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So geht es den deutschen Profis in Englands 2. Liga


Hohes Gehalt, aber sportlich umstritten
So geht es den deutschen Profis in Englands 2. Liga

Von t-online
04.01.2016Lesedauer: 4 Min.
Die deutschen Profis in Englands 2. Liga haben zu kämpfen.Vergrößern des BildesDie deutschen Profis in Englands 2. Liga haben zu kämpfen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Englands 2. Liga war im letzten Sommer das "El Dorado" für viele deutsche Profis, die man hierzulande eher zur Mittelklasse zählte. Zahlreich wechselten Spieler wie Sebastian Polter, Uwe Hünemeier oder Rouwen Hennings auf die Insel. Dabei flossen Ablösesummen von insgesamt über zehn Millionen Euro.

Der einfache Grund: Dank des neuen TV-Vertrags sprudelt ab der Saison 2016/2017 in der englischen Premier League das Geld.

In Erwartung dieser Einnahmen und im Bestreben, ein möglichst großes Stück vom Kuchen der TV-Gelder zu erwischen, investierten die Vereine im Unterhaus bereits letzten Sommer enorm – wovon vor allem die Spieler profitieren. In der umgangssprachlich Championship genannten Klasse bekommen die sieben Deutschen Gehälter gezahlt, die sie in Deutschland nie einstreichen würden. Bei den meisten von ihnen soll das Salär im siebenstelligen Euro-Bereich liegen.

Der finanzielle Aspekt stimmt also – ein Blick auf die sportliche Bilanz beweist allerdings, dass sich die Deutschen mit ihrem Wechsel ins Mutterland des Fußballs bis jetzt eher verschlechtert haben. Die Anpassung an den kampfbetonten und körperlichen Stil in der "Knochenmühle Championship" haben die meisten Legionäre noch nicht komplett vollzogen.

Bauer ist die Nummer eins

Gepackt hat es Patrick Bauer. Der 23-Jährige fungiert bei Charlton Athletic als unumstrittener Abwehrchef. Der Innenverteidiger kam bisher in dieser Spielzeit in 19 Spielen zum Einsatz, dabei gelang ihm ein Treffer. Der beim VfB Stuttgart ausgebildete Abwehrhüne stand 1631 Minuten auf dem Feld, länger als jeder andere Deutsche in Englands zweiter Liga.

Bauer, der zuvor drei Jahre bei Maritimo Funchal in Portugal unter Vertrag stand, reüssiert so erfolgreich, weil er körperlich alles mitbringt. Und weiter an sich arbeitet. "Wir sind viel im Kraftraum. Ich habe hier in kurzer Zeit fünf Kilo Muskelmasse zugelegt", sagte er zuletzt dem "kicker".

Bei Brentford FC spielen gleich zwei Deutsche. Der ambitionierte Klub aus dem Westen von London verpflichtete im letzten Sommer Mittelfeldspieler Akaki Gogia, früher bei Wolfsburg, Augsburg und St. Pauli aktiv, sowie Angreifer Philipp Hofmann, der zuvor beim FCK, bei Ingolstadt und beim FC Schalke 04 unter Vertrag stand. Ihre bisherige Bilanz ist mau: Gogia kommt auf sieben Einsätze (ein Assist), Hofmann durfte immerhin 16 Mal ran. Allerdings meist nur als Joker, drei Tore lautet seine durchwachsene Ausbeute bisher. Auch die Bilanz ihres neuen Klubs ist allenfalls mittelmäßig: Brentford liegt trotz immenser Investitionen nur auf Rang zehn.

"Viele Vereine schlagen nur lange Bälle und laufen hinterher. Wir aber wollen wirklich Fußball spielen", sagte Gogia dem "kicker" und erklärte, dass er trotz des Tabellenplatzes und seiner Rolle als Ersatzspieler weiter Spaß habe und hinter seiner Entscheidung steht, auf die Insel zu wechseln.

Tolle Zuschauerresonanz

Was auch am Umfeld liegt. Die Fans strömen in die Stadien, die zweite englische Liga ist nach der 2. Liga in Deutschland das bestbesuchte Unterhaus der Welt. Über 17.000 Anhänger besuchen die Spiele im Schnitt. Die Championship setzt über 900 Millionen Euro im Jahr um – was unter den Top-Ligen in Europa Rang sieben bedeutet. Trotzdem schreiben die meisten Klubs rote Zahlen – auch wegen der Gehaltsstruktur, die auch die deutschen Profis angelockt hat.

"Gelobtes Land" Premier League

Diese wird angetrieben durch die hohen Ablösesummen, die Klubs aus der Premier League für Spieler aus dem Unterhaus bezahlen. So läuft ein ruinöser Bieterwettbewerb um gute Spieler, denn in der Premier League gibt es ein vielfaches an TV-Geld zu verdienen. Einnahmen, die nach unten weitergegeben werden und viele Klubs zu einem hohen finanziellen Risiko verleitet, um ins "gelobte Land" Premier League einzuziehen.

Bei Brighton & Hove Albion spielt mit Uwe Hünemeier der letztjährige Kapitän des SC Paderborn. Der Abwehrspieler hat sich einen Stammplatz ergattert und kommt bisher auf 15 Einsätze und 1149 Einsatzminuten für den Aufstiegsanwärter. "Es ist wie erwartet knallhart. Viele Teams haben vorn drin einen richtigen Brocken von Stürmer, an dem kannst du dich dann abarbeiten", bilanziert der Innenverteidiger seine bisherige Zeit.

Transfers wie der von Hünemeier werden in Zukunft eher die Regel sein als die Ausnahme, so Michael Born, Sportgeschäftsführer beim SC Paderborn, dem letzten Klub des Abwehrspielers, zur "Welt": "Wenn der neue Fernsehvertrag in England erst einmal in Kraft tritt, wird das noch häufiger vorkommen."

"Was Hünemeier verdient, bekommt er nicht bei jedem Bundesligisten"

Gegenüber der finanziellen Übermacht der englischen Klubs sind die deutschen Vereine beim Wettbieten um gute Spieler chancenlos. "Was Uwe Hünemeier in England verdient, das bekommt er nicht bei jedem Bundesligisten – und ich spreche nicht von Darmstadt", sagte Born bereits im Sommer, als der Abgang seines Kapitäns feststand.

Von den sieben Deutschen in der Championship haben es die Abwehrspieler offensichtlich leichter als die Stürmer. Der Ex-Karlsruher Rouwen Hennings, der für den KSC in der letzten Saison 17 Treffer erzielte und sich so zum Torschützenkönig der 2. Liga krönte, sitzt bei Burnley zumeist draußen (14 Spiele, ein Treffer). Obwohl der Klub rund zwei Millionen Euro für ihn auf den Tisch legte und Hennings im siebenstelligen Bereich verdient.

Auch Sebastian Polter, der bei Union Berlin letztes Jahr 14 Mal ins Schwarze traf, spielt nur eine Nebenrolle (zehn Spiele, zwei Treffer, zwei Torvorlagen). "Ich weiß nicht genau woran es liegt, eigentlich bekomme ich gutes Feedback nach dem Training", sagt der 24-Jährige zu seiner aktuellen Situation. Immerhin verzeichnete er zuletzt einen sportlichen Aufschwung, er scheint auf der Insel angekommen zu sein.

Robert Tesche ist indes ganz außen vor. Gleich im ersten Saisonspiel für Nottingham Forest brach sich der Ex-Hamburger und frühere Profi von Arminia Bielefeld den Mittelfuß, seit er wieder fit ist, kamen lediglich zwei weitere Kurzeinsätze dazu. Letzte Saison gehörte er noch zum Stammpersonal, war allerdings in der Rückrunde an Birmingham ausgeliehen.

Für die Deutschen bleibt die Hoffnung, dass ihre Zeit noch kommt. Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, gibt es reichlich. Die Liga besteht aus 24 Teams, was in der regulären Saison 46 Spieltage bedeutet. Für die besten acht Mannschaften kommen die Play-offs dazu, dazu zwei Pokalwettbewerbe, die teilweise im Modus mit Hin- und Rückspiel ausgetragen werden. Das Saisonziel „40 Punkte“ kennt in England deshalb niemand. 2013 stieg Peterborough trotz 54 Zählern ab. Die meisten der deutsche Legionäre wären indes schon mit mehr Spielpraxis zufrieden. Um den Durchbruch besser spät als gar nicht zu schaffen.

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