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WM 2014: Joachim Löw verändert sich für den Erfolg


Der Bundestrainer macht ernst
Joachim Löw verändert sich für den Erfolg

Von t-online
20.11.2013Lesedauer: 4 Min.
Joachim Löw weiß genau, was er will.Vergrößern des BildesJoachim Löw weiß genau, was er will. (Quelle: Jan Hübner/imago-images-bilder)
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Aus Wembley berichtet Jörg Runde

In England, das ist längst kein Geheimnis mehr, mögen sie den Bundestrainer. Die Anhänger des schönen Fußballs verehren ihn sogar. Joachim Löw habe die deutsche Nationalmannschaft von der "Hässlichkeit" befreit, hieß es in den vergangenen Tagen unter Journalisten in London immer wieder. An dieser Einschätzung ändert auch der mühevolle 1:0-Sieg einer deutschen B-Elf gegen eine erschreckend schwache englische Mannschaft nichts.

So ganz ohne Stichelei der einheimischen Presse kam aber auch Löw nicht davon. Die Gedanken eines Großteils der englischen Bevölkerung brachte der "Independent" auf den Punkt. "Früher gewannen die Deutschen, aber unter Löw sind sie ein Team intelligenter junger Männer geworden, das wunderschönen Fußball spielt - aber verliert, wenn es darauf ankommt."

Wann endet die titellose Zeit?

Dass mittlerweile auch viele Deutsche ihre Nationalmannschaft so sehen und die meisten darüber wegen der nächstes Jahr 18 Jahre andauernden Durststrecke ohne großen Titel gar nicht glücklich sind, haben sie mittlerweile auch beim DFB registriert. Nach zwei verlorenen Halbfinals (EM 2012 und WM 2010) und einem verpatzten Finale (EM 2008) soll aus Brasilien endlich wieder mal ein Pott mit in die Zentrale nach Frankfurt gebracht werden.

Dass es den Verantwortlichen damit ernst ist, demonstriert derzeit vor allem der Bundestrainer. So konsequent und energisch wie in den vergangen Wochen hat man den DFB-Coach in den Jahren zuvor nur ganz selten erlebt. Es scheint, als habe der freundliche "Herr Löw" erkannt, dass es für den großen Wurf in Südamerika nicht reicht, gut auszusehen und sympathisch rüberzukommen.

Klartext von Löw

Nach innen wie nach außen redet der Bundestrainer Klartext. Intern, so ist es aus dem Mannschaftskreis zu vernehmen, hat Löw bereits allen klar gemacht, dass er auf persönliche Befindlichkeiten keine Rücksicht mehr nehmen wird. Zu spüren bekam das bereits Mats Hummels, den er nach dem Spiel gegen Paraguay kritisierte. Auch ein kritisches Interview von Hummels kommentierte Löw öffentlich und mit klaren Worten.

Die Beschwerden aus dem Lager des BVB-Verteidigers konterte Löw ebenso deutlich: "Wenn ich jemanden öffentlich kritisieren will, dann mache ich das auch. Das ist mein gutes Recht. Das wird seinen Grund haben."

Aufkeimende Diskussionen, der Bundestrainer nehme mit seiner Aufstellung Einfluss auf den Bundesliga-Klassiker Dortmund gegen Bayern am Samstag, erstickte er vor dem Match in Wembley sofort im Keim: "Das ist nicht mein Thema", sagte Löw sichtlich genervt.

Klare Linie im Fall Kießling

Genauso trat Löw im Oktober einer Journalisten-Frage entgegen, mit der eine Nominierung von Leverkusens Torjäger Stefan Kießling thematisiert wurde: "Ein Bundestrainer sollte kein Fähnchen im Wind sein, sondern autonom von Umfragen oder von Kolumnen selbsternannter Bundestrainer eigene Entscheidungen treffen", sagte er zu der aufkommenden Debatte.

Dahinter, dass Löw bei öffentlichen Auftritten immer öfter sehr ernst, manchmal sogar patzig und schmallippig rüberkommt, kann man schon fast pure Absicht vermuten. Der DFB-Coach will, so scheint es, allen zeigen, dass er auch anders kann als in den Jahren zuvor.

Dass sein Führungsstil nicht abhängig ist von "Freundschaftsbändchen" und "Teambuilding-Maßnahmen". Dass für ihn nur der Erfolg zählt und er sich von niemandem reinreden lässt. Löw ist bereit sich zu verändern und seine große Chance in Brasilien zu nutzen. Diesem Ziel ordnet er alles unter. Und er erwartet es auch von allen anderen im DFB-Lager - egal ob Spieler, Assistenten, Manager oder Funktionäre.

Löws neue Ausrichtung zeigt sich zudem auch auf dem Platz - im Training und im Spiel. Anders als bisher, lässt er mittlerweile auch Standards trainieren. Im WM-Vorbereitungscamp in Südtirol soll, das hat er angekündigt, Assistent Hansi Flick einige Varianten einstudieren. Eine ungewöhnliche Maßnahme, gilt Löw doch als Fan jener Art des Spiels, bei der der Ball über möglichst viele Stationen ins gegnerische Tor kombiniert wird.

Auch spieltaktisch denkt der Bundestrainer bei Bedarf um. Je nach Stärke des Gegners setzt er nun auch mal auf eine defensivere Grundordnung als üblich. Gegen Italien (1:1), als die gesamte Mannschaft tiefer verteidigte als gewohnt, brachte das einen Teilerfolg, vor allem aber eine lange vermisste Stabilität in der Hintermannschaft.

Weidenfeller verlebt einen ruhigen Abend

Beim 1:0 in Wembley bot Löw mit den Bender-Brüdern auf der Doppelsechs sogar zwei aufs Verteidigen spezialisierte Spieler auf. Unter Löw, der sich auch auf diesen strategisch wichtigen Positionen spielerisch starke Typen wünscht, war eine solche Konstellation lange Zeit undenkbar. Die Folge war auch hier, dass der deutsche Torhüter Roman Weidenfeller nur ganz wenigen brenzligen Situationen ausgesetzt war.

Die Konkurrenz, ob aus England, Spanien, Brasilien oder anderen Ländern, wird diese Entwicklung wenig erfreut zur Kenntnis nehmen. Schließlich lässt sich daran sehr gut ablesen, dass es dem Bundestrainer wirklich ernst ist. Wenn es sein muss, so das klare Signal, wird das deutsche Spiel auch mal wieder "hässlich" sein. Richtig hässlich. Hauptsache das Ergebnis stimmt. Und das auch, wenn es wirklich darauf ankommt.

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