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Thomas Müller: Ein Sozialarbeiter mit Killerinstinkt


Man of the match
Thomas Müller - Sozialarbeiter mit Killerinstinkt

Von t-online
Aktualisiert am 27.06.2014Lesedauer: 4 Min.
"Man of the match" gegen die US-Boys: Nationalspieler Thomas Müller.Vergrößern des Bildes"Man of the match" gegen die US-Boys: Nationalspieler Thomas Müller. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Recife (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

Aus der Entfernung sah es so aus, als ob Jürgen Klinsmann ihm zurief, dass er sich diesen Auftritt auch hätte sparen können. Thomas Müller grinste schelmisch, wie es seine Art ist, halb entschuldigend, halb stolz. Kurz zuvor hatte er mit seinem Treffer in der prestigegeladenen Partie gegen die USA nicht nur den 1:0-Sieg herausgeschossen, sondern Deutschland auch ins WM-Achtelfinale geballert. Dort trifft die DFB-Elf in Porto Alegre auf Algerien (am Montag ab 21.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker). Müller sorgte wieder einmal für die Entscheidung einer denkwürdigen Partie und entpuppt sich nicht nur wegen seiner Tore zu einem enorm wichtigen Spieler für Bundestrainer Joachim Löw.

Dabei war von Anfang an der Wurm drin in der Reise nach Recife. Zumindest für die angereisten Fans und Journalisten. Hört man sich um, so hat fast jeder seine eigene kleine Geschichte zu erzählen. Und keine fängt mit einem Lächeln an. Es war schon am Vorabend des Spiels zu spüren: Irgendetwas lag in der Luft. Dass es sich dann auf diese Art und Weise entladen würde, damit rechnete niemand. In der Nacht öffnete der Himmel seine Schleusen und es ergoss sich ein Unwetter über die Stadt, das sich erst kurz nach Schlusspfiff beruhigte.

Nass bis auf die Haut

Viele Zuschauer wurden bis auf die Haut nass, entweder auf dem Weg ins Stadion oder in der Arena selbst oder beides. Manuel Neuer gab hinterher zu, dass er sich kaum vorstellen konnte, dass das Spiel stattfinden würde, als sich der Mannschaftsbus vom Hotel Richtung Stadion aufmachte und durch viele überflutete Straßen fahren musste. "Aber dann war alles völlig im Rahmen", sagte der Keeper. "Die Spieler sind nicht übermäßig weggerutscht." In der Tat präsentierte sich der Untergrund in einem überraschend gut bespielbaren Zustand.

Überhaupt nicht mehr überraschend ist indes der Zustand von Müller. Der entwickelt sich immer mehr zum Mann für die besonderen Momente. Wenn Deutschland 40 Jahre nach der berühmten Wasserschlacht von Frankfurt, als Gerd Müller die DFB-Auswahl ins Finale der WM 1974 schoss, erneut bei einer WM eine solche Bewährungsprobe meistern muss, dann kann der Torschütze wieder nur Müller heißen. Damals wie heute bleibt es bei einem Treffer. Ironie der Geschichte: Der Bomber der Nation war es, der Thomas Müller beim FC Bayern die letzten kleinen Tricks mit auf den Weg gab, um diesen Killerinstinkt vor dem Tor zu schärfen und in der großen Fußball-Welt bestehen zu können.

Torjägertrophäe kein erklärtes Ziel

Neun Treffer in neun WM-Spielen lautet mittlerweile die sagenhafte Quote des 24-Jährigen. Mit vier Treffern führt er bei der WM in Brasilien gleichauf mit Neymar und Messi die Torschützenliste an. Zwar betont der Münchner immer wieder, dass ihn der Gewinn der Torjägertrophäe nicht interessieren würde, sondern vielmehr der WM-Titel sein einzig erklärtes Ziel sei, allerdings "bleibt ihm wahrscheinlich nichts anderes übrig" als sie in Empfang zu nehmen, witzelte bereits Teamkollege Miroslav Klose angesichts der Treffsicherheit Müllers.

"Ich habe den Ball fokussiert, die Ecke anvisiert und dann den Ball ausnahmsweise mal so getroffen, wie ich es vorhatte. Auch das funktioniert", erklärte der "Man of the match" mit seinem typisch bayerischen Charme der versammelten Weltpresse, wie er seinen perfekt ausgeführten Weitschuss unhaltbar aus rund 16 Metern ins Eck zirkelte. "Jetzt habe ich tatsächlich mal ein schönes Tor gemacht." Es war nicht nur schön, sondern in seiner perfekten Ausführung ein absolutes Weltklassetor.

Müller besticht auch durch Sozialkompetenz

Müller, der erst während der WM seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2019 verlängert hat, steigert gerade seinen Marktwert von Spiel zu Spiel in Millionenschritten. Haderte er während der Saison noch mit zu wenigen Einsatzzeiten unter Trainer Pep Guardiola, profitiert er nun von seiner Frische. "Er hat schon in der Vorbereitung gezeigt, dass er körperlich und mental unglaublich gut drauf ist. Seine Form ist schon seit Wochen sehr gut. Ich habe bei ihm auch das Gefühl, dass ihm die Wege leicht fallen", lobte Löw seinen Matchwinner.

Doch Müller ist weit mehr als nur ein torgefährlicher Angreifer, sondern auch ein Teamplayer, wie ihn sich jede Gruppe nur wünschen kann. Löw lobte kürzlich seine enorme Sozialkompetenz. Müller rede mit jedem und sorge dafür, dass sich vor allem die neuen, jungen Teamkollegen unwahrscheinlich schnell in die Mannschaft integrieren würden. Löw: "Seine Fröhlichkeit, Natürlichkeit und Spontanität sind für die Mannschaft sehr gut."

Dank Gerland nicht in Hoffenheim

Dabei hätte Müller diese steile Karriere vielleicht in der Form gar nicht gemacht, wenn es nach Klinsmann gegangen wäre. Während seiner Zeit als Trainer beim FC Bayern hätte ihn der jetzige US-Coach beinahe an die TSG Hoffenheim verscherbelt. Hermann Gerland, damals noch für die zweite Mannschaft des Rekordmeisters verantwortlich, legte aber sein Veto ein. Unter dem neuen Chef-Trainer Louis van Gaal, der von Anfang an auf ihn setzte, startete Müller dann durch. Spätestens jetzt weiß auch Klinsmann warum.

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