Ferrari schraubt nach seinem enttäuschenden Start in die Formel-1-Saison seine Ansprüche deutlich herunter. "Derzeit besteht unsere Priorität darin, uns als das zweitbeste Team zu etablieren", wurde Chefingenieur Pat Fry mit Blick auf den aktuellen Branchenprimus Mercedes auf der Homepage der Rennserie zitiert. "Wir arbeiten naturgemäß so hart wie wir können daran, die Kluft zu den Topmannschaften zu schließen."
In dieser Saison hat es das Scuderia-Duo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen noch nicht aufs Podest geschafft. Sechs Tage vor dem Grand Prix von China musste Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gehen. Der neue Boss heißt Marco Mattiacci.
Kein einfacher Start für Mattiacci
Mattiacci ist in Italien weitgehend unbekannt. Von der schillernden Scuderia hatten viele die große Lösung á la Ross Brawn erwartet. Deshalb ist die Skepsis bereits vor dem ersten Formel-1-Einsatz des neuen starken Mannes groß.
Der 43-Jährige werde zunächst "vor allem die Vorurteile gegen ihn besiegen müssen", schrieb die renommierte "Gazzetta dello Sport". "Mattiacci muss die Skepsis überwinden und sich in seiner Rolle behaupten."
Topfahrer mit stumpfen Waffen
Zu Wochenbeginn war Mattiaccis Vorgänger Domenicali angesichts von sechs Jahren ohne Titel in der Fahrer-WM und des alarmierend schwachen Saisonstarts zurückgetreten. Ferrari liegt trotz seiner beiden Ex-Weltmeister Fernando Alonso und Kimi Räikkönen nur auf Rang fünf der Teamwertung und war gegen die dominanten Mercedes-Silberpfeile bislang chancenlos.
Der neue Mann ohne großen Namen in der Königsklasse soll nun für die Wende sorgen. Mattiacci war zuletzt als Ferrari-Geschäftsführer für Nordamerika zuständig. "Das genügt jedoch nicht, um Enthusiasmus in einem geschlossenen Umfeld wie der Formel 1 zu wecken", schrieb die Gazzetta.
Marketing-Mann statt Techniker
Die Wahl eines "jungen Managers mit internationalem Profil" sei dennoch ein berechtigter Schritt. Mattiacci könne "der Scuderia nützlicher sein als ein "Techniker" und Beschlüsse aus einer neuen Perspektive fassen.
Die F1 auf der Mercedes-Tribüne
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Bislang machte sich Mattiacci vor allem durch seine Fähigkeiten im Marketingbereich intern einen Namen. Der Vater von drei Kindern mit Wirtschaftsstudium an der Columbia Business School von New York zählt seit 1999 zu den Spitzenmanagern Ferraris. Ihm hatte der Sportwagenhersteller die Expansion in Nordamerika und im Nahen Osten anvertraut. 2012 wurde Mattiacci mit dem Automotive Executive of the Year Award, einem der angesehensten Preise für Auto-Manager, ausgezeichnet. Nun muss er den hohen Erwartungen der Tifosi gerecht werden.