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Roberto Hilbert: "Habe mir eine Chance im DFB-Team verdient"


Fußball international
"Habe mir eine Chance im DFB-Team verdient"

Von t-online
Aktualisiert am 02.04.2013Lesedauer: 5 Min.
Roberto Hilbert ist bei Besiktas Istanbul gesetzt.Vergrößern des BildesRoberto Hilbert ist bei Besiktas Istanbul gesetzt. (Quelle: imago/Seskim Photo)
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Das Interview führte Nils Tittizer

Roberto Hilbert wurde 2007, zusammen mit Sami Khedira und Mario Gomez, mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Acht Mal lief er unter Bundestrainer Joachim Löw im DFB-Dress auf. Dann endete der Höhenflug aufgrund einiger Verletzungen und Hilbert fiel in ein Formtief. 2010 verließ er den VfB und wechselte in die Türkei zu Besiktas Istanbul. Dort ist Hilbert heute wieder eine feste Größe und Leitfigur im Team.

Im Interview mit t-online.de spricht der 28-Jährige über eine Rückkehr in die Bundesliga, eine erneute Chance bei der Nationalmannschaft und fanatische Fans.

t-online.de: Herr Hilbert, das Inönü-Stadion ist seit 1947 die Heimstätte von Besiktas Istanbul. Nun wird es abgerissen. Was bedeutet das für die Fans und den Verein?
Roberto Hilbert: Da werden schon einige Tränen vergossen. Es ist das Wahrzeichen des Vereins. Es hat die komplette Historie miterlebt. Viele wichtige Siege und schmerzhafte Niederlagen.

Wie wichtig war es, das letzte Derby gegen Fenerbahce im Stadion gewonnen zu haben?
An diesen Sieg wird man sich immer erinnern. Das hat einen hohen Stellenwert in der Geschichte des Vereins. Damit haben wir jedem Anhänger von Besiktas einen großen Gefallen getan.

Sie sind seit drei Jahren bei Besiktas. Die türkischen Fans gelten als sehr fanatisch. Wie erleben Sie die Fankultur generell?
Bei den Türken kommt zuerst die Familie, dann die Religion und dann der Fußball. Die türkischen Fans leben den Fußball. Sie investieren alles, geben alles.

Bleiben Sie nach einer Niederlage lieber mal zu Hause?
Grundsätzlich bin ich eher der Typ, der zu Hause bleibt. Aber das liegt wohl eher an meiner Familie. Aber klar, die Fans sind sehr emotional. Und wann der eigene Verein ein Spiel verliert, dann können sie auch schon einmal sehr böse werden. Aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich das gut genug einschätzen kann. Bislang konnte ich mich auch nach Niederlagen in der Stadt blicken lassen.

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus, die Verhandlungen haben begonnen, aber die Vorstellungen zwischen Ihnen und dem Klub scheinen derzeit noch weit auseinander zu liegen. Wie ist die Tendenz?
Mal sehen. Ich fühle mich bei Besiktas sehr wohl. Aber es ist trotzdem nicht ausgeschlossen, dass sich unsere Wege am Ende der Saison trennen.

Wollen Sie in der Türkei bleiben oder lieber nach Deutschland zurück?
Sportlich läuft es für mich sehr gut bei Besiktas. Meine Familie fühlt sich wohl in der Türkei. Aber natürlich ist die Bundesliga momentan sehr attraktiv. Viele europäische Topspieler möchten nach Deutschland wechseln. Aber es gibt auch noch andere Optionen, die reizvoll sind.

Bei Ihrem Ex-Klub, dem VfB Stuttgart, geht im Sommer Tim Hoogland ein Außenverteidiger. Ein weiterer - Cristian Molinaro - steht vor dem Absprung. Hat Manager Fredi Bobic Kontakt zu Ihnen aufgenommen
Nein. Mit dem VfB habe ich noch nicht gesprochen.

In Fürth hat Ihre Profikarriere so richtig begonnen. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal für die Kleeblätter zu spielen?
Unbedingt! Ich bin ja auch bekennender Fürth-Fan. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann dort meine Karriere zu beenden. Aber im Moment denke ich noch nicht ans Aufhören.

Würde eine Rückkehr in die Bundesliga Ihre Chancen erhöhen, wieder Nationalspieler zu werden?
Theoretisch schon. Wie es in der Praxis aussieht, kann ich leider nicht sagen. Aber mit Sicherheit schenkt man der Süper Lig bei weitem nicht die Aufmerksamkeit, wie der Bundesliga, der Premier League oder den anderen großen europäischen Ligen. Aber ob ich, sollte ich wieder in Deutschland spielen, dann nochmal eine Chance vom Bundestrainer bekomme, kann ich nicht sagen.

Die Hintermannschaft im DFB-Team wirkt insbesondere auf den Außenpositionen nicht immer sattelfest. Machen Sie sich noch Hoffnung, als rechter Verteidiger in die Nationalmannschaft zurückzukehren?
Ich bin seit über fünf Jahren nicht mehr nominiert worden. Wenn jetzt nichts mehr passiert, dann wird es immer schwieriger. Schließlich werde ich nächstes Jahr auch schon 30. Die Chancen werden immer geringer. Aber ich hoffe bis zum Schluss und werde alles dafür geben, irgendwann nochmal eine Chance zu bekommen. Und ohne überheblich klingen zu wollen: Ich denke, dass ich mir diese Chance durch meine Leistungen auch noch mal verdient hätte.

2008 kam es bei einem Testspiel in Rutesheim zu einer unschönen Szene: Sie traten gegen einen Amateurspieler nach und beleidigten ihn heftig. Hat Sie dieser Vorfall neben der EM-Teilnahme auch Ihr Engagement bei der Nationalmannschaft gekostet?
Diesen Vorfall bereue ich bis heute. Es war eine große Dummheit. Mit dem Bundestrainer habe ich lange darüber gesprochen und mich für mein Verhalten entschuldigt. Aber Joachim Löw hatte mir versichert, dass es keine Auswirkungen auf eine Nominierung haben wird. Deshalb würde es mich schon sehr wundern, wenn das im Nachhinein der Grund für eine Nichtbeachtung wäre.

Wie sehr hat Ihr Image darunter gelitten?
In dieser Phase extrem. Dazu kam, dass es in der Vergangenheit zu einigen negativen Geschichten kam, die in der Öffentlichkeit teilweise falsch dargestellt wurden. Klar, ich habe einige Fehler gemacht und habe mich gegenüber Journalisten nicht wirklich fair verhalten. Aber ich habe daraus gelernt und bin daran gewachsen.

Es gab Manipulationsvorwürfe gegen Besiktas. Wie haben Sie, der Klub und die Fans diese und den Ausschluss von der Europa League verarbeitet?
Am Anfang war das wie ein Schlag ins Gesicht. Es gab immensen Druck von außen. Das war eine sehr schwierige Zeit für uns. Aber jetzt ist alles verdaut. Der Verein und das komplette Umfeld hat es gut verkraftet. Nun kämpfen wir dafür, dass Besiktas nächste Saison wieder international spielt.

Nach dem großen Umbruch im Team mit vielen Abgängen sind Sie derzeit in Schlagdistanz zu einem Champions-League-Platz. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Damit hat niemand gerechnet. Für die türkischen Medien und vermeintlichen Experten war eigentlich klar, dass wir mit der Meisterschaft und den internationalen Plätzen nichts zu tun haben werden. Aber aufgrund einer geschlossenen Teamleistung und einem intakten Team haben wir jedem bewiesen, dass wir unter die Top drei gehören.

Sie sind bei Trainer Samet Aybaba gesetzt, genießen sein absolutes Vertrauen. Macht Sie das stolz?
Absolut! Wenn man bei einem Spitzenklub zu den Stammspielern gehört, ehrt das natürlich. Ich weiß, dass der Trainer hinter mir steht. Es ist auch der Lohn für meine harte Arbeit.

In der Türkei ist angedacht, dass nächste Saison nur fünf Ausländer pro Team spielen dürfen. Haben Sie Angst um Ihren Einsatz in der Mannschaft?
Ich persönlich habe vor gar nichts Angst. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich, wenn ich fit war und meine Leistung gebracht habe, immer gespielt habe. Ich habe genug Selbstvertrauen.

Trotz der Gedankenspiele über eine neue Ausländerregel wechseln immer mehr Weltstars in die Türkei, wie zuletzt im Winter Didier Drogba und Wesley Snejider. Wird der türkische Fußball auch für die absoluten Topstars immer attraktiver?
Ich denke schon. Nicht zuletzt aufgrund der internationalen Leistungen von Galatasaray und Fenerbahce. Der türkische Fußball hat große Fortschritte gemacht. Aber da ist noch viel mehr Potenzial vorhanden.

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