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Marc Marquez: Jahrhunderttalent zwischen Genie und Wahnsinn


Motorrad-Weltmeister Marc Marquez
Wunderkind zwischen Genie und Wahnsinn

t-online, blue

20.12.2013Lesedauer: 4 Min.
Schräger geht's nicht: MotoGP-Weltmeister Marc Marquez beeindruckt mit tollkühner Fahrweise.Vergrößern des BildesSchräger geht's nicht: MotoGP-Weltmeister Marc Marquez beeindruckt mit tollkühner Fahrweise. (Quelle: Cordon Press/imago-images-bilder)
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Mit über 330 Stundenkilometern rast er auf die Kurve zu. Dann ein hartes Abbremsen mit kurzem Slide über den Hinterreifen. Er schmeißt den Körper auf die Seite, der kleinste Fehler würde jetzt einen bösen Abflug bedeuten. Doch Mensch und Maschine verschmelzen zu einer Einheit. Das Knie und sogar der Ellbogen schleifen bei fast unmöglicher Schräglage über den Asphalt. Die Gesetze der Physik scheinen ausgehebelt. Nun wieder aufrichten - Vollgas, ein kurzer Wheelie und weiter geht’s.

Wenn man das Phänomen Marc Marquez verstehen will, muss man sich nur seinen einmaligen Fahrstil anschauen. Der Spanier ist gnadenlos, hat vor nichts Angst und überholt die Konkurrenten selbst an aussichtslosen Stellen. So krönte sich der 20-Jährige in diesem Jahr zum jüngsten Weltmeister in der MotoGP und löste damit den Amerikaner Freddie Spencer ab, der diese Bestmarke seit 1983 inne hatte.

Im Rennkombi ein erfolgshungriger Kannibale

Als "Alien", "Außerirdischen", oder "Mann vom anderen Stern" feiert die Fachpresse Marquez nach seinem Triumph. Dabei ist er mit seinem smarten babyhaften Lächeln eigentlich ein stets höfflicher, fast schon schüchterner junger Mann. Doch sobald er seinen Rennkombi überstreift und auf seine 250 PS starke Honda steigt, verwandelt er sich in einen erfolgshungrigen, draufgängerischen und zuweilen rücksichtslosen Kannibalen, der alles gewinnen will.

Kein Wunder, dass Marquez als Wunderkind zwischen Genie und Wahnsinn gilt. "Wir haben schon früh sein Talent entdeckt und gefördert", sagt sein Vater Julian, selbst einst leidenschaftlicher Motorradfahrer, der ab nie Rennen gefahren ist. Nach einem heftigen Sturz in den Bergen der katalanischen Heimat hängte er den Helm an den Nagel. Abgeschreckt hat der Crash seinen Sohn nicht.

Mit zehn Saisonsiegen zum ersten WM-Titel

Mit sechs (!) Jahren fährt Marc Marquez seine ersten Rennen auf dem Minibike und beweist auch Talent im Motocross-Sport. Im Jahr 2008 - Marquez ist wenige Wochen zuvor 15 Jahre alt geworden - debütiert er in der 125-Kubik-WM und feiert dort zwei Jahre später mit zehn Siegen in 17 Rennen seinen ersten WM-Titel.

2011 erfolgt der Wechsel in die Moto2. Dort liefert er sich einen harten Kampf mit Stefan Bradl. Doch mit seinem Übereifer steht er sich selbst im Weg. Unnötigen Stürze und Verletzungen kosten ihm wichtige WM-Punkte. Letztlich muss er sich hinter Bradl mit Platz zwei begnügen.

Während Bradl in die Königsklasse MotoGP wechselt, hängt Marquez noch ein Jahr in der Moto2 dran. Die Niederlage im WM-Kampf will er nicht auf sich sitzen lassen. Er sei erst 18 Jahre und habe noch eine Mission zu erfüllen, erklärt er. 2012 fährt er dann die Konkurrenz in Grund und Boden: 14 Mal steht er auf dem Podest und feiert neun Saisonsiege. Der zweite WM-Titel ist ihm sicher.

Lorenzo: "Marc bringt sich und seine Gegner in Gefahr"

Es folgt der Aufstieg in die MotoGP, worauf die Fans schon sehnsüchtig gewartet hatten. Endlich hat die Szene einen neuen Hoffnungsträger. Marquez kann sich nun mit Superstars wie dem neunmaligen Weltmeister Valentino Rossi oder Jorge Lorenzo messen. Und der Neuling dreht - wie kann es anderes sein - am Gas, als gäbe es kein Morgen mehr. Beim Saisonstart 2013 in Katar rast er gleich als Dritter auf das Podium und avanciert wenig später beim Rennen in den USA mit 20 Jahren und 63 Tagen zum jüngsten Sieger eines MotoGP-Rennens.

Beeindruckend sind dabei seine herausragenden Fahrkünste. Mit chirurgischer Präzision legt sich Marquez seine Gegner zurecht und schlägt dann im richtigen Moment gnadenlos zu. In seinem jugendlichen Leichtsinn geht er allerdings all zu oft mit aggressiven Manövern zum Leidwesen der Konkurrenz über die Grenzen hinaus.

Marquez rempelt Kollegen von der Strecke und hat Riesenglück, als er in Italien einen Sturz bei Tempo 338 ohne nennenswerte Verletzungen überlebt. "Marc fährt ständig mit extremem Risiko. Damit bringt er sich und seine Gegner in Gefahr. Und das schauen sich die jungen Fahrer auch noch ab", beklagt der amtierende Weltmeister Lorenzo während der Saison.

Rossi: "Marquez hat das Siegergen"

Marquez zeigt sich unbeeindruckt, auch Rossi wird zu seinem Opfer. In Laguna Seca lässt Marquez sein ehemaliges Vorbild alt aussehen, als er in der berühmten "Korkenzieher"-Kurve im Staub an dem Italiener vorbeischlüpft. Mit Kritik hält sich Rossi bislang aber zurück.

Vielleicht, weil sich der 34-Jährige mit dem jungen Spanier als Bruder im Geiste sieht? Auch Rossi - über die Jahre weiser geworden - ging zu seinen besten Zeiten immer aufs Ganze und bremste seine Gegner an der Grenze der Unfairness aus. "Marc hat außergewöhnliche Fähigkeiten und das Siegergen", outet sich der Italiener als Marquez-Fan.

Marquez läutet neue Ära ein

Während sich Rossis eindrucksvolle Karriere dem Ende nähert, läutet Marquez eine neue Ära in der MotoGP ein - da sind sich die Experten sicher. Denn er bricht schon jetzt einen Rekord nach dem anderen. Er ist in der Königsklasse nach seinem Debüt-Jahr nicht nur jüngster Weltmeister und Rennsieger. Der Katalane fuhr auch in 15 von 17 Grand Prixs auf das Podium und holte sechs Siege sowie acht Pole-Positions - so viel wie kein anderer vor ihm.

Marquez fiebert bereits der nächsten Saison entgegen. Bei ersten Tests in Valencia brannte er schon wieder die Bestzeit in den Asphalt. "Ich werde nichts an meinem Fahrstil ändern. Warum sollte ich?“, betont er. Der Erfolg gibt ihm schließlich recht. So wird Marquez wieder die Gesetzte der Physik aushebeln - mit einem Ziel: mit Vollgas zum nächsten WM-Titel.

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