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Arminia Bielefeld und Darmstadt 98 liefern Spiel für die Ewigkeit


Ein Spiel für die Ewigkeit
Danke Arminia Bielefeld, danke SV Darmstadt 98

Von t-online
Aktualisiert am 20.05.2014Lesedauer: 3 Min.
Elton da Costa (li.) und Arminias Arne Feick sorgten für die letzten Paukenschläge in einem unvergesslichen Spiel.Vergrößern des BildesElton da Costa (li.) und Arminias Arne Feick sorgten für die letzten Paukenschläge in einem unvergesslichen Spiel. (Quelle: Osnapix/imago-images-bilder)
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Von Sebastian Schlichting

Ja, ich gebe es zu: Ich hatte überlegt, nicht mehr hinzufahren. Aus Berlin anreisen, als recht neutraler Zuschauer, um ein Spiel zu verfolgen, das an sich schon vor dem Anpfiff entschieden ist? Lohnt sich das? Oder soll ich lieber noch einen Tag länger in der Heimat bleiben und mit ein paar Kumpels ein Bierchen trinken? Ich bin hingefahren, weil man einem Relegationsspiel nicht fernbleibt, wenn man eine Karte hat. Hätte ich es getan, hätte ich nicht weniger als ein Spiel für die Ewigkeit verpasst.

Lassen wir einmal die Randaspekte beiseite: Dass der SV Darmstadt 98 nach über 20 Jahren in die 2. Bundesliga zurückkehrt. Dass Arminia Bielefeld trotz des Coups bei Dynamo Dresden am 34. Spieltag runter muss. Lassen wir einmal, auch wenn das im heutigen Profigeschäft nicht einfach ist, beiseite, dass es um viel Geld für die Vereine ging. Sagen wir einfach: Das war Fußball. Einfach Fußball in seiner genialsten, großartigsten Form. Dank Arminia Bielefeld, dank Darmstadt 98.

Über 120 Gründe

Es mag gute Gründe gegen die Relegation geben. Die Partie in Bielefeld bot über 120 dafür. Von der ersten bis zur letzten Minute. Niemand, der dabei war, wird dieses Spiel vergessen. Es wird sich - je nach Vereinszugehörigkeit - als das Größte oder das Schlimmste ins Fangedächtnis einbrennen: "Weißt du noch, damals, am 19. Mai 2014?"

Vor dem Anpfiff meinte ein Darmstädter Fan zu den Umstehenden: "Heute erleben wir ein Wunder." Alle lachten, nach dem Motto "lasst ihn mal reden". Knapp zweieinhalb Stunden später wird niemand mehr über diesen bedingungslosen Optimisten gelacht haben. Wahrscheinlicher ist, dass sich alle in den Armen gelegen haben und immer wieder Worte wie "unfassbar" und "unglaublich" gestammelt haben. Darmstädter Fans im Alter um die 50 hatten Freudentränen in den Augen. Bielefelder Fans, ebenfalls erwachsene Männer, haben Rotz und Wasser geheult.

Bielefeld zittert, Darmstadt glaubt dran

Ein Wort, das diesem Spiel gerecht wird, muss erst noch erfunden werden. Denn es gibt keins, was auch nur annähernd erklärt, was sich an diesem schon jetzt historischen Abend auf der Bielefelder Alm zugetragen hat. Der Drittligist verliert das Hinspiel zu Hause 1:3 und braucht nun ein 3:0 oder 4:2 oder ähnliches. Spannung ist was anderes. Und dann stehen plötzlich Bielefelder auf dem Platz, die - warum auch immer - von der ersten Minute an zittern. Und Darmstädter, die - warum auch immer – von der ersten Minute dran glauben, dass noch etwas geht. Und es geht tatsächlich etwas: 1:3, nach 79 Minuten ist alles auf Anfang gestellt.

Allein das ist schon eine Sensation. Und doch nur die lockere Ouvertüre. Danach hält Bielefelds Torwart Stefan Ortega alles. Verlängerung. Schiedsrichter Jochen Drees verweigert Darmstadt einen Handelfmeter. Bielefelds Kacper Przybylko trifft dagegen in der 110. Minute. Die Alm rastet aus. Das war`s. Und es war großer Sport. Denken viele.

"Was war da los?"

Aber - und spätestens jetzt regiert der Wahnsinn in Reinform - Darmstadt gibt diesem Spiel die nächste irre Wendung. Elton da Costa haut den Ball in der 122. Minute rein. Der größte Teil der 26.000 Zuschauer ist wie paralysiert. Im Gästeblock liegen die Menschen jubelnd neben- und übereinander. Kaum haben sie sich entknotet und realisiert, was da gerade passiert, ist der Ball schon auf der anderen Seite. Arne Feick trifft den Pfosten, der Ball rollt durch den Fünfmeterraum, der Nachschuss wird geblockt, Dominik Stroh-Engel drischt die Kugel weg. Einige Darmstädter Fans werden lange nach Schlusspfiff fragen, was da los war. Sie hatten diesen letzten emotionalen Ausschlag auf der nach oben offenen Irrsinns-Skala nur noch unterbewusst mitbekommen.

Eigentlich wollte ich mich nach dem Spiel mit einem Kumpel aus Bielefeld treffen. Ich habe ihm nach Schlusspfiff eine Nachricht geschickt, dass wir das lieber verschieben. Was hätte ich jemandem sagen sollen, der sämtliche Heim- und Auswärtsspiele der Arminia im Stadion sieht? "Junge, war doch ein tolles Spiel. Das wird schon wieder"? Wohl kaum.

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