t-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such Icon
HomeSport

Formel-1: Experte Marc Surer sieht Chancen für Sebastian Vettel


Formel-1-Experte Marc Surer
"Sebastian Vettel kann 2016 Weltmeister werden"

t-online, blü

Aktualisiert am 09.03.2015Lesedauer: 5 Min.
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel bei den Testfahrten in Barcelona.Vergrößern des BildesFerrari-Pilot Sebastian Vettel bei den Testfahrten in Barcelona. (Quelle: Zuma Press/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nun gilt es für die Teams: Nach unzähligen Testkilometern startet am kommenden Wochenende in Melbourne die neue Formel-1-Saison. Die Fans fiebern vor allem dem Debüt von Sebastian Vettel bei Ferrari entgegen. Spannend wird auch sein, ob Weltmeister-Rennstall Mercedes die Konkurrenz wieder in Grund und Boden fährt.

Im Interview mit t-online.de zweifelt Formel-1-Experte und Sky-Kommentator Marc Surer allerdings an einer erneuten Mercedes-Dominanz. Vielmehr sieht er Vettel schon dieses Jahr in der Jägerrolle und ist davon überzeugt, dass der viermalige Champion 2016 mit Ferrari um den WM-Titel kämpfen kann. Zudem erklärt Surer, warum der zurzeit vieldiskutierte 1000-PS-Motor in der Formel 1 keinen Sinn macht.

t-online.de: Herr Surer, Mercedes hat bei den Wintertests beeindruckende Bestzeiten und Rennsimulationen hingelegt. Die Silberpfeile dominieren schon wieder die Formel 1. Droht uns eine langweilige Saison?

Surer: Das glaube ich nicht. Dieses Jahr wird es ihnen nicht so leicht gemacht. Die Testfahrten haben auch gezeigt, dass die Konkurrenz aufgeholt hat - vor allem Ferrari. Und das wird auch so weitergehen, weil weiter an den Motoren entwickelt werden darf.

Aber fast alle Experten sagen voraus, dass Mercedes schon beim Saisonstart bis zu einer Sekunde pro Runde Vorsprung hat.

Das ist auch meine Kalkulation. Aber man darf nicht vergessen, dass die Silberpfeile im vergangen Jahr in Melbourne zeitweise noch einen größeren Vorsprung hatten. Fakt ist: Ferrari, Williams und Red Bull sind denen auf den Fersen. Mercedes darf nicht schwächeln, ansonsten sind die drei Teams dran.

Konnte Mercedes das überragende Vorjahresauto nochmals verbessern?

Das Auto wird nicht viel schneller sein als in der vergangenen Saison, aber sicher konstanter. Die Zuverlässigkeit war ja im vergangenen Jahr das große Problem bei Mercedes. Es gab Ausfälle, da habe ich mich schon gewundert, wie so etwas passieren kann. Nun haben sie vor allem die Ausdauer geübt, immer wieder über viele Runden Rennsimulationen geprobt. Das bestehende Auto wurde nochmals perfektioniert.

Perfektion - das gilt auch für die Fahrer. Lewis Hamilton und Nico Rosberg wirken extrem fokussiert, noch gieriger als im vergangenen Jahr. Wenn Sie sich festlegen müssten: Wer macht diesmal das Rennen?

Meine Erfahrung sagt mir: Immer wenn Lewis Hamilton Liebeskummer hatte (der Formel-1-Weltmeister hat sich kürzlich von seiner Freundin Nicole Scherzinger getrennt, Anm. d. Red.), war er ein bisschen zerstreut und nicht konstant in seinen Leistungen (lacht). Es könnte also das Jahr von Nico Rosberg werden.

Und auch das Jahr von Sebastian Vettel. Ferrari war bei allen Testfahrten immer vorne mit dabei. Woher kommt nach der verkorksten Saison 2014 auf einmal die neue Stärke?

Mit der Verpflichtung von Vettel hat Ferrari auch gleich das komplette Team umgekrempelt. 60 neue Leute wurden geholt, Schlüsselposition wie beispielsweise in der Motoren-Abteilung neu besetzt. Dabei hat Ferrari offenbar alles richtig gemacht. Der Motor ist schneller und hält. Zudem haben sie Rory Byrne zurückgeholt, ein Genie vergleichbar mit Adrian Newey bei Red Bull. Er hat schon zu den Ferrari-Zeiten von Michael Schumacher die Erfolgsautos gebaut. Der neue Ferrari ist nun nicht nur schnell, sondern auch aerodynamisch deutlich verbessert.

Welchen Anteil hat Vettel am Aufschwung von Ferrari? Er wird von Teamchef Maurizio Arrivabene schon mit Schumacher verglichen.

Vettel wirkt seit seinem Wechsel zu Ferrari wie ausgewechselt, er lacht wieder und ist voller Tatendrang. Er bringt mit seiner erfrischenden Art neuen Schwung ins Team und gibt den Takt vor. Er sagt deutlich: So und so will ich das haben. Und sein Kumpel Kimi Räikkönen schwimmt da mit. Auch er wird besser fahren als in der vergangenen Saison.

Was ist für Ferrari konkret drin in diesem Jahr? Nur die Verfolgerrolle oder sogar schon mehr?

Ich denke, sie werden um das Podest fahren. Ich tippe auf zwei Siege von Vettel, wobei Räikkönen sicher auch gewinnen kann.

Wie weit ist Ferrari denn noch vom selbsterklärten Ziel entfernt, die Weltmeisterschaft zu gewinnen?

Jetzt geht es erst einmal darum, den Rückstand zu Mercedes aufzuholen. Aber in einem Jahr kann die Sache schon ganz anders aussehen, die Entwicklung geht ja weiter. Ferrari hat sich komplett neu aufgestellt, hat das Antriebsproblem in den Griff bekommen und weiß jetzt offenbar, wie es funktioniert. Schon 2016 kann Vettel Weltmeister werden.

Ex-Ferrari-Pilot Fernando Alonso schaut sicher neidisch in Richtung seines ehemaligen Arbeitgebers Ferrari. Sein neues Team McLaren mit Motorenpartner Honda kommt überhaupt nicht in die Gänge, enttäuschte bei den Tests auf der ganzen Linien. Wo hapert es am meisten?

Ich bin schon überrascht, dass es nicht läuft. Zumal der Rennstall schon nach der vergangenen Saison in Abu Dhabi mit dem neuen Honda-Motor gefahren ist. Es war also genug Zeit, die Probleme auszusortieren. Ich denke, die Zusammenarbeit zwischen McLaren und Honda muss noch optimiert werden. Die Werke liegen weit auseinander, schnelle Lösungen sind da schwierig. Ich traue denen aber schon zu, dass sie noch in dieser Saison den Anschluss finden. Dafür haben sie einfach zu viel Potenzial und einen Alonso im Cockpit sitzen. Was er in der vergangenen Saison aus dem schwachen Ferrari herausgequetscht hat, war schon sensationell.

Loading...
Loading...
Loading...

Fatal wäre es für Honda in der jetzigen Situation, wenn ab 2017 der zurzeit vieldiskutierte 1000-PS-Motor kommen würde, der die Formel 1 attraktiver machen soll. Dann kämen auf das Team nach kurzer Zeit erneut hohe Entwicklungskosten zu.

Ich glaube, die Diskussion um den 1000-PS-Motor wird im Sande verlaufen. Die Hersteller sollen sich auch schon geeinigt haben, dass es beim V6-Hybrid-Antrieb bleibt. Schauen Sie: Nach dem ersten Jahr voller Probleme mit dem Motor waren die Autos bei den jetzigen Tests drei Sekunden schneller als im vergangenen Jahr. Auch der Sound - zumindest bei Mercedes und Ferrari - hört sich kerniger an. Die Autos sind also schon wieder auf einem sehr hohen Niveau. Mehr noch: Sie könnten sogar zu schnell werden für einige Rennstrecken.

Dann müssen also nicht noch 1000 PS ins Heck.

Richtig. Der Formel 1 würde es nur schaden, wenn der Antrieb schon wieder neu entwickelt wird. Die hohen Kosten für den V6-Motor haben einige kleinen Teams schon in den Abgrund gerissen. Die Rennställe müssen aufhören, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Die Kostenprobleme können nur durch Synergien in der Entwicklung gelöst werden. Hier kann ich mir eine Art Sharing-System gut vorstellen. Das heißt, das eine Team ist für die Energierückgewinnung verantwortlich, der nächste Rennstall dann für andere Dinge und so weiter. Nur so können auch die kleinen Teams in Zukunft überleben.

Das Interview führte Björn Lücker

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website