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Rodel-Legende Goerg Hackl: "Man muss alles ausblenden"


Georg Hackl: "Felix Loch kann mit Druck perfekt umgehen"

Von t-online
04.02.2014Lesedauer: 4 Min.
Georg Hackl holte 1992, 1994 und 1998 Gold bei Olympia.Vergrößern des BildesGeorg Hackl holte 1992, 1994 und 1998 Gold bei Olympia. (Quelle: Kosecki/imago-images-bilder)
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Das Gespräch führte Sebastian Schlichting

Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Sotschi. Die deutschen Rodler gelten in allen vier Wettbewerben als große Medaillenhoffnungen. Rodel-Legende Georg Hackl ist Mitglied des deutschen Trainerstabs. Der 47-Jährige spricht im Interview über ganz eigene Wink-Rituale, die besonderen Stärken von Felix Loch und den Umgang mit Drucksituationen.

Herr Hackl, Sie waren bei sechs Olympischen Spielen als Aktiver am Start. Wie haben Sie die Eröffnungsfeiern erlebt?
Georg Hackl: Die Rodler sind immer am Anfang dran. Da ist die Eröffnungsfeier im Stadion nicht drin. Ich habe mir die Feier vor dem Fernseher angesehen, da hat man doch ohnehin den besten Blick.

Und die Atmosphäre im Stadion hat Ihnen nicht gefehlt?
Ich hatte nie den Drang, beim Einmarsch meinen Leuten zu Hause zuzuwinken. Das habe ich gern zwei Tage später vom Siegerpodest getan (lacht).

Ist es ein Vor- oder ein Nachteil, seinen Wettkampf zu Beginn zu haben?
Ich habe es als Pluspunkt gesehen. Du kannst dich konzentriert vorbereiten, ohne den ganzen Rummel drumherum. Und danach kannst du die Spiele genießen.

Wie sind Ihre Erwartungen an Sotschi?
Ich habe mich im Vorfeld zu bestimmten Dingen kritisch geäußert...

…unter anderem zu den Arbeitsbedingungen auf den olympischen Baustellen und dem Auftreten der Soldaten…
Jetzt geht es in ein paar Tagen los und ich gehe davon aus, dass Russland alles daran setzen wird, sich auf der Weltbühne gut zu präsentieren. Dinge anzuprangern, die falsch laufen, ist in meinen Augen nun die Aufgabe der Funktionäre.

Rodeln rückt in diesen Tagen sehr stark in den Fokus. So wie alle vier Jahre bei Olympia. Danach wird es wieder ruhiger.
Rodeln bleibt immer eine Randsportart. Allein schon, weil es nicht viele Rodelbahnen gibt und diese eine begrenzte Kapazität haben. Aber wir haben unsere Nische im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefunden. Verglichen mit der Zeit, zu der ich angefangen habe, hat eine sehr positive Entwicklung stattgefunden.

Die Erwartungshaltung an die deutschen Starter ist riesig. Damit auch der Druck?
Man muss in der Lage sein, das alles auszublenden. Alle irrelevanten Gedanken wegschieben und sich voll konzentrieren.

In der Theorie klingt es einfach.
Ist es aber leider überhaupt nicht. Das ist ungefähr so, als wenn Ihnen ständig jemand sagt: "Denken Sie nicht an Rosa Elefanten. Bloß nicht an Rosa Elefanten denken."

Um im Bild zu bleiben: Felix Loch ist der Top-Favorit auf Gold. Wie schafft er es, nicht an Rosa Elefanten zu denken?
Felix ist ein sehr gereifter Sportler. Er kann mit Druck perfekt umgehen. Das wird er auch bei Olympia hinkriegen und sich voll auf die Sache konzentrieren.

Was macht ihn stärker als die Konkurrenz?
Viele, viele Dinge. Das fängt bei der Physis an, geht bei seinem sehr gutem Fahrgefühl weiter und hört bei seinem technischen Verständnis noch nicht auf. Er zeigt sehr viel Engagement am Schlittengerät.

Eine Eigenschaft, die er mit Ihnen teilt.
Ich hätte mir früher auch jemanden gewünscht, der intensiv und verlässlich mit einem arbeitet. Felix profitiert von meinem Erfahrungsschatz, aber er bringt auch selbst unglaublich viel ein. Wir ergänzen uns bestens und haben ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis.

Woher kommt Ihre Liebe zum Detail?
Tüfteln macht mir Spaß. Andere Männer haben Modelleisenbahnen oder schrauben an Autos und Motorrädern rum. Und ich halt an Rennschlitten.

2010 haben die deutschen Rodler fünf Medaillen geholt. Und diesmal?
Mit Vorgaben ist das so eine Sache. In jeder der vier Disziplinen mindestens eine Medaille zu holen, wäre schön. Wenn es mehr wird, haben wir natürlich nichts dagegen.

Die deutschen Athleten waren im Weltcup-Winter auf alle Fälle sehr dominant.
Wir haben sehr viel Potenzial für Medaillen. Aber es ist immer wieder aufs Neue ein ganz harter Kampf: Wie ist die Tagesform? Die Konzentrationsfähigkeit? Gibt es Störfaktoren im Umfeld?

Dass die Team-Staffel neu im Programm ist, dürfte aus deutscher Sicht gern gesehen sein.
Die Team-Staffel ist toll, sie macht auch den Zuschauern viel Spaß.

Und sie beinhaltet eine gute Chance auf eine Goldmedaille.
Auch das ist richtig.

Vor kurzem hat Diskus-Olympiasieger Robert Harting vorgerechnet, dass die Prämie für einen Olympiasieg aufgrund der intensiven Vorbereitung einem Stundenlohn von 7,50 Euro entspreche. Wie sehen Sie das?
Ein Top-Sportler investiert von der Jugend an sehr viel wertvolle Zeit. Und die Gefahr, mit zum Teil bleibenden Verletzungen aus der Karriere rauszugehen ist da. Wirtschaftlicher wäre es da sicherer, sich frühzeitig anderweitig um einen hochdotieren Job zu kümmern. Die Sportförderung gewährleistet, dass ausgewiesene Talente bis zum Erreichen ihres sportlichen Zenits ausreichend gefördert werden. Eines ist aber klar: Wer reich werden will, muss sich Golf, Formel 1 oder Fußball aussuchen. Mit einem Amateursport wie es auch Rodeln ist, geht es nicht.

Sehen Sie das als ungerecht an?
Wesentlich ungerechter ist es, dass eine Pflegekraft, die sich den ganzen Tag um alte und kranke Menschen kümmert, mit einem Hungerlohn nach Hause geht, während andere im Handstreich bei Börsengeschäften Millionen einstreichen.

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