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Marc-André ter Stegen begeistert den FC Barcelona


"Man würde ihn gern mal als Feldspieler sehen"
Ter Stegens Fußballkunst begeistert Barcelona

Von t-online
Aktualisiert am 30.01.2015Lesedauer: 5 Min.
Marc-André ter Stegen gegen Atleticos Fernando TorresVergrößern des BildesMarc-André ter Stegen gegen Atleticos Fernando Torres (Quelle: Miguelez Sports/imago-images-bilder)
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Aus Madrid berichtet Florian Haupt

Zu seinem ersten Rekord in Barcelona hat es für Marc-André ter Stegen nicht ganz gereicht, am Mittwoch beim turbulenten Pokalspiel gegen Atletico Madrid. 58 Minuten hätte er auswärts im Estadio Vicente Calderon unbezwungen bleiben zu müssen, um die Vereinsbestmarke im 21. Jahrhundert für Cuppartien ohne Gegentor zu überbieten. Er schaffte allerdings nur eine halbe, dann schon traf Fernando Torres für die Madrilenen. Doch wie seine Mannschaft, die letztlich 3:2 siegte, erholte sich auch der junge deutsche Torwart von dem frühen Schock. Für ter Stegen, 22, der nächste Meilenstein in seinem Crashkurs mit unregelmäßigen Unterrichtszeiten.

Der Ex-Gladbacher spielt diese Saison ja nur in Pokal und Champions League. Wobei, was heißt nur: der spanische Pokal wird bis zum Finale in Hin- und Rückspielen ausgetragen und bietet angesichts eines bevorstehendes Halbfinals gegen Villarreal sowie dem bereits vollzogenen Ausscheiden der Madrider Klubs eine sehr konkrete Titelchance. Derweil die Champions League in den kommenden Monaten noch für manchen denkwürdigen Abend sorgen könnte. Angesichts der Formstärke von Lionel Messi und des Brasilianers Neymar, dank zweier Tore der Matchwinner bei Atletico, sowie ihrem Zusammenspiel mit Luis Suarez in einem furchterregenden Angriffstrio zählt Barca vor dem Achtelfinale gegen Manchester City wieder zu den Titelfavoriten.

Ein denkbar ungünstiger Start

Auf 21 Partien könnte ter Stegen bei idealem Verlauf in beiden Wettbewerben am Saisonende gekommen sein, und das ist dann ja doch keine so schlechte Bilanz für eine Debütsaison, die denkbar unglücklich begann: der Deutsche verletzte sich nach zuvor starken Trainingseindrücken kurz vor dem ersten Ligaspiel an einem Lendenwirbel und musste ein paar Wochen pausieren. Das offene Rennen um den Stammplatz mit dem ebenfalls neu verpflichteten Claudio Bravo war damit erst einmal zugunsten des Chilenen gelaufen; und Bravo, 31, hat mit durchgehend guten Leistungen und erst neun Gegentoren in 20 Ligapartien bislang wahrlich keinen Grund geliefert, ihn aus dem Tor zu nehmen.

Umgekehrt konnte ter Stegen aber eben auch sein Platzrecht in Pokal und Champions League verteidigen. Gleich im zweiten Einsatz bei Paris St. Germain (2:3) stellte er sich zwar nicht so gut an, und den Skeptikern kamen schon all die gescheiterten Barca-Torhüter der letzten Jahrzehnte in den Kopf, von Vitor Baia bis Robert Enke. Aber seine Mentalität, die für sein Alter schon immer so beeindruckende Ruhe ist ja nicht umsonst eine der großen Vorzüge des Ex-Mönchengladbachers: er behielt die Nerven, ließ sich von den anfänglichen Malheurs nicht aus dem Konzept bringen und hat sämtliche Kritiker mittlerweile längst auf seine Seite gewonnen.

Torhüter waren wesentlicher Faktor bei den Siegen gegen Atletico

"Er hat erneut demonstriert, dass sein Einkauf ein Treffer war", sagte Präsident Josep Maria Bartomeu nach der Partie in Madrid, in der sich ter Stegen nach dem frühen Rückschlag nur noch von einem Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:2 bezwingen ließ und beinahe sogar eine Torvorlage zugute geschrieben bekommen hätte. Mit seiner üblichen Gedankenschnelligkeit und einem sensationellen Steilpass über drei Viertel des Spielfeldes legte er Neymar den Ball in den Lauf. Der Brasilianer schloss beim Stand von 1:1 gekonnt ab, wurde jedoch wegen vermeintlichen Abseits zurückgepfiffen.

Nach dem Spiel nannte auch Atletico-Trainer Diego Simeone die Torleute als einen wesentlichen Faktor, warum Barca sein Team, gegen das es vorige Saison sechsmal sieglos geblieben war, nun schon zum dritten Mal in dieser Spielzeit schlagen konnte. "Sowohl Bravo als auch ter Stegen haben viel Sicherheit in die Abwehr gebracht". Niemand in Barcelona spricht mehr von dem im Sommer freiwillig aus dem Klub geschiedenen Victor Valdes; und erst recht nicht von dessen Ersatzmann Jose Manuel Pinto, der den verletzten Stammkeeper in den letzten Monaten vertreten hatte.

Ter Stegen jahrelang beobachtet

Die nahtlose Eingewöhnung der beiden Torsteher überrascht nicht nur deshalb, weil sie zuvor bei Borussia Mönchengladbach bzw. Real Sociedad San Sebastian kaum Erfahrung mit den Anforderungen eines Großklubs sammeln konnten. Die Keeper-Position bei Barcelona gilt auch als besonders tückisch. "Eine der großen Herausforderungen des Fußballs", nannte sie Andoni Zubizarreta, zwischen 1986 und 1994 selbst 410 mal für die Katalanen zwischen den Pfosten, als er ter Stegen im Frühsommer vorstellte.

Der Sportdirektor wurde vor einigen Wochen entlassen, aber seine Torwarte bleiben als positive Hinterlassenschaft einer ansonsten stark umstrittenen Transferbilanz. Über Jahre und von zehn verschiedenen Mitarbeitern ließ Zubizarreta insbesondere ter Stegen beobachten, ehe er ihn der Öffentlichkeit als Barcas Zukunft präsentierte – gegen so manch zurückhaltende Stimme: Dieser Junge, der nicht mal in der deutschen Nationalelf spielte, sollte der langfristige Nachfolger für Valdes werden?

Erinnerungen an Ronald Koeman

"Mein Stil passt zu Barcelona", sagte ter Stegen an jenem Tag, als in Barcelona die wenigsten wussten, was denn wohl sein Stil war. Doch die wenigen Einsätze in der Champions League und vor allem die beiden Pokalpartien gegen Atletico reichten, um die Presse zu überzeugen. "Ter Stegen auf den Spuren von Neuer": So titelte "Marca", nachdem er im Hinspiel (1:0) mit glänzendem Stellungsspiel und millimetergenauen Zuspielen das Pressing Atleticos quasi im Alleingang deaktiviert hatte. An jenem Abend brachte ter Stegen 31 Pässe an den Mann – mehr als neun der elf Atletico-Spieler.

Auswärts gestaltete sich das am Mittwoch etwas schwieriger, die Platzverhältnisse waren miserabel – "der Ball hüpfte wie ein Hase", befand Barca-Trainer Luis Enrique –, die Gegenspieler noch aggressiver, und so rutschten auch ter Stegen ein paar Zuspiele über den Schlappen. Dennoch hatte er wieder etliche besondere Szenen. "Er gibt Pässe, die an Ronald Koeman erinnern", schrieb die klubnahe "El Mundo Deportivo" anderntags. "In einem Testspiel würde man ihn gern mal als Vierer sehen".

Beste Voraussetzungen für langes Glück

Die Vier, nach Barcas Zahlenlehre der hinterste Mittelfeldmann, ist die zentrale Schaltstelle im typischen Positionsfußball des Vereins. Unter Trainer Johan Cruyff machte sie ein gewisser Pep Guardiola populär, mittlerweile füllt sie Sergio Busquets aus. Auch der Vergleich mit Koeman könnte schmeichelhafter nicht sein: der Niederländer gehört als Libero von Cruyffs "Dream Team" und Siegtorschütze beim Europapokalsieg der Landesmeister 1992 zu den Allzeit-Lieblingen in Barcelonas Ahnengalerie.

Beste Voraussetzungen für ein langes Glück. Dass ter Stegen irgendwann, etwa zur nächsten Saison, seinen Konkurrenten Bravo auch in der Liga ablösen wird, gilt angesichts seiner gefeierten Qualitäten am Ball als zumindest sehr wahrscheinlich. Der Deutsche braucht sich also nicht zu grämen, dass er vorerst nicht Barcas Torwart mit der längsten Pokalserie ohne Gegentor im 21. Jahrhundert ist. Läuft alles halbwegs so weiter, wird er noch ganz andere Rekorde brechen können.

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