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Real Madrid: Martin Ödegaard kämpft mit den Erwartungen


Reals Supertalent bisher wirkungslos
"Wunderkind" Ödegaard auf der Ochsentour

Von t-online
Aktualisiert am 02.02.2016Lesedauer: 4 Min.
Talent ersetzt Weltstar: Martin Ödegaard (li.) kommt für Cristiano Ronaldo im Spiel Real Madrid gegen Getafe CF.Vergrößern des BildesTalent ersetzt Weltstar: Martin Ödegaard (li.) kommt für Cristiano Ronaldo im Spiel Real Madrid gegen Getafe CF. (Quelle: Marca/imago-images-bilder)
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Aus Spanien berichtet Florian Haupt

Kürzlich hat Martin Ödegaard im Training auf sich aufmerksam gemacht. Mit der Sohle streichelte er den Ball an einem Gegenspieler vorbei, und weil es sich bei diesem um Cristiano Ronaldo handelte, ging das Video davon sogleich um die Welt. Real Madrids zukünftiger Star vernaschte Reals aktuellen Star - was für eine Szene.

Von den Spielen des 17-jährigen Norwegers erfährt der Planet hingegen weniger. Die finden zum Beispiel in Zubieta statt, wo Reals zweite Mannschaft am Samstag bei der zweiten von Real Sociedad San Sebastián antrat. Dritte Liga, Staffel zwei, eine Tribüne, ein paar hundert Zuschauer, baskische Berge im Hintergrund - eine echte Ochsentour. Ödegaard blieb ohne nennenswerten Einfluss auf das Geschehen. Nach einer guten Stunde wurde er ausgewechselt.

Millionengehalt, aber keine Einsätze

Rückblick: Vorigen Winter gewann Real Madrid ein kurioses Wettbieten gegen Bayern München, Borussia Dortmund und diverse englische Vereine um die Dienste eines 16-Jährigen. Ödegaard hatte als Referenzen ein frühreifes Länderspieldebüt mit seinem chronisch erfolglosen Heimatland vorzuweisen, einige Ligaspiele mit dem Tabellen-13., Strömsgodset IF, sowie einige vielversprechende Videoschnipsel, die einen künftigen Galaktischen erahnen ließen. Als solcher wurde er dann auch präsentiert, mit einem Millionenjahresgehalt ausgestattet und per Vertragsinhalt den Trainingseinheiten der ersten Mannschaft zugewiesen.

Ein Jahr später ist man weniger schlau als damals. Norwegen hat sich trotz 24 Teilnehmern mal wieder nicht für die EM qualifiziert, und bei Real Madrid Castilla, so die offizielle Bezeichnung der zweiten Mannschaft, kommt Ödegaard auf folgenden Leistungsnachweis: 31 Spiele, davon 28 in der Startelf, ein Tor, zwei Torvorlagen. Für einen offensiven Mittelfeldspieler ist das natürlich eine miserable Quote.

Medien lästern: "Was für ein Reinfall"

Während die Medien in Madrid von Fortschritten berichten und dem "immer festeren Zutrauen, dass sich der Norweger in einen Weltstar entwickelt" ("Marca"), lästert "Sport" in Barcelona: "Was für ein Reinfall mit Ödegaard". Der Transfer entpuppe sich bislang als "absolutes Fiasko".

Womöglich liegt die Wahrheit in der Mitte. "Die Geschichte des europäischen Fußballs beeinflusst", wie es sein Entdecker Ronny Deila – heute Coach von Celtic Glasgow – prophezeite, hat er sicher noch nicht. Auf der anderen Seite ist er jetzt halt auch erst 17.

Strittige Vertragsklausel

Unstrittiger erscheint, dass die ganze Angelegenheit bisher nicht wirklich optimal gemanagt wurde. Weniger von Seiten des Vereins als von Ödegaard und seinem Vater, der gleichzeitig sein Manager ist. Ob es wirklich so eine kluge Idee war, auf der Klausel zu bestehen, wonach der junge Martin unter der Woche stets mit der ersten Mannschaft trainieren darf? Nur für Abschlusstraining und Spiel schließt er sich der zweiten Mannschaft an.

So etwas kann in einem Teamsport vielleicht gut gehen, wenn einer eine glanzvolle Karriere hinter sich hat und über entsprechendes Standing verfügt. Im umgekehrten Fall sind solche Privilegien eher Gift, zumal wenn derjenige auch noch ein Vielfaches der Mitspieler verdient, ohne entsprechend überragende Leistungen zu zeigen.

Talentiert aber wirkungslos

Die Partie bei San Sebastián war insofern ein typisches Ödegaard-Spiel. Mit ein paar schnellen Antritten, Finten und Übersteigern zeigte er sein offenkundiges Talent am Ball. Aber seine Versuche, vom rechten Flügel nach innen zu ziehen, blieben ebenso ohne Effekt wie seine Flanken oder Pässe.

Von den gefährlichsten Angriffen seiner Elf wirkte er wie abgeschnitten. Beim Torjubel beachtete ihn niemand sonderlich und selbst der Schiedsrichter schien ihn verhöhnen zu wollen. Mehrmals bekam Ödegaard trotz klarer Fouls gegen ihn keinen Freistoß zugesprochen.

Es ist der klassische Härtetest, die unausweichliche Initiierung, der sich jedes Ausnahmetalent gestellt hat, Messi, Ronaldo, Neymar. Doch offenbar würde sich Ödegaard dem gern entziehen. Es heißt, der Klub habe ihm mehrmals nahegelegt, doch mehr mit der zweiten Mannschaft zu trainieren, um die Integration zu beschleunigen, um ihre Automatismen zu erlernen, um in ihr wichtig werden zu können. Vergebens.

Pendler zwischen zwei Welten

Und so pendelt der junge Norweger zwischen beiden Welten, ohne zu einer wirklich zu gehören. Spielen durfte er für die erste Mannschaft nämlich erst einmal, beim unbedeutenden Saisonfinale 2015 gegen Getafe. Die diesjährige Saisonvorbereitung sollte dann sein Durchbruch werden, doch Trainer Rafael Benítez zeigte sich wenig beeindruckt von dem, was er sah. Trotz teilweise großer Verletzungsprobleme berief der vorige Monat entlassene Coach den Nachwuchs-Galaktischen nicht ein einziges Mal in den Kader für ein Spiel.

Mehr Chancen unter Zidane?

Unter Nachfolger Zinédine Zidane hat sich daran bisher nichts geändert, dennoch könnte der Franzose eine Chance für Ödegaard sein. Er trainierte ihn zuvor ja schon bei der zweiten Mannschaft und soll dabei nach anfänglichen Problemen ein gewisses Verantwortungsgefühl für den Youngster entwickelt haben. Vielleicht warnte er den möglichen Star der Zukunft ja vor der naheliegenden Gefahr, sich zu früh zu groß zu fühlen.

Abschreckende Beispiele gibt es schließlich genug, solche wie Freddy Adu. Der Amerikaner unterschrieb mit 14 seinen ersten Profivertrag, er galt als neuer Pelé und Nike-Lichtgestalt. Noch als Teenager ging es nach Europa zu Benfica Lissabon.

Viel hat man von ihm seitdem nicht mehr gehört. Adu tingelte durch Frankreich, Griechenland, die Türkei, Brasilien, Serbien, Finnland und war zwischendrin mehrfach arbeitslos. Mittlerweile ist er 26 und spielt nach 17 Vereinswechseln wieder in der zweiten amerikanischen Liga.

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