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FC Bayern ohne Chance: Spandau ist der wahre Rekordmeister


Wasserball: Die einseitigste Liga Deutschlands

Von t-online
07.06.2012Lesedauer: 3 Min.
Marko Stamm, Sohn des legendären Hagen Stamm, dominiert mit Spandau 04 die Liga.Vergrößern des BildesMarko Stamm, Sohn des legendären Hagen Stamm, dominiert mit Spandau 04 die Liga. (Quelle: imago-images-bilder)
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Eine Kolumne von Sebastian Schlichting

Sepp Herberger hat es einmal auf den Punkt gebracht: Die Leute gehen zum Fußball, so eine der vielen bis heute gültigen Weisheiten des früheren Bundestrainers, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Das ist so schlicht wie richtig, bei allen Sportveranstaltungen. Wenn am Stadion neben dem Eintrittspreis stehen würde, "Mannschaft A gewinnt heute 3:1 gegen Mannschaft B" oder vor dem ersten Spieltag "Meister wird Mannschaft C", wäre das der ganzen Sache nicht unbedingt zuträglich.

Lassen wir Sepp Herberger und den Rasen hinter uns und wechseln die Sportart. Die Kieler Handballer haben gerade 34 von 34 Bundesliga-Spielen für sich entschieden und auch noch den Pokal und die Champions League mitgenommen. Sie sind seit Jahren in Deutschland der Dominator, werden aber immer mal wieder von den Flensburgs, Hamburgs, Berlins oder Löwen der Liga geärgert. Beim Basketball gab es seit 2000 fünf verschiedene Meister, zurzeit ist Bamberg unter den Körben die Nummer eins, ist auf dem Weg zum dritten Double in Folge.

Der FC Bayern ist nur ein kleines Licht

Branchenführer gibt es also überall, sie werden dann gerne der FC Bayern ihrer jeweiligen Sportart genannt. Doch gegen das, was sich in deutschen Becken seit Jahrzehnten abspielt, sind selbst die Bayern in Sachen Vorherrschaft ein kleines Licht. Da gibt es die Wasserfreunde Spandau 04 aus Berlin. Sie setzen die Herberger'sche Weisheit in ihrem Metier seit Ewigkeiten außer Gefecht. 1979 sind sie zum ersten Mal deutscher Wasserball-Meister geworden, vor wenigen Tagen zum 32. Mal. Dabei blieben sie zum achten Mal in der gesamten Spielzeit ohne Niederlage.

Ja, richtig gerechnet, das bedeutet in der Tat, dass es für die Berliner seit 1979 in Sachen Meisterschaft nur zwei Schläge ins Wasser gab, nämlich 1993 und 2006. Insgesamt sind es mittlerweile über 70 nationale Titel.

"Best of the rest": armes Duisburg

Auf dem Papier spielen alle Teams in einer Liga, im Wasser gibt es aber zwei Ligen: In der einen sind die Wasserfreunde zu Hause, in der anderen der Rest. Der wird übrigens vom ASC Duisburg angeführt, der seit 2003 acht Mal die zweifelhafte Ehre hatte, den Feierlichkeiten des Gegners nach der verlorenen Finalserie beizuwohnen.

Die Betrachtungsweise geht auseinander. Zum Gähnen finden nicht wenige diese erdrückende Überlegenheit. Bewundernswert finden andere, dass es ein Klub über drei Jahrzehnte schafft, sich immer wieder neu für eine Sache zu motivieren, die man schon zig Mal gewonnen hat.

National hui, international pfui

Der frühere Weltklasse-Wasserballer Peter Röhle war einst Torwart bei den Wasserfreunden. Später Trainer, jetzt ist er Manager. Er habe sein Leben lang erlebt, "wie sich die anderen Teams gegen uns verschworen und nur auf eine Schwäche von uns gewartet haben". Dies hat er der "Welt" in einem Interview gesagt – im Jahre 1999. Das Zitat könnte auch von gestern stammen.

Natürlich freuen sie sich in Berlin über jeden Titel, wer ärgert sich schon über Erfolge? Aber ein bisschen mehr Spannung würde nicht nur der kleinen Sportart Wasserball allgemein, sondern auch Spandau gut tun. Denn auf europäischem Niveau gehen die nationalen Überflieger meist früh unter.

Achtung: Nächstes Jahr ist Duisburg der Favorit

Es ist kein Mathe-Genie nötig, um vorherzusagen, wann die Meister-Titel 35, 40, 45 usw. eingefahren werden. Oder ist es doch nicht so klar? Spandaus Präsident Hagen Stamm – wie Röhle einst Weltklasse-Wasserballer – hat gar schier Unglaubliches ausgesprochen: "Wenn Duisburg so zusammenbleibt, sind sie nächstes Jahr Favorit." Wenn es irgendein Klub nicht nötig hat, die Favoritenrolle abzuwälzen, um die Konkurrenz unter Druck zu setzen, dann wohl die Wasserfreunde.

Aber eine Revolution im Wasser scheint tatsächlich nicht ausgeschlossen. Die Spandauer Serienhelden verlieren aus unterschiedlichen Gründen mehrere Leistungsträger, die Zukunft von Trainer Nebojsa Novoselac ist offen und der wichtigste Sponsor hat seinen Ausstieg angekündigt. Wird Herbergers Fußball-Weisheit also bald auch wieder in der einseitigsten Liga der Republik gelten? Außerhalb des Berliner Bezirks Spandau dürfte dieser Wunsch bei allen Wasserball-Interessierten groß sein. Sehr groß sogar.


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