Eines der bestgehüteten Geheimnisse der deutschen Sportverbände und des Bundesinnenministeriums (BMI) soll endlich offen gelegt werden: die vereinbarten Medaillenziele für die Olympischen Spiele in London. Doch obwohl das Verwaltungsgericht Berlin entschied, dass das BMI die Ziele veröffentlichen muss, weigert sich das Ministerium und hat Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss eingelegt. Dennoch: Verweigert das Ministerium bis Freitag 15.00 Uhr die Herausgabe der Informationen, droht eine Strafe in Höhe von 10.000 Euro.
Es geht um nichts weniger als die Verwendung von Steuergeldern. Denn in den Vereinbarungen hatte das für den Sport zuständige Ministerium nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking mit den einzelnen Sportverbänden im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) diverse Regelungen getroffen - unter anderem, welche und wie viele Medaillen 2012 jeweils geholt werden sollen und welcher Platz in der Nationenwertung angepeilt wird. Auch danach wird sich die zukünftige Verteilung von Fördergeldern richten.
Gericht widerspricht: Öffentliches Interesse wiegt schwerer
Auf die Frage, warum derartige Zielvereinbarungen nicht öffentlich gemacht werden sollten, argumentierte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, dass man gegenüber dem Sportausschuss zwar offen in der Informationspolitik sei. "Aber es gibt auch Dinge in den täglichen Absprachen, die man nicht an die große Glocke hängen muss. Wir versuchen einen vernünftigen Weg zu gehen, der die Interessen der Steuerzahler wahrt", sagte der CSU-Politiker. Das Gericht sah das mit der "großen Glocke" allerdings anders: Es bestehe ein öffentliches Interesse an Informationen, welche Platzierungen die einzelnen Verbände bei Olympia anstreben würden.
Olympia 2012 - News
Und die haben es teilweise in sich: Unter anderem hatte sich der bei Olympia gebeutelte und medaillenlose Deutsche Schwimm-Verband geweigert, die eigene Zielvereinbarung zu kommunizieren. Es war aber bekanntgeworden, dass zum Beispiel bei den Beckenschwimmern sechs Medaillen - je zweimal Gold, Silber und Bronze - angestrebt wurden. Jetzt droht den Schwimmern, so wie anderen Verbänden, die Kürzung der Fördermittel. Die Öffentlichkeit muss auf die Information über die genauen Zielvorgaben weiter warten.