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Olympia 2016: Schwimm-Star Paul Biedermann im Interview


Schwimm-Star Biedermann im Interview
"Wir Deutschen sind sehr erfolgsverwöhnt"

Von t-online
14.07.2016Lesedauer: 5 Min.
Paul Biedermann freut sich auf Olympia 2016 in Rio de Janeiro.Vergrößern des BildesPaul Biedermann freut sich auf Olympia 2016 in Rio de Janeiro. (Quelle: Bernd König/imago-images-bilder)
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Paul Biedermann ist Deutschlands wohl bekanntester Schwimmer. Der 29-Jährige befindet sich auf der Zielgeraden seiner langen Karriere, während der er zahlreiche Erfolge und Titel sammelte. Biedermann hat bereits angekündigt, seine Karriere in diesem Jahr zu beenden.

Bei den Olympischen Spielen in Rio hofft der Schwimm-Star auf einen schönen Abschluss. Im Gespräch mit t-online spricht Biedermann über das besondere Flair im Olympischen Dorf, die ungewöhnlichen Wettkampfzeiten bei den Spielen in Rio und über die Zeit nach der aktiven Karriere.

Herr Biedermann, die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro stehen vor der Tür. Wie bewerten Sie Ihren bisherigen Saisonverlauf?

Es ist alles gut gelaufen. Ich hatte keine Ausfälle, konnte mein Programm durchziehen und liege absolut im Soll. Bisher bin ich mit meinem Saisonverlauf sehr zufrieden.

Wie hoch war denn Ihre Trainingsintensität, auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren?

Die bleibt immer gleich. Ich habe meine Routinen jetzt wegen Olympia nicht verändert und baue auf jahrelange Erfahrung. Ich bin kein Freund davon, alles umzuschmeißen, nur weil ein Großereignis ansteht.

Erwarten Sie zum Saisonhöhepunkt Ihre maximale Leistungsfähigkeit abrufen zu können?

Darauf habe ich das ganze Jahr hingearbeitet und hoffe, meinen Leistungshöhepunkt in Rio erreichen zu können. Ich bin guter Dinge, was das angeht.

Sie waren bereits in Peking und London dabei. Ist es trotzdem noch etwas Besonderes, bei Olympia zu starten?

Absolut. Olympische Spiele sind etwas ganz Spezielles. Sie finden nur alle vier Jahre statt, das Flair und das Drumherum sind einzigartig. Allein das Olympische Dorf und das Zusammentreffen mit den ganzen anderen Athleten, das ist etwas sehr Schönes und Spezielles. Es ist schwer, das in Worte zu fassen, man spürt es einfach.

Was war prägend für Sie in Peking und London?

Das Kennenlernen anderer Athleten aus aller Welt, den Spirit, den friedlichen Wettstreit – das alles bleibt einem nachhaltig in Erinnerung.

Werden Sie sich nach Ende der Schwimm-Wettbewerbe andere Wettkämpfe anschauen?

Auf jeden Fall, das habe ich mir fest vorgenommen. Ich hoffe, an Karten zu kommen, um die anderen Wettkämpfe besuchen zu können. Ich will die Olympischen Spiele weiterhin genießen, wenn ich in Rio sportlich durch bin.

Ein unschönes Thema bei Großereignissen ist mittlerweile die latente Gefahr durch Terroranschläge. Können Sie das ausblenden oder beschäftigt einen das als Athlet?

Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich das ohnehin nicht beeinflussen kann. Dementsprechend habe ich auch keine Angst. Wenn man wegen sowas nicht an den Start gehen würde, käme dies einer Kapitulation gleich. Das fände ich viel schlimmer.

Welche sportliche Leistung muss denn für Sie herausspringen in Rio, damit Sie ein positives Fazit ziehen können?

Wenn ich alles heraushole, was möglich ist, bin ich zufrieden. Ich will meine beste Leistung auf den Punkt hin abrufen, dann passt das.

Nervt es Sie, dass sportliche Leistungen in der Öffentlichkeit oft nur in Medaillen oder Platzierungen bemessen werden?

Das ist ein bisschen ein deutsches Phänomen, in anderen Nationen ist das anders. Wir Deutschen sind sehr erfolgsverwöhnt, das ist nun einmal so. Diese hohe Erwartungshaltung ist die Last des Erfolges. Allerdings bin ich daran gewöhnt, genervt bin ich davon nicht mehr. Dafür bin ich auch zu lange im professionellen Schwimmen dabei.

Sie klingen sehr gelassen. Können Sie den öffentlichen Druck als Deutschlands wohl bekanntester Schwimmer denn komplett ausblenden?

Ich hatte in meiner Karriere schon größeren Druck, beispielsweise 2012 bei den Olympischen Spielen in London. Damals war die Erwartungshaltung deutlich höher. Mittlerweile ist es auch so: Ich habe in meiner langen Karriere alle Höhen und Tiefen durchgemacht, von daher bin ich in dieser Hinsicht gereift. Ich konzentriere mich nur noch auf mich und auf das, was ich beeinflussen kann.

Ihre Paradestrecke sind die 200-Meter-Freistil? Wen haben Sie da - neben sich selbst – als Favoriten auf dem Zettel?

Es sind so viele Schwimmer, die für eine Medaille in Frage kommen. Ich brauche da gar keine einzelnen Namen zu nennen, denn die Konkurrenz ist zu groß. Es wird vieles von der Tagesform abhängen.

Der Zeitplan der Schwimmwettbewerbe wird in Rio ungewöhnlich sein, auch wegen der internationalen TV-Vermarktung . Die Vorläufe finden ab 13 Uhr statt wie gewöhnlich am Vormittag. Halbfinals und Endläufe sind erst zwischen 22 Uhr und Mitternacht terminiert. Inwieweit hat das Einfluss auf Ihre Vorbereitung genommen?

Das muss man üben um zu schauen, wie der Körper auf diese ungewöhnlichen Zeiten reagiert. Das haben wir gemacht und uns angepasst. Wir werden in Rio also gut vorbereitet sein.

Die endgültige Anpassung des Biorhythmus erfolgt dann jetzt unmittelbar vor Olympia?

Ja, wir werden jetzt nur noch in diesem Rhythmus trainieren. Wir fliegen am 18. Juli ins Vorbereitungslager nach Brasilien, dann wird nur noch nach den Wettkampfzeiten von Olympia trainiert.

Sie müssen die Bedingungen nehmen, wie sie sind, die Athleten haben keinen Einfluss. Hätten Sie es sich anders gewünscht?

Wünschen kann man sich vieles, was dann doch nicht in Erfüllung geht. Ich bin da Fatalist: Wir als Athleten können es nicht ändern, wir müssen es so hinnehmen. Für die Athleten jeder Individualsportart ist es immer schwierig, Einfluss zu nehmen. Das IOC hat so entschieden, also werden wir zu diesen Zeiten Schwimmen.

Sie haben fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Könnten Sie auch ohne die erhoffte Olympiamedaille zufrieden auf Ihre Karriere zurückblicken oder würde etwas fehlen?

Mir würde nichts fehlen. Ich freue mich auf meine letzten Wettkämpfe und will diese genießen. Ich bin mit mir im Reinen – auch ohne Medaille. Dafür habe ich im Laufe meiner Karriere zu viele Highlights erlebt. Ich bin Weltmeister geworden und habe Weltrekorde geschwommen. Das würde ja auch im Rückblick nicht schlechter werden, nur weil eine Olympia-Medaille fehlt.

Sie haben ja frühzeitig angekündigt, dieses Jahr ihre Karriere beenden. Steigen Sie jetzt schon mit Wehmut ins Becken, weil Ihnen bewusst ist, dass bald ein neuer Abschnitt in Ihrem Leben folgt?

Ich verspüre absolut keinen Wehmut, sondern im Gegenteil Vorfreude. Ich will die letzten Wettkämpfe noch einmal richtig auskosten, um dann das Kapitel abzuschließen und das Schwimmen hinter mir zu lassen. Die Olympischen Spiele werde ich noch einmal richtig genießen.

Freuen Sie sich bereits auf die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere? Was ist das erste, das Sie machen, wenn Sie kein Sportler mehr sind?

Gute Frage. Unverplant sein, mal in den Tag hinein leben. Das sind so die kleinen Dinge, auf die ich mich erst einmal freue.

Wie geht es für Sie persönlich weiter? Wollen Sie dem Schwimmsport verbunden bleiben, zum Beispiel als Trainer?

Nein, das ist für mich keine Option. Trainer werde ich auf keinen Fall, das kann ich für mich ausschließen. Ob ich generell irgendwann eine Funktion im Schwimmsport übernehme, weiß ich noch nicht. Ausschließen will ich das nicht, auch wenn das Andere entscheiden. Aktuell habe ich zwei interessante Job-Angebote auf dem Tisch, die beide mit Sport zu tun haben. Eins davon werde ich wohl annehmen und ich werde in Halle bleiben, mehr kann ich noch nicht verraten.

Das Interview führte Johann Schicklinski

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