Thomas Schneider stand wie paralysiert auf dem Rasen der Frankfurter Arena und konnte es nicht fassen. Hilflos hatte der Trainer des VfB Stuttgart zusehen müssen, wie seine Mannschaft beim 1:2 (1:0) im Spiel bei Eintracht Frankfurt den erhofften Befreiungsschlag leichtfertig verspielte und mit der achten Pleite in Serie einen Vereins-Negativrekord in der Bundesliga aufstellte. Vieles deutet darauf hin, dass die eigentlich als langfristiges Projekt geplante Amtszeit von Schneider nach gut sechs Monaten wieder zu Ende geht.
Bundesliga - 23. Spieltag
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"Ich schließe nichts aus. Wenn man von einem Weg überzeugt ist, darf man sich von Emotionen nicht leiten lassen. Da musst du dich besprechen und in Ruhe entscheiden", sagte Bobic nach dem 1:2 (1:0) bei Eintracht Frankfurt dem TV-Sender Sky. Ähnlich äußerte sich Präsident Bernd Wahler: "Wir werden uns mit Thomas Schneider zusammensetzen und eine Entscheidung treffen." Diese sei laut Wahler bislang noch nicht gefallen. "Wir haben gesagt, wir wollen etwas Neues aufbauen. So etwas schnell über den Haufen zu werfen, wäre falsch." In den letzten Wochen hatten sich die Verantwortlichen stets gegen eine Trennung von Schneider ausgesprochen.
Dies könnte vor dem Kellerduell mit Schlusslicht Eintracht Braunschweig nun anders aussehen. "Wenn wir zu einer Lösung kommen, wie sie auch immer aussieht, wird sie von allen zu 100 Prozent getragen", ergänzte Bobic. Spekulationen, wonach er bereits mit möglichen Trainerkandidaten gesprochen habe, dementierte der frühere Nationalspieler nicht. "Dinge abzuwägen und Szenarien durchzuspielen, gehört zum Geschäft dazu."
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Schneider: "Müssen gute Entscheidung treffen"
Schneider selbst war nach der bitteren Niederlage "wahnsinnig enttäuscht" und wollte sich zu seiner eigenen Zukunft keine Gedanken machen: "Wir müssen die Dinge so mitnehmen, uns Gedanken machen und eine gute Entscheidung treffen."
Nach zwei späten Gegentreffern durch Jan Rosenthal (80. Minute) und Alexander Meier (89.) hatte der VfB wieder sichere Punkte aus der Hand gegeben. Mit nur 19 Zählern befinden sich die Stuttgarter in höchster Abstiegsgefahr. Die Eintracht entfernte sich dagegen mit 25 Zählern ein wenig von den bedrohlichen Plätzen und verhinderte den nächsten Tiefschlag nach dem bitteren Europacup-Aus gegen den FC Porto und der schweren Verletzung von Leistungsträger Sebastian Rode (Knorpelschaden). "Wir mussten über unsere Grenzen gehen", sagte Sebastian Jung nach dem äußerst glücklichen Sieg.
Der Mannschaft von Trainer Armin Veh, der den VfB 2007 noch zur letzten Meisterschaft geführt hatte, waren die Strapazen vom Europacup-Abend gegen Porto anzumerken. Die Eintracht spielte ohne Tempo und erlaubte sich viele Fehler im Aufbauspiel. Erschwerend kam hinzu, dass neben Rode (Knorpelschaden) auch Mittelfeld-Kollege Pirmin Schwegler gelbgesperrt ausfiel.
Keine Eintracht-Chance vor der Pause
So gelang es dem VfB, der wieder auf Kapitän Christian Gentner zurückgreifen konnte und bei dem nach 17 Monaten erstmals Ex-Nationalspieler Cacau in der Startelf stand, nach gut einer Viertelstunde die Spielkontrolle zu übernehmen. Torchancen stellten sich für die Schwaben aber zunächst nicht ein. Erst Harnik erlöste die deutlich verbesserten Gäste, als er nach Zuspiel von Alexandru Maxim von der Strafraumgrenze traf.
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In der Folgezeit waren die Gastgeber zunächst völlig von der Rolle. So besaßen die Stuttgarter bei einem abgefälschten Freistoß von Maxim (33.) und einem Schuss von Cacau (34.) weitere gute Chancen zum zweiten Tor. Die Eintracht erspielte sich dagegen in den ersten 45 Minuten keine einzige echte Tormöglichkeit.
Maxim vergibt die Entscheidung
Zur zweiten Halbzeit brachte Veh - von Pfiffen begleitet - Rosenthal für Joselu ins Spiel und stellte auf ein 4-4-2-System um. Doch am Spielverlauf änderte sich so schnell nichts. Die Stuttgarter hatten wenig Probleme, die Frankfurter Angriffsbemühungen zu kontrollieren. So dauerte es bis zur 62. Minute, ehe Stefan Aigner mit einem Kopfball VfB-Keeper Sven Ulreich zu einer Parade zwang.
Hektisch wurde es zehn Minuten später, als Schiedsrichter Deniz Aytekin nach einem Zweikampf zwischen Tranquillo Barnetta und Cacau auf den Elfmeterpunkt zeigte. Nach Rücksprache mit Linienrichter Benjamin Brand revidierte der Unparteiische aber seine Entscheidung. Kurz darauf ließ Maxim die große Chance zum 2:0 vor dem leeren Frankfurter Tor liegen (78.). Der Fauxpas sollte sich zwei Minuten später rächen, als Rosenthal zuschlug. Und es kam noch schlimmer, als Meier aus kurzer Distanz zum Siegtreffer traf. "Ich bin Maxim extrem dankbar. Das musste das 2:0 sein. Danach wären wir tot gewesen", sagte Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp mit Blick auf die Schlüsselszene des Spiels.