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WM 2014: Spanier sind vom deutschen Fußball begeistert


Kraken-Orakel und Stilwandel
Spanier sind vom deutschen Fußball begeistert

Von t-online
06.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Genießen bei den spanischen Spielern einen guten Ruf: Nationalspieler Mesut Özil (li.) und das verstorbene WM-Orakel "Krake Paul".Vergrößern des BildesGenießen bei den spanischen Spielern einen guten Ruf: Nationalspieler Mesut Özil (li.) und das verstorbene WM-Orakel "Krake Paul". (Quelle: Revierfoto / Ulmer/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Vor vier Jahren hatte Deutschland einen gewichtigen Anteil am WM-Titel der Spanier, und damit ist nicht der eher unverfängliche Auftritt der DFB-Elf im verlorenen Halbfinale beider Teams beim Weltturnier von Südafrika gemeint. Es geht, natürlich, um Paul: Spaniens beliebtester Deutscher seit Uli Stielike.

Als das Tintenfisch-Orakel am 9. Juli 2010 im Sea Life Center Oberhausen seine Finalprognose abgab, übertrugen mehrere spanische Fernsehsender live. Von Sevilla bis Bilbao trugen die Fans T-Shirts mit dem Konterfei des Polypen spazieren, und nachdem das im gesamten Turnierverlauf unfehlbare Tier seine Tentakel wie schon vor dem Halbfinale auch für das Endspiel in Richtung der spanischen Fahne bewegt hatte, ließen es die dankbaren Spieler bei ihrer Siegesfeier in den Straßen Madrids als Pappfigur hochleben.

Paul verstarb wenige Monate nach seinem Dienst; dieses Mal werden sich die Blicke eher nach China richten, wo ein Reservat zwei Pandabären als Ersatz in Stellung gebracht hat, die anhand präparierter Bambusstangen orakeln sollen. Derweil bleibt festzuhalten, dass Deutschland bei den Spaniern in Fußballfragen einen gewaltigen Sympathiesprung hingelegt hat. Auch, aber nicht nur wegen Paul.

Stilwandel ruft Begeisterung hervor

Wo einst die Verachtung für den deutschen Rumpelfußball größer war als nirgendwo sonst, hat der stilistische Wandel unter Jürgen Klinsmann und Joachim Löw kaum irgendwo anders so viel Beifall gefunden. Inzwischen betrachtet man im ästhetisch anspruchsvollen Spanien die deutsche Elf fast als so etwas wie einen Artverwandten; als einen Gefährten im Kampf gegen den Defensivfußball anderer Nationen.

Früher wurden die Deutschen vor allem gefürchtet, heute werden sie respektiert. Spanien fällt das Wohlwollen vielleicht auch deshalb besonders leicht, weil es die direkten Duelle (WM 2010, EM-Finale 2008) ja doch immer gewann. Andererseits zählten die Iberer auch früher nicht zu den Nationen, die besonders unter dem deutschen Erfolgsmythos gelitten hätten. Zweimal traf man sich in entscheidenden Gruppenspielen. Bei der WM 1982 kamen die Deutschen weiter, bei der EM 1984 die Spanier.

Das neue Gefühl einer fußballkulturellen Bindung verstärkten zuletzt die gefeierte Zeit von Mesut Özil bei Real Madrid sowie das hispanisierte Bayern München mit Trainer Pep Guardiola und Spielmacher Thiago. Gleichzeitig werden einigen deutschen Spielern immer noch gewisse Sondertalente wie Geradlinigkeit, Physis und Tempo zugute gehalten. Wie hoch sie in Spanien im Kurs stehen, mag auch daran ersichtlich werden, dass im Zusammenhang mit der bevorstehenden Einkaufstour des FC Barcelona immer wieder die Namen Thomas Müller und Marco Reus fallen.

Deutschland gehört zu Favoriten, trotz Schwierigkeiten

Aus all dem ergibt sich zudem, dass die DFB-Elf vor dieser WM in Spanien wieder zum engsten Favoritenkreis gezählt wird. Ihr Status mag nicht ganz so hoch angesiedelt werden wie vor der EM 2012, als sie viele Spanier noch stärker einschätzten als die eigene Elf, oder wie letztes Jahr, als Deutschland mit dem Champions-League-Finale zwischen Bayern und Dortmund zum Nabel der Fußball-Welt aufzusteigen schien. Aber so wie Barcelonas Gerard Piqué sehen es doch die meisten. Der Nationalverteidiger zählte im Vorbereitungslager in Washington die Deutschen neben Brasilien und Argentinien sowie Spanien selbst zum engsten Favoritenkreis.

Unter den Fachleuten in der Presse ergibt sich allerdings ein kritischeres Bild. Spaniens führender Tageszeitung "El País" etwa sind die aktuellen Probleme der DFB-Elf nicht entgangen. Unter der Überschrift "Die deprimierte Mannschaft" wird unter anderem auf das Debakel der Bayern gegen Real Madrid in der Champions League, die nachlassende Form Mesut Özils in der zweiten Saisonhälfte bei Arsenal, die Stagnation von Mario Götze seit seinem Weggang von Borussia Dortmund und die fehlenden Optionen im Angriff wegen der Verletzung von Mario Gomez hingewiesen.

DFB-Elf auf Spaniens Spuren

Löws Verzicht auf echte Stürmer jenseits von Miroslav Klose verwundert auch die Spanier. Die klassische Nummer Neun war schließlich ein Spielertypus, den man immer mit Deutschland in Verbindung brachte. Jetzt könnten die Deutschen die Taktik des "falschen Neuners" kopieren, die das Team von Vicente del Bosque bei der EM 2012 salonfähig machte – und damit in gewisser Weise spanischer spielen als die Spanier selbst, die diesmal mit drei echten Stürmern im Kader (Diego Costa, Fernando Torres, David Villa) eher zu einer klassischeren Variante tendieren dürften.

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