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Besart Berisha: Fußball-Profi hat sein Glück in Brisbane gefunden


Fußball international
Berisha mischt die australische A-League auf

Von t-online
17.01.2012Lesedauer: 4 Min.
"Es läuft richtig gut": Besart Berisha hat in der australischen Eliteklasse voll eingeschlagen.Vergrößern des Bildes"Es läuft richtig gut": Besart Berisha hat in der australischen Eliteklasse voll eingeschlagen. (Quelle: dpa-bilder)
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Von Jörg Runde

20.15 Uhr in Brisbane. "Hallo", meldet sich Besart Berisha. Seine Stimme ist freundlich, er spricht laut. Im Hintergrund quiekt Sohn Amar (ein Jahr und 8 Monate alt), Ehefrau Sumea lacht. Von einem "traumhaft schönen" freien Tag mit der Familie und einem Besuch am Stadtstrand am Brisbane River ganz in der Nähe seiner Wohnung im Stadtteil Southbank erzählt Berisha. "Es war mit 38 Grad richtig heiß, Amar will an solchen Tagen gar nicht mehr raus aus dem Wasser", sagt Berisha stolz und fügt an: "Wir fühlen uns hiereinfach nur wahnsinnig wohl."

Das mit dem privaten Glück ist für den 26 Jahre alten Fußball-Profi nicht neu. Seine Familie gibt ihm seit Jahren Halt, auch in schweren Karrierezeiten. Völlig neu ist für Berisha das berufliche Glück.

Keiner trifft öfter in Down Under

Der Angreifer ist mit seinem Klub Brisbane Roar in der Spitzengruppe der australischen Eliteklasse und führt mit zehn Treffern in 17 Spielen die Torschützenliste an. Am vergangenen Woche schoss er gegen Sydney in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer für sein Team. "Es läuft richtig gut", sagt Berisha und nennt sofort die Gründe. "Ich spüre hier einfach das Vertrauen, das ich brauche, um mich zu entfalten. Außerdem spielen wir ein System, das mir entgegen kommt."

Im Spiel des amtierenden australischen Meisters fungiert Berisha als einzige Spitze. Er ackert viel, setzt sich für das Team ein und wird im Gegenzug mit präzisen Vorlagen belohnt. "Unser Spiel ist auf viel Ballbesitz ausgelegt. Wir lassen den Ball gut zirkulieren, haben in manchen Partien 80 Prozent Ballbesitz. Und immer wieder stecken die Kollegen Bälle zu mir durch", lobt Berisha. Vor allem das Zusammenspiel mit Spielmacher Thomas Broich sei glänzend. "Er serviert mir wirklich traumhafte Vorlagen", schwärmt Berisha. Der gelobte Star des Teams gibt das Kompliment gerne zurück: "Besart hat hier sportlich richtig eingeschlagen. Außerdem ist er bei allen beliebt, weil er ein Riesentyp ist."

Teamgeist statt Ellenbogeneinsatz

Ins Schwärmen kommt auch Berisha, wenn er von den Kollegen spricht. "Hier herrscht wirklich ein exzellenter Teamgeist. Egoismen und den täglichen Einsatz der Ellenbogen wie in der Bundesliga gibt es nicht. Hier ist es wirklich egal, wer die Tore schießt." Dieser Spirit sei vor allem ein Verdienst von Trainer Ange Postecoqlou, sagt Berisha. "Er ist menschlich phantastisch und setzt auf gute Charaktere." Schon nach Berishas erstem Spiel sei klar gewesen, dass die Chemie zwischen ihm und dem Trainer stimme. "Ich hatte eigentlich das Gefühl, ein schlechtes Spiel gemacht zu haben. Der Trainer hat mich aber riesig für meinen Kampf für die Mannschaft gelobt. Da war mir klar: Hier bin ich richtig."

Da stört es auch nicht, dass die erste australische Liga nur mittleres deutsches Zweitliga-Niveau besitzt. "Die Lebensqualität und der Spaß am Fußball wiegen das alles auf", sagt Berisha. Unterstützung bekommt er in diesem Punkt von seinem prominenten Kollegen: "Hier geht alles lockerer zu. Das heißt aber nicht, dass es unprofessionell ist. Hier wird auch knallhart gearbeitet", sagt Broich.

Entspannter Rückblick auf turbulente Jahre

Das Gefühl, endlich angekommen zu sein, hält bis heute an. Berisha genießt diesen Zustand, eine Odyssee durch die Welt des europäischen Fußballs endete ausgerechnet am anderen Ende der Welt. "Ich habe viel erlebt. Es waren wirklich turbulente Jahre, die ich aber nicht komplett verdammen will", sagt Berisha.

Sein Wechsel von Tennis Borussia Berlin zum Hamburger SV im Sommer 2004 betrachtet er noch heute als einen richtigen und wichtigen Schritt. "Ich hatte in Hamburg eine phantastische Zeit, habe Champions League gespielt und konnte von Weltklassekickern wie Rafael van der Vaart viel lernen", sagt der gebürtige Kosovo-Albaner heute. Außerdem ermöglichte der Klub Berisha, überhaupt in Deutschland zu bleiben. Weil seine Familie 1992 illegal eingereist war, um den Unruhen im Kosovo zu entgehen, drohte Berisha seinerzeit die Ausweisung.

Dass es in Hamburg mit dem Durchbruch für Berisha nicht klappte, hatte mehrere Gründe gehabt. Mal warfen ihn Verletzungen zurück, mal setzte der amtierende Cheftrainer nicht auf ihn. "Ich war noch sehr unerfahren und teilweise etwas ungeduldig", sagt er selbstkritisch. Was folgte waren Wechsel nach Dänemark zu Aalborg BK, zu AC Horsens, nach England zum FC Burnley und nach Norwegen zu Rosenborg BK. "Ich bin immer gewechselt, weil ich spielen wollte. Das hat leider auch dort nicht immer geklappt", sagt er rückblickend.

Wechsel zur Arminia im Nachhinein ein Glücksfall

Das Ziel Stammspieler hatte sich Berisha auch bei seinem Wechsel nach Bielefeld gesetzt. Kontinuität stellte sich aber auch bei der Arminia nicht ein. Weder unter Trainer Thomas Gerstner, noch unter dessen Nachfolgern Detlev Dammeier, Frank Eulberg, Christian Ziege und Ewald Lienen war Berisha gesetzt. "Ich habe nie das Vertrauen des Vereins und des Trainers gespürt, aber auch nie zu meiner Form gefunden", sagt er und ergänzt: "Fünf Trainer in zwei Jahren sagt aber doch auch einiges über die Probleme im Klub aus."

Auch, wenn Berisha in Bielefeld die wohl turbulenteste Zeit seiner Karriere erlebte, die mit dem Abstieg in die 3. Liga endete, so brachte sie doch zwei Glücksfälle mit sich.

Berishas australischer Teamkollege Dario Vidosic schwärmte ihm von der australischen Liga vor und stellte den Kontakt zu seinem Vater Rado her. Der Co-Trainer der Brisbane Roar war von Berisha sofort begeistert. Ein paar Verhandlungstage später stand der Umzug nach Australien fest. "Leicht ist mir und meiner Familie der Weggang aus Ostwestfalen aber nicht gefallen. Wir haben uns in Gütersloh mit den vielen netten Menschen sehr wohl gefühlt. Und ich habe meinen besten Freund Frank kennengelernt", erzählt Berisha. "Nach meiner Karriere wollen wir dort auf jeden Fall wieder leben. Vielleicht klappt es aber ja auch schon vorher mit einem Wechsel zu einem Klub in der Region."

Zeichen stehen auf Vertragsverlängerung

Bis dahin wird es aber noch etwas dauern. Trotz zahlreicher gut dotierter Angebote aus Asien und Europa läuft für Berisha alles auf eine Vertragsverlängerung in Brisbane hinaus. "Es sind noch ein paar Details zu klären, ich will aber gerne bleiben. Dem Klub habe ich einfach zu viel zu verdanken. Und außerdem habe ich einen Lauf, den ich nicht unterbrechen will."

Dafür wird das leichte Heimweh schon mal weggedrückt. Berisha vermisst im fernen Australien vor allem seine Familie in Berlin, seine Freunde in Gütersloh und auch seine alten Kollegen in Hamburg. "Aber die laufen ja nicht weg", sagt er und lacht.

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