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Abstieg von Sami Khedira bei Real Madrid: Pech und Poker


Pech und Poker
Sami Khediras Abstieg bei Real Madrid

Von t-online
Aktualisiert am 05.12.2014Lesedauer: 5 Min.
Real-Profi Sami Khedira - bleibt er oder verlässt er die spanische Hauptstadt?Vergrößern des BildesReal-Profi Sami Khedira - bleibt er oder verlässt er die spanische Hauptstadt? (Quelle: Marca/imago-images-bilder)
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Aus Spanien berichtet Florian Haupt

Sami Khedira gibt sich neuerdings wieder betont heimatverbunden. Der Schwabe mit tunesischen Wurzeln hat vor ein paar Tagen das Bild auf seiner Facebook-Seite geändert. Zu sehen ist dort jetzt ein Motiv aus dem Jahr 2007 – wie er den VfB Stuttgart mit einem Tor gegen Energie Cottbus zur Deutschen Meisterschaft schoss. Durchaus ein bemerkenswerter Rückgriff für einen Spieler, der ja weit aktuellere Erfolge vorzuweisen hat: Khedira darf sich als einziger Fußball-Profi des Planeten als amtierender Champions-League-Sieger und gleichzeitig als amtierender Weltmeister bezeichnen.

Dass der Profi von Real Madrid bald hauptberuflich nach Stuttgart zurückkehren könnte, schloss der Mittelfeldspieler daher auch aus, als er dort ein Benefizspiel seiner Stiftung ankündigte. Wie es stattdessen weitergeht, vermochte er aber auch nicht zu enthüllen: "Ich bin selbst gespannt, wo es mich hin verschlägt".

Es war das Eingeständnis einer so erstaunlichen wie verworrenen Situation. Im Sommer läuft sein Vertrag bei den Königlichen aus. Noch hat er ihn nicht verlängert. Auch deshalb spielt er nur noch eine Nebenrolle in der spanischen Hauptstadt. "Vollkommen im Abseits" sieht ihn die klubnahe Zeitung "Marca".

Liegt Khediras Problem beim Geld?

Seit viereinhalb Jahren ist Khedira beim "Weißen Ballett" angestellt: dem erfolgreichsten, berühmtesten und wohl aktuell besten Verein der Welt. Seine Trainer dort, anfangs José Mourinho, seit anderthalb Jahren Carlo Ancelotti, haben grundsätzlich immer auf den 27-Jährigen gesetzt. Was mehr könnte er sich wünschen? Wo liegt das Problem? Offenbar beim Geld.

Medienberichten zufolge soll Khedira zwei Angebote abgelehnt haben, zunächst eines über vier, dann über 4,5 Millionen Euro Jahresgehalt. Ein drittes über fünf Millionen soll ihm aktuell vorliegen. Wie so häufig dürfte das Salär dabei für den Spieler nicht nur monetäre Bedeutung haben, sondern auch als Gradmesser von Wertschätzung dienen, als Indikator seines Standings in der Mannschaft und dem Verein.

Erinnerungen an Kroos' Verhandlungen bei Bayern

Der Fall scheint nicht unähnlich dem seines neuen Mitspielers Toni Kroos, der den FC Bayern München ebenfalls aus Frust über dessen Lohnvorschläge verließ. Mit dem Unterschied, dass Khedira mit 27 drei Jahre älter ist und zunehmend verletzungsanfälliger wird. Es geht also womöglich schon um den berühmten "letzten großen Vertrag" seiner Karriere.

Die erste Offerte unterbreitete Real just nach seinem Kreuzbandriss vorigen November beim Länderspiel in Italien. Seitdem haben Spieler wie Karim Benzema, Luka Modric oder zuletzt der junge Abwehrspieler Raphael Varane ihre Kontrakte ohne großes Getöse verlängert. Khedira ist der einzig verbliebene Akteur ohne Vertrag über 2015 hinaus. Es wäre die Seifenopfer des Jahres für die spanischen Sportmedien – wenn Khedira als einer der Stars der Mannschaft wahrgenommen würde.

Dass er sich selbst tendenziell für einen hält ist womöglich das wesentliche Missverständnis hinter der verfahrenen Lage. In Reals Führungsetage ist natürlich bekannt, dass Ancelotti in dem Deutschen "einen wichtigen Spieler" sieht, "der unserem Mittelfeld mehr Stärke verleiht".

Top-Gehalt steht Khedira nicht zu

Aber das qualifiziert Khedira noch lange nicht für ein Top-Gehalt, wie es bei Präsident Florentino Pérez nur strategische Schlüsselspieler erhalten: sei es, weil sie zu den galaktischen Offensivstars mit weltweitem Vermarktungspotenzial zählen (wie Gareth Bale, James Rodríguez oder, natürlich, Cristiano Ronaldo), zu den Ankern und Identitätsstiftern der Mannschaft (Iker Casillas, Sergio Ramos) oder weil sie von einem Spitzenkonkurrenten abgeworben wurden wie Kroos.

Um das Gehaltsgefüge halbwegs im Rahmen zu halten, zeigt sich Pérez beim Rest der Mannschaft streng – wie schon Mesut Özil und Ángel Di María erfahren mussten, die den Klub daher Richtung England verließen. Wirklich glücklicher geworden ist zumindest Özil dort nicht. In Spanien hieß es kürzlich sogar, der Spielmacher würde seinem Ex-Klub quasi täglich hinterher trauern und den Wechsel zu Arsenal mittlerweile als riesigen Fehler einstufen. Das habe auch zur Trennung von seinem Vater und Ex-Berater Mustafa geführt.

"Bin nicht abgeneigt" - Khedira würde gerne bleiben

Ein reflektierter Typ wie Khedira verfolgt solche Karriereverläufe natürlich und weiß selbst am besten, dass kaum ein Arbeitgeber solche sportlichen Aussichten bietet wie sein aktueller. Während prominente Medien wie "Marca" oder der Radiosender "Cadena Ser" wiederholt von einem Vorvertrag mit dem FC Bayern berichteten, ist er daher tunlichst darauf bedacht, nicht voreilig Türen zu schließen. "Ich bin nicht abgeneigt, über die Saison hinaus bei Real Madrid zu bleiben", sagte er nun in Stuttgart.

Solche Bekenntnisse unterstrich er zuletzt auch mit Professionalität auf dem Platz. Beim Pokalspiel gegen den Drittligisten Cornellà (5:0) spielte er am Dienstag sogar mit einer Gehirnerschütterung weiter, ehe ihn Schwindelgefühle zur Aufgabe zwangen und er die Nacht im Krankenhaus verbringen musste.

Jetzt wird er wohl erneut einige Tage ausfallen, bereits zum dritten Mal in dieser Saison. Dass er in der spanischen Liga bislang nur 51 Minuten gespielt hat und damit weniger als in der deutschen Nationalmannschaft (150), hat allerdings nicht ausschließlich mit Muskelbündelrissen und Rückenverletzungen zu tun. Erstmals in seinen Madrider Jahren würde er auch gesund nicht mehr zur Stammelf zählen.

Konkurrenz läuft Khedira den Rang ab

Verantwortlich dafür sind neben Verletzungspech und Vertragsärger auch die exzellenten Leistungen der Kollegen. Die Opferbereitschaft von Kroos, James und Isco ermöglicht es Ancelotti, seine technisch besten und kreativsten Mittelfeldleute zusammen aufzustellen, ohne die Balance zwischen Offensive und Defensive zu verlieren, für die früher immer Xabi Alonso – mittlerweile bei den Bayern – und eben Khedira zuständig waren. Selbst die langwierige Verletzung von Modric hat ihn daher vorerst nicht in die erste Mannschaft zurückbefördert.

Der vergleichsweise dünne Kader der Madrilenen, die bereits jetzt greifbare Überbelastung der fast immer gleichen Stammspieler ("Ich fange an, müde zu werden", sagte Kroos letzte Woche) und viele anstehende Termine – eigentlich sollte es an Einsatzchancen nicht mangeln. Vor Weihnachten muss Real noch zur Klub-WM nach Marokko, und der Januar verspricht mit dem Achtelfinale und Viertelfinale im Königspokal maximale Intensität: das Tableau sagt Duelle mit Atlético Madrid und, im Erfolgsfalle, dem FC Barcelona voraus – jeweils mit Hin- und Rückspiel.

Holt Real einen neuen Mittelfeldspieler?

Wie es heißt, wird Madrid deshalb im Wintertransferfenster einen neuen Mittelfeldspieler einkaufen. Als Favorit gilt der junge Brasilianer Lucas Silva von Meister Cruzeiro. Ob ein 21-Jähriger ohne Europaerfahrung spontan die hohen Ansprüche bei Real erfüllen kann, darf jedoch bezweifelt werden – zumal bei einem Trainer wie Ancelotti, der Erfahrung stets besonders geschätzt hat und bislang nicht mal dem im zweiten Jahr unter ihm beschäftigen Asier Illarramendi genügend vertraut, um ihn in großen Spielen mit einem Platz in der Zentrale zu betrauen.

Trotz der verkorksten Lage in der Causa Khedira bleibt Ancelotti daher optimistisch: "Er will diese Mannschaft nicht verlassen, das hat er mir persönlich gesagt", so der Coach vor knapp zwei Wochen. "Wir werden weiter versuchen, den Vertrag mit ihm zu verlängern."

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