Im Prozess um die Manipulationsvorwürfe gegen die ehemalige sportliche Führung des deutschen Rekordmeisters THW Kiel hat der befragte Zeuge Christian Wiegert die gesamte Handball-Szene ins Zwielicht gerückt. Nach Gesprächen im Haus von Zvonimir Serdarusic Anfang 2009, in dem der frühere THW-Trainer den ehemaligen Kieler Manager Uwe Schwenker der Bestechung von Schiedsrichtern bezichtigte, habe Wiegert seiner Aussage zufolge das Gefühl gewonnen, dass derartige Praktiken "bei internationalen Spielen gang und gäbe" seien. Wiegert ist der Rechtsanwalt des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen.
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Der 51-Jährige führte seine Eindrücke am zwölften Verhandlungstag noch weiter aus. So sei es ihm vorgekommen, als ob es bei der Bestechung von Unparteiischen "nur eine Frage des Geschicks sei, welche Mannschaft da schneller und besser" handele. Ihm sei in den Treffen mit dem Ehepaar Serdarusic vermittelt worden, dass man "sich diesen Gegebenheiten hingeben" müsse, "um erfolgreich zu sein".
Angeklagte bestreiten Bestechungsvorwürfe
Serdarusic und Schwenker wird vor dem Kieler Landgericht vorgeworfen, den Ausgang des Champions-League-Endspiels 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt durch die Bestechung der beiden polnischen Referees zugunsten des THW beeinflusst zu haben. Die Angeklagten bestreiten die Anschuldigungen ebenso wie die bereits vor der 5. Großen Strafkammer vernommenen Schiedsrichter.