonntag (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online.de) im WM-Qualifikationsspiel in Kaiserslautern gegen Deutschland zum Einsatz kommen. Beim Hinspiel am 26. März, das Aserbaidschan 1:4 verlor, hatte Hüseynow erstmals nach seiner Haftentlassung wieder auf dem Platz gestanden.

Es ist eine ungeheuerliche Geschichte, die den Fußballer wegen Beteiligung am Totschlag von Alijew ins Gefängnis gebracht hatte. Ausgangspunkt ist ein Spiel des FK Qäbälä gegen ein Team aus Zypern. Hüseynow provoziert die Gäste mit einer türkischen Flagge – auf dem Platz! Auf entsprechende Fragen nach der Partie reagiert er beleidigend.

Ein Kommentar mit tödlichen Folgen

Alijew, einer der renommiertesten und kritischsten Journalisten in Aserbaidschan, schreibt daraufhin bei Facebook: "Ich möchte nicht, dass so ein unverschämter und schlecht erzogener Fußballer mich auf den Fußball-Plätzen Europas repräsentiert." Ein Kommentar mit tödlichen Folgen.

Hüseynow und Alijew verabreden sich zu einer angeblichen Versöhnung. Doch zum Treffpunkt am Stadtrand von Baku kommen Schläger, unter anderem auch Hüseynows Cousin. Eine Kamera hält die brutalen Tritte gegen den Journalisten fest.

Nach 14 Monaten kommt er überraschend frei

Im Krankenhaus diagnostizieren die Ärzte zunächst nur gebrochene Rippen. Alijew gibt vom Krankenbett aus sogar noch ein Interview – ein paar Stunden später ist er tot.

Hüseynow wird von einem Gericht zu vier Jahren Haft verurteilt, der Haupttäter zu 13 Jahren. Nach 14 Monaten kommt Hüseynow überraschend frei und spielt im März gegen Deutschland erstmals wieder Fußball. DFB-Präsident Reinhard Grindel forderte die Regierung Aserbaidschans am Samstag auf, "für rückhaltlose Aufklärung zu sorgen und nachvollziehbare Gründe zu nennen, die für die Haftentlassung gesorgt haben".

Rang 162 in der Pressefreiheitsliste

Denn eine Erklärung gebe es bisher nicht, erzählt Menschenrechtsaktivist Anar Mammadli bei Sport Inside. Er glaube aber, dass Hüseynow Unterstützung von wichtigen Oligarchen bekommen habe.

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Aserbaidschan ist ein autokratisch geführtes Land zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus. In der Pressefreiheits-Rangliste von "Reporter ohne Grenzen" steht das Land auf Platz 162 - hinter Staaten wie Myanmar, den Philippinen oder dem Irak.

Baku wird EM-Austragungsort

In der Hauptstadt Baku startet dennoch die Formel 1. 2015 fanden die so genannten Europaspiele dort statt. Baku wird 2020 auch einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft sein – Sport als Propaganda-Vehikel.

Jula Abassowa erträgt es kaum, dass Hüseynow inzwischen wieder das Nationaltrikot trägt. Sie will "einfach nicht wahrhaben", dass ihr Verlobter Rasim Alijew "für immer weg ist. Er ist immer noch stets bei mir und begleitet mich."

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