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Extremsurfer Sebastian Steudtner finanziert durch eine Crowdfunding-Aktion seinen Weltrekordversuch


Spenden für die Monsterwelle
Extremsurfer Sebastian Steudtner jagt den Wellenreit-Weltrekord

t-online, Jens Berghaus

19.09.2014Lesedauer: 5 Min.
Der Surfer Sebastian Steudtner bei der Vorstellung seines Projekts "Wir machen Welle".Vergrößern des BildesDer Surfer Sebastian Steudtner bei der Vorstellung seines Projekts "Wir machen Welle". (Quelle: Sebastian Steudtner/leer)
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Der Extremsurfer Sebastian Steudtner ist derzeit nicht zu beneiden. “Ich stehe früh auf und gehe spät ins Bett“, beschreibt er seinen momentanen Tagesrhythmus. Ein Geschäftstermin jagt den nächsten. Von ihnen ist der Nürnberger abhängig, denn sie bilden die finanzielle Grundlage für sein Surfen. Er hält Gastvorträge, in denen er über Risikomanagement, Teamarbeit und Motivation referiert. Doch nun hat die Suche nach weiteren Sponsoren vorerst ein Ende. Dank einer Spendenaktion hat er den Rücken frei für sein Projekt, den Weltrekord im Big-Wave-Surfen nach Deutschland zu holen.

Mit einem langjährigen Freund gründete der Bauchmensch die Crowdfunding-Aktion “Wir machen Welle“. “Wir haben uns gesagt, ‘nehmen wir doch die Leute mit aufs Brett‘. Sie surfen dann die größte Welle mit mir“, so Steudtner. Bei der Aktion gibt es für die Spender die exklusive Möglichkeit, ihre Namen auf das Surfbrett drucken zu lassen, mit dem Steudtner den Weltrekord aufstellen will.

37.000 Euro an Spenden als Ziel

Der 29-Jährige hat errechnet, was es kosten würde, für ein halbes Jahr auf Vorträge und Pressetermine zu verzichten: 37.000 Euro. Diese Summe hat er als Ziel seiner Crowdfunding-Aktion ausgerufen.

Vom Gelingen der Aktion ist er überzeugt. “Das Coole an der Sache ist, dass es keine Egonummer ist. Die Leute sind wirklich frei in ihrer Entscheidung. Und wenn sie sagen ‘ich habe Bock darauf den Sebastian surfen zu sehen‘, dann investieren sie ihren Wunschbetrag“. Allein in der ersten Woche sind bereits gut 8.000 Euro erzielt worden.

Aktueller Rekord bei fast 24 Metern

Wer jetzt glaubt, der Sunnyboy lege sich mit dem gespendeten Geld und der gewonnenen Zeit im sonnigen Surfparadies Hawaii unter die Palmen, während in Europa der Herbst Einzug hält, liegt allerdings mächtig daneben. Steudtner will diesen Winter vor Portugals Küste die größten Wellen des Atlantiks surfen. Zeit und Geld wird in die penible Vorbereitung gesteckt.

Auf Hawaii hat Steudtner das Surfen der Big Waves gelernt. Im Jahr 2009 stellte er dort einen vielbeachteten Weltrekord für die höchste gesurfte Welle auf. Allerdings verlor er den Rekord zwei Jahre später in Portugal an die Surflegende Garrett McNamara. Dort, an den Klippen von Nazaré, brechen im Winter, wenn das Meer besonders stürmisch ist, die größten Wellen der Welt. Namaras Rekordwelle kam im November und hatte eine Höhe von 23,8 Metern. Bis heute der offizielle Weltrekord im Big-Wave-Surfen.

Steudtner: “Ich bin kein Adrenalin-Junkie“

Für sein Ziel den Weltrekord wieder zurück nach Deutschland zu holen, bezieht Steudtner mit seinem Team ab Mitte September in Nazaré das Basislager. Geplant ist, bis Mitte März 2015 im Küstenstädtchen zu verweilen: "Dort und in der Zeit muss es irgendwann passieren."

Dass der Modellathlet mit seinen sonnengebleichten blonden Wuschelkopf und dem gewinnenden Lächeln allen Klischees des sorglos surfenden Sunnyboys entspricht, nimmt der gebürtige Esslinger mit Humor. Dagegen hält er seine Philosophie: Safety first. “Ich bin kein Adrenalin-Junkie, der für den nächsten Kick sein Leben aufs Spiel setzten würde. Sondern das ist für mich eine Leistungssportart, wie ein Profisport, die ich auch länger machen will. Und ich möchte erleben, dass ich sie auch so oft wie möglich machen kann“, sagt er mit einem Lachen.

Durch Routine zur mentalen Stärke

So hat er mit seinem Teamarzt ein spezielles Rettungskonzept entwickelt. Der Militärarzt stellt in Nazaré die Verbindung zu den umliegenden Krankenhäusern her und sorgt dafür, dass bei ernsthaften Verletzungen der Abtransport schnell abgewickelt werden kann. Neben dem Jetski, mit dem Steudtner in die Wellen gezogen wird, begleitet ihn stets ein Rettungs-Jetski, der im Notfall den Surfer direkt an Land bringt.

Stürze gehören zur Tagesordnung und ein dicker Neoprenanzug ist Pflicht, wenn der Surfer im Winter vom kalten Nass verschluckt wird. “Es ist eine sehr ungemütliche und menschenfeindliche Gegend da unten." Trotzdem ist tägliches Training unerlässlich für den Weltrekordversuch: “Das physische und aktive Arbeiten verschafft mir eine mentale Stärke. Zu wissen, dass ich alles was dafür notwendig ist getan habe, bringt mir eine mentale Ruhe, die mich auch Vollgas geben lässt."

Vom Apnoe-Tauchen gelernt

Durch das Apnoe-Tauchen, dem Tauchen ohne Sauerstoffgerät, hat Steudtner gelernt, den Atemreflex zu kontrollieren, um mehrere Minuten lang die Luft anhalten zu können. “Indem ich mich durch positive Vorstellungen aus der Gefahrensituation heraus denke, überbrücke ich die Zeit während ich unter Wasser bin.“

Diese Technik ist überlebenswichtig, um nicht in Panik zu geraten, wodurch der Sauerstoffverbrauch im Körper beschleunigt wird. “Eine absolute Stresssituation. Unter Wasser wird man hin und her geschleudert wie ein Tennisball in der Waschmaschine. Man weiß nicht wann man auftaucht. Der Kopf sagt automatisch ‘du ertrinkst‘ und will Panik haben, weil er eben nicht weiß was passiert."

Nahtod-Erfahrungen? "Nur auf der Autobahn"

Die Frage, ob er nicht schon Nahtoderfahrungen beim Extremsurfen gesammelt hat beantwortet Steudtner mit einem Schmunzeln. “Nein, beim Surfen nie. Nur einmal auf der Autobahn."

Die Chance, tatsächlich einen neuen Weltrekord aufstellen zu können, wird vom Wetter diktiert. Durch Meteorologen bekommt das Team die Information, wann sich ein ausreichend starker Sturm über dem Atlantik entwickelt. Wenn die Entscheidung zu Surfen dann fällt, bleibt ihnen nur ein kleines Zeitfenster. “Von den wirklich ganz, ganz großen besonderen Wellen bekommt nur man eine oder zwei", so der Extremsurfer.

Die Angst weicht sobald er in seinem Element ist

Dass er an solch einem Tag extreme Gefühlswallungen erlebt, will er gar nicht bestreiten: “Das ist alles eine Mischung. Je nach Situation steigt auch das Adrenalin. Es herrscht eine wahnsinnige Anspannung davor und eine Angst vor der Urgewalt der Welle. Aber das ist ein Prozess.“

Dank seiner Routine gewinnen die positiven Gefühle schnell die Oberhand. “Wenn ich dann alles durchgecheckt habe und ins Wasser gehe, steigt das Selbstbewusstsein. Auch die Vorfreude steigt und die Angst weicht. Und wenn ich aus der Welle raus bin, dann ist es Euphorie und wahnsinnige Erleichterung und Spaß.“

Bis zu 27 Meter möglich

Es lässt sich erkennen, dass Steudtner auf den Höhepunkt seiner Surfkarriere zusteuert. “Klar, es geht um einen Weltrekord, aber es geht mir nicht darum eine exakte Höhe zu schaffen. Sondern es geht mir darum, die größten Wellen der Welt zu surfen und meine Bestleistungen abzurufen. Und wenn beides zusammenkommt, dann kann es der neue Weltrekord werden.“

Wie hoch könne es denn diesen Winter hinausgehen? Steudtners Einschätzung ist vorsichtig: “Ich denke, das ist schon ziemlich am Limit.“ Doch dann kommt wieder sein Optimismus zurück: “Vielleicht 26, 27 Meter“, lautet seine Kampfansage. Zweieinhalb Meter über dem Weltrekord.

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