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Bundesliga: SpVgg Greuther Fürth im Teamcheck


Sport
"Die Erfüllung eines Jahrhunderttraums"

Von t-online
Aktualisiert am 06.08.2012Lesedauer: 5 Min.
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Von Kieran Brown
Um die SpVgg Greuther Fürth zu beschreiben, bedurfte es bis vor wenigen Monaten nur einer Vokabel: Als „unaufsteigbar“ galten die Kleeblätter. Nachdem der Aufstieg geglückt ist, geht eine riesige Euphorie durch die Stadt. "Für Fürth ist der Aufstieg die Erfüllung eines Jahrhunderttraums", verkündete der Oberbürgermeister der Stadt. Der seit 1997 amtierende Vereinspräsident Helmut Hack schloss sich an: Die Bundesliga sei eine "neue Dimension in unserer Vereinsgeschichte". Trotz all der Euphorie muss der Verein in Liga eins nun lernen, in die Rolle des Underdogs hineinzuwachsen und den Abgang zweier Leistungsträger sowie des Managers kompensieren. In Teil zwei der Teamcheck-Serie stellt t-online.de die SpVgg Greuther Fürth vor.

1. Personelle Situation

Mit Olivier Occean musste die SpVgg ihren absoluten Top-Torjäger (17 Tore in der Aufstiegs-Saison) ziehen lassen. Der Kanadier wechselte zu Mitaufsteiger Eintracht Frankfurt. Nicht minder schwer wiegt der Abgang eines weiteren Leistungsträgers in Person von Stephan Schröck, der sich für einen Wechsel zur TSG 1899 Hoffenheim entschied. Auch abseits des Rasens gibt es einen Abgang zu verkraften, den es zu kompensieren gilt. Manager und Identifikations-Figur Rachid Azzouzi wechselte im Sommer überraschend zum Zweitligisten FC St. Pauli.

Demgegenüber stehen zahlreiche Neuzugänge, die ihre Bundesligatauglichkeit aber allesamt noch unter Beweis stellen müssen. Königstransfer Tobias Mikkelsen nahm mit Dänemark an der Europameisterschaft teil und kommt vom dänischen Meister FC Nordsjaelland. Er soll die Lücke füllen, die Occean in vorderster Front hinterlässt. Gerade hier drückt der Schuh, da neben Chrstopher Nöthe nur der lange Verletzte Kingsley Onuegbu sowie der Iraner Ilir Azemi zur Verfügung stehen.

Natürlich gibt es da noch den ehemaligen Nationalspieler Gerald Asamoah, der zuletzt aber bereits verkündete, nicht mehr ständig durchspielen zu können. 33 Jahre alt ist er inzwischen und möchte so viel wie möglich von seiner Erfahrung an die Jungen weitergeben. Hinzu kommt mit Zoltan Stieber ein Außenbahn-Spieler, der Schröck auf links ersetzen könnte, sich aber in der abgelaufenen Saison in Mainz nicht durchsetzte. Für die Abwehr wurden Lasse Sobiech und Michael Hefele verpflichtet. Außerdem kamen zwei neue Torhüter. Wolfgang Hesl und der Senegalese Issa Ndoye sollen mit Max Grün in den Konkurrenzkampf um die Position zwischen den Pfosten treten. Zu guter Letzt gilt der griechische Nationalspieler Thanos Petsos trotz seiner 21 Jahre als Hoffnungsträger. Er gehört zwar Bayer Leverkusen, sammelte in Kaiserslautern aber bereits die Erfahrung von 40 Bundesliga-Spielen.

2. Stärken und Schwächen

Trotz des Verlusts zweier Stammkräfte gilt die Mannschaft des Aufsteigers als eingespielt. Das junge Team verzeichnete in der Aufstiegs-Saison mit 69 Toren, bei nur 23 Gegentreffern, Bestwerte. Im Glauben an die eigene Stärke marschierten sie durchs Unterhaus und wurden verdient Zweitliga-Meister. Selbstbewusstsein tankten sie außerdem im DFB-Pokal. Der große Rivale aus Nürnberg wurde auswärts aus dem Wettbewerb geschossen und selbst der Deutsche Meister aus Dortmund tat sich schwer gegen das Büskens-Team. Erst in der 120. Minute entschied der BVB das Spiel für sich. Dass man mithalten kann, weiß man am Fürther Ronhof. Die Aufgabe des Trainer-Teams wird es nun sein, die Profis auf Niederlagen und an das ständig höhere Tempo vorzubereiten. In der Breite ist der Kader nicht so bestückt, dass die Ausfälle von Leistungsträgern wie Kleine, Schmidtgal oder Nöthe weggesteckt werden könnten. Darüber hinaus ist Bundesliga-Erfahrung in großen Teilen des Kaders Mangelware. Der große Vorteil der SpVgg ist es aber, ohne Druck in der Bundesliga befreit aufspielen zu können. Denn des größten Vorwurfs haben sie sich bereits entledigt. "Es hieß, wir wollen nicht aufsteigen, wir können nicht aufsteigen. Das ist jetzt vorbei", sagte Kapitän Thomas Kleine, nachdem das Ziel in trockenen Tüchern war.

3. Der Trainer

Trainer Mike Büskens gehörte 1997 den Schalker "Euro-Fightern" an, die sensationell den UEFA-Cup gewannen. Ihm ist es gelungen, dem Team eine positive Mentalität mit auf den Weg zu geben. Den "ewigen Pessimismus“, wie er es nannte, hat er aus dem Verein und seinem Umfeld vertrieben. Das Gerede von den "Unaufsteigbaren“ wollte er nicht mehr hören. Trotzdem: Im Sommer wirkte es lange so, als würde der Aufstiegs-Trainer dem Verein den Rücken kehren. Ohne Frage ist er zwar einer der Väter des Erfolges der vergangenen Jahre.

Es wird sich aber zeigen, ob ihm sein langes Zögern bezüglich eines Verbleibs - und damit eines klaren Bekenntnisses zu Fürth - in schlechten sportlichen Zeiten nicht negativ ausgelegt wird. Fakt ist aber auch, dass Büskens in Fürth volles Vertrauen genießt. Er hat den Verein mit dem geglückten Aufstieg entmythisiert. Fürth ist erstklassig und hat einen Trainer, der alles für seine Spieler gibt. Es wirkt authentisch wenn er, wie zuletzt in einem Interview mit „Sport1.de“, sagt: "Wer mitzieht, bekommt von mir das letzte Hemd. Wer nicht mitzieht, hat ein Problem mit mir." Wenn alle seinen Weg mitgehen, geht im kommenden Jahr auch der den Trainer den nächsten Schritt seiner Karriere und beweist seine Erstliga-Tauglichkeit dann auch abseits des Rasens.

4. Die Prognose

Wie für die meisten Aufsteiger, geht es auch für die SpVgg in der neuen Saison vorrangig um den Klassenerhalt. Die Stadt und der Verein sind euphorisiert und fiebern dem Abenteuer Bundesliga entgegen. Da passt es gut, dass zum Start Rekordmeister FC Bayern München zu Gast sein wird. Das erste Fußball-Fest steht dem Ronhof also gleich am ersten Spieltag bevor. Gleichzeitig birgt das Auftakt-Programm Gefahren: Am zweiten Spieltag steht die Reise nach Mainz an. Danach kommt Büskens´ alte Liebe Schalke 04 zu den Mittelfranken, am vierten Spieltag geht’s nach Niedersachsen zu Felix Magath und dem VfL Wolfsburg. Vier echte Prüfsteine gleich zu Beginn einer ohnehin schweren Saison können den Weg weisen. Sollte es zu Saisonbeginn Rückschläge hageln, könnte das junge Team nervös werden. Unabhängig vom Saison-Auftakt wird es stark auf den Trainer sowie die erfahrenen Kräfte im Kader ankommen, eine klare Linie vorzugeben und Ruhe zu bewahren. Ähnlich wie der FC Augsburg im Vorjahr muss Fürth über die mannschaftliche Geschlossenheit kommen und Leidenschaft auf den Platz bringen, die sich auf die Ränge überträgt. Dann kann es gelingen, sich den Traum von der Bundesliga auch weiter zu erfüllen und vielleicht mittelfristig eine Rolle wie der SC Freiburg oder der 1. FSV Mainz 05 zu spielen. Kurzfristig müssen in Fürth aber kleinere Brötchen gebacken werden, um den Traum nicht zum Albtraum werden zu lassen.

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