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FC Bayern - Borussia Dortmund: So kann der BVB die Bayern schlagen


Tuchel hat BVB erneuert
So kann Dortmund die Bayern schlagen

Von t-online
Aktualisiert am 04.10.2015Lesedauer: 5 Min.
Dortmunds Hummels (li.) im Zweikampf mit Bayerns Torjäger Lewandowski.Vergrößern des BildesDortmunds Hummels (li.) im Zweikampf mit Bayerns Torjäger Lewandowski. (Quelle: Avanti/imago-images-bilder)
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Sieben Spiele, sieben Siege, unangefochtener Tabellenführer und gerade einmal drei Gegentore. Der FC Bayern beherrscht die Bundesliga beinahe nach Belieben. Spieler wie Robert Lewandowski oder Thomas Müller sind in Topform. Am Sonntag versucht nun der BVB im Topspiel, den übermächtigen Bayern ein Bein zu stellen.

Taktikexperte Christian Titz hat sich aus diesem Grund beide Teams genau angesehen und erklärt, wie Borussia Dortmund die scheinbar übermächtigen Bayern schlagen kann. Der 44-jährige Fußballlehrer hat tatsächlich ein paar Schwachstellen bei den Münchnern entdeckt und traut zudem Thomas Tuchel einige Überraschungen zu. An einem Lob für die Bayern kommt aber auch er nicht vorbei.

Herr Titz, Robert Lewandowski trifft derzeit am laufenden Band. Müssen die Borussen am Sonntag einen Manndecker wie Jürgen Kohler reaktivieren, um ihren ehemaligen Liebling zu stoppen?

Ich gehe davon aus, dass der BVB Lewandowski nehmen wird wie jeden anderen Stürmer auch. Mats Hummels oder Sokratis werden sich sicher nicht direkt zuordnen, sondern ganz normal in der Viererkette verschieben und aus ihrer Position heraus spielen. Klar ist aber natürlich, dass Lewandowski derzeit einen Lauf hat und ihm fast alles gelingt. Und wenn ein Spieler mit seiner außergewöhnlichen Qualität einmal ins Rollen kommt, ist er nur sehr schwer zu stoppen.

Der BVB hat dreimal in Folge nur unentschieden gespielt. Gibt es trotzdem Hoffnung, dass die Dortmunder die Bayern im Topspiel ärgern können?

Hoffnung gibt es immer. Borussia Dortmund hat sich unter Thomas Tuchel verändert und ist variabler und unberechenbarer geworden. Das Spiel ist nicht mehr nur auf Gegenpressing und schnelle Tempogegenstöße ausgerichtet, sondern strebt nach Ballbesitz und Dominanz. Zwei Eigenschaften, die den Bayern bei ihren Gegnern nicht unbedingt schmecken – das hat die Vergangenheit schon mehrmals gezeigt. Aber das muss man gegen enorm starke Bayern mit ihrem hohen Pressing natürlich erst einmal auf den Platz bringen.

Sollten die Dortmunder in der Allianz Arena also auf Angriff spielen und den Bayern ihr Spiel aufzwingen?

BVB-Coach Tuchel ist alles zuzutrauen, er hat viele Ideen und kann den Gegner lesen. Gladbach und Wolfsburg haben in der letzten Saison gezeigt, dass die Bayern Probleme haben, wenn der Gegner das Zentrum verdichtet und sie auf die Außen lenkt. Dort könnten die Dortmunder zupacken und nach Ballgewinnen hätten sie dann zwei Möglichkeiten zum Erfolg zu kommen.

Welche sind das?

Zum einen natürlich der BVB-typische Konter über die pfeilschnellen Stürmer auf den Außenbahnen. Dort gibt es Lücken, da die Außenverteidiger der Bayern in der Offensive quasi zu Mittelfeldspielern werden und extrem hoch stehen. Zum anderen traue ich ihnen aber auch zu, das Spiel dank ihrer technischen Qualitäten durch die Mitte aufziehen. Dafür müssen sie die ersten – und entscheidenden – fünf bis acht Sekunden des Bayern-Pressings überstehen, dann durch kluge Flachpässe durch die Schnittstellen das Mittelfeld überwinden und direkt Druck auf die Viererkette ausüben. An guten Tagen kann der BVB das.

Was haben die Dortmunder denn sonst noch drauf - was genau unterscheidet den BVB unter Jürgen Klopp vom BVB unter Tuchel? Was ist neu im schwarz-gelben Repertoire?

Tuchel hat den BVB flexibler gemacht. Er lässt seine Mannschaft grundsätzlich im Vergleich zur vergangenen Saison 20 bis 30 Meter höher stehen und zieht die beiden Außenverteidiger extrem weit nach vorne. So baut er Dominanz auf und setzt auf Kurzpässe und Ballbesitz. Die fast schon traditionelle Konterstärke des BVB ist deshalb allerdings nicht verloren gegangen, sie ist jetzt einfach nur eine von mehreren Waffen im Offensiv-Spiel.

Wie sieht das Ganze taktisch aus? Gibt es da auch Änderungen?

Die Grundformation des BVB ist ein 1-4-1-4-1-System mit Julian Weigl auf der Sechs und zwei flexiblen zentralen Mittelfeldspielern davor. Diese sind meistens Ilkay Gündogan, der als eine Art Achter in den Zwischenräumen agiert, und Shinja Kagawa, der gerne weite Wege geht und so Lücken reißt. Interessant und bemerkenswert ist dabei, dass dieses Trio nie auf einer Linie spielt, sondern immer auf verschiedenen Ebenen unterwegs ist. Je nach Spielsituation kann sich das System so in ein 1-4-1-2-2-1 oder andere Formationen verschieben. Das ist für den Gegner natürlich extrem schwer auszurechnen.

Extrem schwer zu halten ist die Offensive des BVB mit Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang. Was macht diese drei so besonders?

Die Zusammenstellung passt einfach. Mkhitaryan ist zwar auf dem Papier ein Außenbahnspieler, zieht aber immer wieder mit diagonalen Laufwegen in die Mitte. So kommt er in die Zwischenräume zwischen Mittelfeld und Abwehr des gegnerischen Teams und kann mit seiner Schussstärke oder genialen Pässen für Akzente sorgen. Reus auf der anderen Seite besticht vor allem durch seine individuelle Klasse in direkten Eins-gegen-Eins-Duellen, Aubameyang ist pfeilschnell und ein absoluter Torjäger. Die Bayern müssen sich also auf einiges gefasst machen.

Wie kommt es eigentlich, dass Mkhitaryan plötzlich seine PS auf die Straße bringt und quasi schon als Neuzugang betrachtet werden kann? Liegt das einzig und allein an Tuchel?

Es gibt Spieler, die unter bestimmten Trainern einfach funktionieren. Der Armenier und Tuchel sind - so scheint es – miteinander kompatibel, das funktioniert derzeit und ist sicher einer der Hauptgründe. Was aber noch entscheidend hinzukommt, ist, dass sich Mkhitaryan im Ballbesitzspiel wohler fühlt. Er braucht Aktionen, um Selbstvertrauen zu bekommen. Wenn er das hat, ist er einer der besten Spieler der Bundesliga – und kann auch den Bayern am Sonntag gefährlich werden.

Das klingt bislang alles sehr positiv für den BVB. Die Umsetzung gegen den FC Bayern dürfte aber vermutlich kompliziert werden – was macht die Bayern in dieser Saison so stark?

Bemerkenswert ist im Spiel der Bayern in dieser Spielzeit vor allem, wie variabel sie über die Außenbahnen angreifen. Mal tun sie das im Duo mit einem hinterlaufenden Außenverteidiger, mal rückt dieser nach innen und sucht den Laufweg in den Strafraum, mal geht der pfeilschnelle und dribbelstarke Douglas Costa ins direkte Duell und stürmt dann in Richtung Tor. Hinzu kommt dieses enorme taktische Verständnis von Spielern wie Thomas Müller, Mario Götze oder Thiago, die Zwischenräume der gegnerischen Vierer-Abwehrkette neben Lewandowski besetzen und sich entweder in den Rücken der Abwehr absetzen oder entgegenkommen. Dies ist schwer zu verteidigen.

Alles andere als schwer zu verteidigen wäre der vierte Meistertitel in Folge für den FC Bayern, wenn sie das Spiel am Sonntag gewinnen und mit sieben Punkten davonziehen. Was macht Ihnen Mut, dass es nicht so kommt?

Eine Prognose möchte ich nicht wagen, weil die Bayern derzeit sehr stark und konstant sind. Aber Dortmund hat bereits in diversen Spielen gezeigt, dass der FC Bayern nicht unbesiegbar ist und auch Schwächen hat. Ich bin mir sicher, dass Thomas Tuchel diese Schwachstellen genau analysiert und sein Team optimal vorbereiten wird. Wenn der BVB gute Antworten auf das Pressing findet und sein Spiel mutig aufzieht, könnte es klappen. Lassen wir uns überraschen.

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