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Vor Rückkehr nach Gladbach: FC Barcelona huldigt Ter Stegen


"Spektakulär, ein Riesentorwart"
Vor Rückkehr nach Gladbach: Barca huldigt Ter Stegen

Von t-online
Aktualisiert am 28.09.2016Lesedauer: 5 Min.
Kann es auch mit den Füssen: Barca-Keeper Marc-André ter Stegen.Vergrößern des BildesKann es auch mit den Füssen: Barca-Keeper Marc-André ter Stegen. (Quelle: ZUMA Press/imago-images-bilder)
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Aus Spanien berichtet Florian Haupt

Torwart beim FC Barcelona zu sein, ist ja schon so eine Sache – selbst in einem Spitzenspiel gibt es oft kaum etwas zu halten. Vorige Woche etwa gegen Champions League-Finalist Atlético Madrid.

Da parierte Marc-André ter Stegen in der ersten Halbzeit einen Schuss von Carrasco und kurz vor Schluss einen Kopfball von Godín, derweil er beim Gegentor zum 1:1-Endstand durch Correa chancenlos war. Die Bedeutung des Abends lag woanders: es war sein Heimdebüt als Liga-Stammkeeper.

Bravo-Weggang macht den Weg frei

In den vergangenen beiden Saisons hatte er sich den Posten ja noch mit Claudio Bravo geteilt. Der Chilene spielte in der Meisterschaft, Ter Stegen in Champions League und Pokal. Für Außenstehende mochte durchaus diskutabel sein, wer da den besseren Schnitt machte – immerhin gilt der Europapokal als der Premiumwettbewerb schlechthin. Doch die Fußballer funktionieren in dieser Hinsicht traditionell. Die Liga ist Brot und Butter ihres Jobs. So lange er dort nicht spielte, war es für Ter Stegen unmöglich, sich als Nummer Eins zu fühlen, nicht mal zur Hälfte.

Ob sich an seinem Status diese Saison sowieso etwas geändert hätte? Man wird es wohl nie erfahren. Die Debatte war in vollem Gange, als sich Ter Stegen kurz vor Saisonstart am Knie verletzte. Bei seiner Rückkehr war Bravo dann bereits Spieler von Manchester City, als Königstransfer des neuen Trainers Pep Guardiola. Das Duell entschied letztlich also derjenige, den viele in Barcelona sowieso nach wie vor als Übervater ansehen.

ManCity: Ter Stegen im Auge, Bravo geholt

Fest steht allerdings: Irgendwann und nicht in allzu ferner Zukunft wäre es soweit gewesen. Ter Stegen ist schließlich erst 24 Jahre alt, niemals hätten sie ihn nicht unter seiner Ausstiegsklausel von 80 Millionen Euro gehen lassen – das wurde auch City klar, als es sich für die Torwartsituation in Barcelona zu interessieren begann. Für Bravo, 33, hingegen begnügte sich Barcelona damit, knapp die Hälfte seiner 40 Millionen festgeschriebener Ablöse in Rechnung zu stellen. "Ich ging, weil ich nicht auf der Bank sitzen wollte", sagte de Chilene vorige Woche im spanischen Radio. Ein Hinweis darauf, dass er seine Chancen zumindest nicht als verbessert betrachtete.

Letzte Zweifel beseitigt

Dass Ter Stegen trotz seiner Jugend dem von Trainer Luis Enrique forcierten Duell standhielt, trotz seines Ehrgeizes nicht die Nerven verlor und entgegen mancher Darstellungen ein professionelles Verhältnis zu seinem Konkurrenten pflegte – das hat im Verein die letzten Zweifel an ihm beseitigt. Die mentale Seite ist im Sport nie zu unterschätzen. Schon gar nicht bei einem Keeper des FC Barcelona, der oft allein in seiner Spielhälfte steht und doch immer hellwach sein muss.

Auf die sportlichen Qualitäten des Deutschen haben sie sowieso immer vertraut. Die Verpflichtung Ter Stegens war das Ergebnis jahrelangen Scoutings, während dem der damalige Sportdirektor Andoni Zubizarreta – selber Ex-Torwart des Vereins – alle potenziellen Nachfolger der jahrelangen Nummer Eins Víctor Valdés auf deren Barça-Tauglichkeit abklopfte, insbesondere auch ihre Qualitäten mit den Füssen. Zwölf Millionen Euro Ablöse, nicht viel angesichts heutiger Preise, zahlte Barça im Sommer 2014 schließlich an seinen Herzensklub Borussia Mönchengladbach.

Rückkehr als unumstrittene Nummer eins

Am Mittwoch in der Champions League (ab 20.30 Uhr im Live-Ticker bei t.online.de) kehrt Ter Stegen nun für einen Abend zurück in den Borussia-Park. Als unumstrittene Nummer Eins, denn mit dem für Bravo einkauften niederländischen Nationaltorwart Jasper Cillessen (13 Millionen Euro an Anjax Amsterdam) wird von Luis Enrique offenbar keine ähnliche Arbeitsteilung praktiziert. Beim ersten Champions-League-Spiel gegen Celtic stand Ter Stegen zwischen den Pfosten. Liga und Europacup, wohl wird der nationale Pokal (ab Dezember) an Cillessen gehen, aber damit könnte Ter Stegen wohl leben. Er ist am Ziel.

"Spektakulär, ein Riesentorwart"

Sein ohnehin nicht kleines Selbstbewusstsein dürfte das ebenso weiter wachsen lassen wie die Zuneigung des Publikums im Camp Nou."Das Gefühl, die Fans hinter einem zu spüren, ist unschlagbar", sagte er, nachdem die Zuschauer im Anschluss an einen gehaltenen – zuvor allerdings auch selbstverschuldeten – Elfmeter gegen Celtic seinen Namen skandiert hatten. "Er ist ein Torwart, der Punkte bringt", lobte der neue Abwehrmann Samuel Umtiti. "Spektakulär, ein Riesentorwart", so Linksverteidiger Jordi Alba. Von vier Strafstößen in seiner Champions-League-Karriere hat er nun drei gehalten. "Aber Marc hält nicht nur Elfmeter, er strahlt auch viel Sicherheit aus", so Ivan Rakitic, einer seiner besten Kumpels in der Mannschaft.

Überragende Passquote

Ter Stegen gilt als gut integriert, er wohnt im Küstenvorort Castelldefels in Nachbarschaft von Lionel Messi und hat mit seinen fußballerischen Qualitäten im Training selbst diesen schon erstaunt. Seine Füße sind es, die ihn zu so einem besonders geeigneten Barça-Torwart machen. Keeper mit brillanten Reflexen gibt es mehrere. 51 angekommene Pässe (von 62 versuchten) wie er am zweiten Spieltag bei Athletic Bilbao bekommen nur die wenigsten hin: er übertraf damit klar die alte spanische Bestmarke, die Vorgänger Bravo gegen denselben Gegner aufgestellt hatte (44).

Traditionalisten mögen solche Statistiken gern als Schnickschnack bespötteln, als zweitrangige B-Note des Torwartspiels. Wie wichtig die Pässe des Keepers jedoch zumindest für einen bestimmten Fußballstil sind, verdeutlichte diesen Sommer der Aufruhr in Manchester, wo der Prophet dieses Stils, Pep Guardiola, gleich nach der Ankunft den Hausfrieden aufs Spiel setzte, um den Schlussmann auszutauschen. Natürlich wusste er, wie viel Gegenwind er für die Ausbootung von Eigengewächs, Kapitän und Nationaltorwart Joe Hart bekommen würde. Aber mit Bravo quasi einen elften Feldspieler zwischen den Pfosten zu haben, war ihm das ganze Theater wert.

Radikalste Weitereintwicklung des Torwart-Liberos

Ter Stegen gilt als die radikalste Weiterentwicklung dieser Figur des Torwart-Liberos, die ja auch der aktuelle Branchenführer Manuel Neuer verkörpert. "Wie ein großer Mittelfeldspieler ölte der Deutsche das exzellente Spiel von Barça", jubelte der renommierte Kolumnist Santiago Segurola nach der Bilbao-Partie in "La Vanguardia" und erklärte das Match quasi zu einer Art Zeitenwende: "Zweifeln Sie nicht, der Fußball wird diesem Beispiel folgen".

Auch Presse adelt Ter Stegen

Dass Barcelona in dem Deutschen wieder eine Idealbesetzung gefunden hat, strich vor einigen Wochen der intime Klubkenner Ramón Besa in "El País" heraus. "Marc-André ter Stegen ähnelt immer mehr Víctor Valdés", schrieb er, im Barça-Torwartkosmos ein kaum zu übertreffendes Lob. "Beide haben eine sehr starke Persönlichkeit, lassen Konkurrenten wenig Raum ... und sind Feldspieler, über die Barcelona seinen singulären Fußball von Ballbesitz, Positionsspiel und Pressing aufzieht."

Schnelle Verlängerung erwünscht

Kein Wunder also, dass der Verein den bis 2019 datierten Vertrag des Deutschen bald verlängern will, samt stattlicher Erhöhung seines Gehalts und wohl auch seiner Ausstiegsklausel. Damit keiner auf falsche Gedanken kommt.

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