Es ist angerichtet. Am Samstag biegt das wohl spannendste Finale der Handball-Bundesliga-Geschichte auf die Zielgerade ein. Gerade einmal sieben winzige Tore trennen den aktuellen Spitzenreiter, die Rhein-Neckar Löwen, vom direkten Konkurrenten THW Kiel. Im Fernduell entscheidet somit wahrscheinlich das Torverhältnis der beiden Teams die Meisterschaft. Die Löwen müssen beim Liga-Showdown nach Gummersbach, der THW hat zu Hause die Füchse aus Berlin als Gegner.
Der Zweikampf der beiden Meisteranwärter elektrisiert seit Wochen die Handball-Fans in ganz Deutschland. Thorsten Storm, Geschäftsführer der Löwen, betont gegenüber t-online.de deswegen auch: "Beide Teams, wir und Kiel, sind meisterwürdig."
Löwen-Manager rechnet mit engem Ausgang
Der Vorteil liegt vor dem letzten Spieltag dennoch bei den Badenern. Noch sind sie eben diese sieben Tore in Front. Ein Fakt, den Storm dennoch nicht beruhigt nach Gummersbach fahren lässt: "Es ist so eng, dass man nicht sagen kann: Wir machen das auf jeden Fall." Er rechnet weiter mit einem engen Ausgang.
Gegen so einen Umstand hätte sicherlich die Handball-Gemeinde in Deutschland nichts einzuwenden. Handball-Ikone Stefan Kretzschmar trifft für das Saisonfinale jedenfalls schon etwas kuriose Vorkehrungen: "Meine Fingernägel werde ich ganz kurz schneiden, damit da nicht mehr viel zum Knabbern bleibt." Aber auch er findet: "Etwas Schöneres am letzten Spieltag gibt es nicht."
Wie motiviert sind Gummersbach und Berlin?
Das Zünglein an der Waage könnten beim Kampf um den Titel auch die jeweiligen Gegner des Spitzenduos spielen. Für Gummersbach und Berlin geht es um nichts mehr. Löwen-Manager Storm ist sich dennoch sicher, dass "beide alles geben werden. Das ist für sie kein Freundschaftsspiel."
Den Eindruck hatte man in den letzten Spieltagen nicht immer. Erst demontierte der THW den TBV Lemgo mit 46:24, dann fegten die Löwen erst Eisenach (42:19) und dann Melsungen (41:28) aus der Halle. Ein Umstand, der viele erschütterte. Auch Stefan Kretzschmar: "Das kann mal passieren, aber nicht kurz vor Saisonende. Es bleibt ein negativer Beigeschmack."
Dennoch: Der THW scheint mit den Berlinern das deutlich schwerere Programm zu haben. "Unser Problem ist, dass Berlin unter der Woche gegen den Bergischen HC verloren hat. Die wollen für ihre eigenen Fans nun Wiedergutmachung leisten und werden alles geben", sagt THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt im Gespräch mit t-online.de: "Aber wir haben ja schon bewiesen, dass wir sieben Tore aufholen können."
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Kiel stichelt gegen die Löwen
In erster Linie wollen beide Teams am Samstag nur auf sich schauen. Die Kieler sticheln dennoch vorher schon ein wenig in Richtung des Rivalen und machen auf Understatement: "Die Löwen sind der Favorit", sagt Elwardt: "Die müssen das verteidigen. Wir sind nur in der Verfolgerrolle."
Thorsten Storm jedenfalls glaubt an sein Team und an die große Chance, die "die Belohnung für eine unglaubliche Saison wäre". Für Löwen-Routinier Oliver Roggisch, der seine Karriere nach dem Spiel in Gummersbach beenden wird, wäre es, wie er Sky verriet, "der beste Schlussstrich, den ich mir vorstellen könnte". Denn er ist, genau wie der Rest der Mannschaft des Tabellenführers, noch nie Deutscher Meister geworden.
Jicha will kämpfen bis zum Schluss
Kiels Top-Torjäger Filip Jicha hat den Löwen-Spielern da schon einiges voraus. Dennoch kennt er keine Gnade und verspricht: "Wir werden bis zur letzten Sekunde für die Meisterschaft kämpfen." Es wäre bereits die neunte in den vergangenen zehn Jahren für die Kieler Trophäensammler.
Eines ist vor dem Finale so oder so sicher: wer auch immer am Ende Meister wird, von der Spannung her ist dieses Meisterschaftsfinale nicht zu überbieten. Und der Gewinner ist hier auf jeden Fall die Handball-Bundesliga.